Zusammenfassung
Ziel: Es besteht heute kein Zweifel mehr darüber, dass Vorerkrankungen und Risikofaktoren
(z. B. kardial, pulmonal, Rauchen und Alkohol) eine bedeutende Rolle im Hinblick auf
Mortalität und Lebenserwartung eines Patienten spielen. Dieser Tatsache wurde aus
intensivmedizinischer Sicht Rechnung getragen, indem diese Faktoren heute bereits
in intensivmedizinischen Scores integriert sind. Bis dato gibt es keinen Score für
schwer-brandverletzte Patienten, der Vorerkrankungen und Risikofaktoren berücksichtigt.
Ziel dieser Studie war es 1. die „klassischen”, in den ABSI-Score integrierten Variablen
auf ihren Vorhersagewert zu überprüfen. 2. relevante Vorerkrankungen und Risikofaktoren
für das Brandverletzten-Patientengut zu erkennen, mit Punktwerten zu versehen, in
den ABSI-Score aufzunehmen und damit die Vorhersagepräzision zu optimieren. Methodik: 443 intensivpflichtige brandverletzte Patienten wurden in dieser Studie eingeschlossen.
Von ihnen wurden demographische und Unfalldaten, verbrennungsspezifische Daten, Vorerkrankungen,
Risikofaktoren, intensivmedizinische und outcome-relevante Daten erhoben. Univariate
Analysen, schrittweise logistische Regression und die ROC-Kurve wurden als statistische
Methoden eingesetzt. Ergebnisse: Folgende Faktoren zeigten einen signifikanten Einfluss auf die Mortalität: verbrannte
Körperoberfläche (KOF), Alter, Inhalationstrauma (IHT), drittgradige Verbrennung,
Geschlecht sowie kardiologische, pulmonale, renale und endokrinologische Vorerkrankungen.
Als Haupteinflussfaktoren in der logistischen Regression stellten sich die verbrannte
KOF und das Alter der Patienten heraus, wohingegen die drittgradige Verbrennung und
das IHT weniger bedeutsame, jedoch modellverbessernde Parameterschätzer waren. Alle
weiteren Parameter (z. B. Geschlecht, Vorerkrankungen) konnten den Vorhersagewert
dieses Modells bzgl. Überleben bzw. Sterben nicht maßgeblich verändern. Dass es durch
die Berücksichtigung der zusätzlichen Parameter jedoch zu einer Verbesserung des Gesamtmodells
kam, zeigt die ROC-Kurve, die bei zusätzlicher Berücksichtigung von Vorerkrankungen
und Risikofaktoren die größte Fläche unter der Kurve einschloss. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass der ABSI-Score ein geeigneter Score für
Schwerbrandverletzte ist, um die Überlebens- und Sterblichkeitsrate möglichst genau
einzuschätzen. Bekannt ist jedoch, dass es neben den „klassischen” verbrennungsspezifischen
Faktoren weitere Parameter gibt, die das Outcome beeinflussen. Diese Variablen - Vorerkrankungen
und Risikofaktoren - sollten deshalb in einen neuen Verbrennungsscore aufgenommen
werden, um eine noch bessere Prognose für schwerbrandverletzte Patienten abgeben zu
können.
Abstract
Objective: There is no doubt that underlying medical problems such as concomitant diseases or
risk factors play a role in increasing patient morbidity and mortality. These factors
are already integrated in trauma scores but preexisting diseases have no impact on
burn scores yet. This study was performed to examine the predictive value of the classical
burn variables that are integrated in the Abbreviated Burn Severity Index (ABSI).
The preexisting diseases and risk factors in burn patients within our burn center
were evaluated, with the aim of incorporating these evaluations into a new burn score.
This modified burn score was used to optimize the predictive value of burn mortality.
Methods: This study included 443 intensive care burn patients. Demographic, injury, age, total
body surface area burned (TBSAB), full thickness burn (FTB), inhalation injury (IHT),
sex, medical comorbidities, intensive care and outcome data were documented. Univariate
analyses, stepwise logistic regression and the Receiver Operating Curve were used
to generate values for the probability of death. Results: Univariate analyses identified the following risk factors for their relationship
with mortality: TBSAB, age, IHT, FTB, sex and medical comorbidities (cardiovascular,
pulmonary, renal and endocrinological). Logistic Regression showed that total body
surface area burned and age correlated most significantly with the probability of
poor outcome. There were weaker correlations between IHT and FTB. No main effect was
registered for gender and preexisting medical problems. The greatest area under the
ROC curve was registered for our modified ABSI when comorbidities and risk factors
were integrated. Conclusion: The results of this study show that the Abbreviated Burn Severity Index is an appropriate
burn score for estimating the risk of mortality after burn trauma. However, in addition
to the classical variables, preexisting diseases and risk factors have a significant
influence on the outcome and therefore should be incorporated into a new burn score
to predict mortality more accurately.
Schlüsselwörter
Intensivmedizinische Scores - Abbreviated Burn Severity Index (ABSI) - Vorerkrankungen
- Sterblichkeitsrate
Key words
Intensive scores - Abbreviated Burn Severity Index (ABSI) - medical comorbities -
outcome