In diesem und im folgenden Heft wird eine kleine Auswahl vorgestellt, die gegebenenfalls
zur Erweiterung des eigenen Repertoirs bei der retropubischen (aszendierenden) Prostatektomie
dienen kann.
Exposition und Streckung der puboprostatischen Bänder mit „van Buren”-Sonde
Exposition und Streckung der puboprostatischen Bänder mit „van Buren”-Sonde
(Idee: M. Boileau)
Zur Exposition der puboprostatischen Bänder muss die Prostata nach dorsal und kranial
gezogen werden. Gelingt dies von intrapelvin nicht hinreichend, kann eine Metallsonde
hilfreich sein: Diese wird gegen den Dauerkatheter ausgetauscht und zur Streckung
der puboprostatischen Bänder genutzt [Abb. 1] (1). Ein gebogener Lowsley-Retraktor kann ebenfalls dazu eingesetzt werden.
Kontrolle des Plexus Santorini mit Babcock-Klemme-„Handgriff”
Kontrolle des Plexus Santorini mit Babcock-Klemme-„Handgriff”
(Idee: Miller/Larsson bzw. Myers)
Mit einer Babcock-Klemme läßt sich in den meisten Fällen der dorsale Plexus auf der
ventralen Prostatafläche raffen und bündeln („bunching”) [Abb. 2] (2,3). Die Klemme wird dazu ausreichend weit geöffnet, die Branchen werden lateral
auf der Prostata aufgesetzt und die Klemme dann unter Umfassen des dorsalen Venenplexus
langsam geschlossen. Dies führt zur „Raffung” des dorsalen Venenplexus auf der Prostata.
Die Klemme kann nach Ausführung einer blasenhalsnahen Umstechungsligatur auf der Prostata
verbleiben. Sie lässt sich dann als „Steuer” bzw. „Handgriff” für die Prostata zur
weiteren Präparation nutzen: Die puboprostatischen Bänder, die Apex und später auch
die lateralen Prostatapfeiler lassen sich so hervorragend durch kontrollierte Bewegungen
der Prostata unter Zug bringen.
Aortenklemme zur Präparation zwischen Rektum und Denonvillierscher Faszie (bei Verzicht
auf Nervenerhalt)
Aortenklemme zur Präparation zwischen Rektum und Denonvillierscher Faszie (bei Verzicht
auf Nervenerhalt)
(Idee: Huland/Noldus)
Aus onkologischen Gründen wird bei der radikalen Prostatektomie die Denonvillierscher
Faszie auf der Prostata belassen und mit entfernt. Die dorsale Präparationsebene liegt
daher zwischen dem Rektum einerseits und dem hinteren Blatt der Denonvillierschen
Faszie andererseits. Um bei der aszendierenden Präparation diese Schicht sicher zu
entwickeln und Rektumverletzungen zu vermeiden, schlagen Huland und Noldus den Gebrauch
einer Aortenklemme vor. Zunächst wird die perirektale Faszie beidseits der Prostata
inzidiert und die Schicht zwischen Rektum und Denonvillierscher Faszie stumpf entwickelt
(z.B. mit einem kleinen Stieltupfer oder Zeigefinger). Um auch die unmittelbar medialen
Anteile der Schicht zu trennen, wird dann die Aortenklemme genutzt [Abb. 3].
Abb. 1 Verbesserte Darstellung der puboprostatischen Bänder und Prostataapex durch Mobilisation
der Prostata nach dorso-kranial mit einer van Buren Sonde bzw. Lowsley-Retraktor bei
retropubischer Platznot (1). Idee: Boileau
Abb. 2 Nutzung einer Klemme (Miller/Larson (2) bzw. Myers (3)) zur „Raffung” („Bunching”)
des dorsalen Venenplexus auf der Prostata. Gut geeignet ist z.B. eine Babcock-Klemme.
Die Klemme kann nach Ausführung einer blasenhalsnahen Durchstechungsligatur verbleiben.
Sie läßt sich dann als „Steuer” bzw. „Handgriff” bei der weiteren Präparation nutzen:
Die puboprostatischen Bänder, die Apex und später auch die lateralen Prostatapfeiler
lassen sich damit hervorragend unter Zug bringen.
Abb. 3 Nutzung einer gebogenen Aortenklemme nach Huland und Noldus bei der nicht-nervenerhaltenden
retropubisch aszendierenden rad. Prostatektomie (4).
A: Aortenklemme; P: Prostata
D: Denonvilliersche Faszie
M: Präparationsschicht
T: Fettgewebe
NVB: Neurovaskuläres Bündel
F: Perirektale Fascie