Einleitung
Einleitung
In retrospektiven Untersuchungen konnte das Auftreten einer z. T. erheblichen individuellen
Variabilität des Apnoe-/Hypopnoeindex (AHI) bei wiederholten nächtlichen Polysomnographien
an Patienten unterschiedlichen Alters mit und ohne Symptome des Schlafapnoesyndroms
gezeigt werden [1]
[2]
[3]
[4]
[5]. Es wurden eine Reihe von Faktoren beschrieben, die die Variabilität bedingen können:
Immer wieder wurde ein first night effect (FNE) nachgewiesen, bedingt durch ungewohnte
oder veränderte Umgebungsbedingungen [6]
[7]. Andere Faktoren, die die Variabilität des AHI beeinflussen können sind Schweregrad
der Erkrankung, die Abhängigkeit von der Lage, Alter und Geschlecht der Patienten
[8]
[9]
[10]
[11].
Zur Frage, mit welcher Ausprägung die Variabilität des AHI unter ambulanten Bedingungen
auftritt, bei der die Patienten erstmals mit einer Messapparatur konfrontiert werden,
wurde die folgende prospektive Studie durchgeführt, bei der Patienten mit klinischem
Verdacht auf ein Schlafapnoesyndrom rekrutiert wurden, die die Messungen über den
gesamten Messzeitraum selbständig ambulant durchführen.
Patienten und Methoden
Patienten und Methoden
Es wurden prospektiv und konsekutiv 30 ambulante Patienten, die sich wegen Verdacht
auf ein Schlafapnoesyndom vorstellten, gemessen. Einschlusskriterien waren Tagesmüdigkeit
mit einem Wert in der Epworth Sleepiness Scale größer 10 und Symptome von beobachtetem
regelmäßigen Schnarchen und oder Atempausen, die in einer standardisierten Befragung
erfasst wurden. Ausschlusskriterien waren Patienten mit COPD (FEV1 < 70 % Soll), Herzinsuffizienz (Echokardiographisch FS < 30 %), Systemerkrankungen,
maligne Tumorerkrankungen und neurologischen Erkrankungen. Das durchschnittliche Alter
betrug 53,6 ± 14,7 Jahren (21 Männer und 9 Frauen, BMI 28,4 ± 3,2 kg/qm). Zur weiteren
Auswertung wurden nur Patienten aufgenommen, bei denen eine vollständige Messung über
3 Nächte gelang. Dies war bei 19 Patienten (12 Männer und 7 Frauen, Alter 51,6 ± 12,4
Jahren, BMI 29 ± 3,7 kg/qm) der Fall.
Ambulantes Monitoring
Mit dem Screeninggerät (Apnoescreen Pro, Fa Viasys, Würzburg) wurden Atemflow mit
einem oronasalen Thermistor, thorakoabdominale Atembewegungen, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung
und Körperlage aufgezeichnet. Die Aufnahmezeit des Rekorders betrug 3 Nächte.
Nachdem die Patienten der Durchführung der Untersuchung zugestimmt hatten, erhielten
sie eine ausführliche Einführung, bei der sie mit der Handhabung des Gerätes vertraut
gemacht wurden und das Anlegen der Sensoren erlernten. Sie wurden auf die Notwendigkeit
hingewiesen, auf Alkohol sowie Sedativa zu verzichten. Anschließend nahmen sie das
Gerät mit nach Hause und führten Messungen an 3 aufeinanderfolgenden Nächten selbständig
durch. Während der Zeit bestand die Möglichkeit zu direktem Telefonkontakt.
Nach der Rückgabe des Gerätes erfolgte die Auswertung, die anhand der Ergebnisse der
Computeranalyse sowie einer manuellen Auswertung am Monitor jeweils von derselben
Person durchgeführt wurde.
Auswertung der Ergebnisse
Obstruktive Apnoen werden durch fehlenden oronasalen Luftstrom bei erhaltenen Thorax-
bzw. Abdomenexkursionen definiert. Hypopnoen wurden durch eine Reduktion des oronasalen
Luftstroms um mindestens 50 % bei erhaltenen Thorax- bzw. Abdomenexkursionen und einen
Abfall der Sauerstoffsättigung um mindestens 4 % definiert.
Der maximale, minimale und durchschnittliche AHI jedes Patienten über die 3 Nächte
wurde ermittelt und die maximale und durchschnittliche Länge der Apnoen bzw. Hypopnoen
erfasst.
Die AHI-Differenz wurde bestimmt als Differenz zwischen maximalem und minimalem AHI.
Der Variationskoeffizient des AHI wurde berechnet als Quotient aus dem durchschnittlichen
AHI und der Standardabweichung. Ermittelt wurde die Anzahl der Entsättigungen und
die Anzahl der Entsättigungen < 90 % sowie der minimale SaO2-Wert und der durchschnittliche minimale SaO2-Wert. Außerdem wurde die Anzahl der Schnarchereignisse bestimmt sowie die Summe aus
Tachykardie- (Herzfrequenz > 100/min und länger als 10 s) und Bradykardieereignissen
(Herzfrequenz < 60/min, > 10 s) berechnet. Die Herzfrequenz wurde pulsoxymetrisch
gemessen, Schlafzeiten und Schlafeffizienz wurden aktigraphisch abgeschätzt. Der AHI
wurde auf die abgeschätzte Schlafzeit bezogen. Aufwacher wurden detektiert, wenn mehr
als 50 % des maximalen aktigraphischen Ausschlags gemessen wurde.
Die durchschnittlichen Ergebnisse des AHI in 3 Messungen in der Gesamtgruppe wurden
verglichen. Anschließend wurde die Variabilität des AHI in 2 Gruppen mit einem maximalen
AHI < 10/h bzw. ≥ 10/h einander gegenübergestellt.
Die Lageabhängigkeit des AHI bedeutet, dass in Rückenlage ein mindestens 2fach höherer
AHI nachgewiesen wird als in Seitenlage. Um einen Zusammenhang zwischen der Lageabhängigkeit
des AHI und der Variabilität des AHI zu untersuchen, wurde ein Vergleich der AHI-Differenz
zwischen der Patientengruppe mit und ohne lageabhängigem AHI durchgeführt.
Die Variabilität des AHI wurde in 2 Altersgruppen mit einem Alter < 50 Jahren bzw.
≥ 50 Jahren sowie in 2 Patientengruppen mit männlichem bzw. weiblichem Geschlecht
untersucht.
Es wurde die Sensitivität der Einzelmessungen sowie die Sensitivität jeweils zweier
sowie aller 3 Messungen bestimmt.
Statistische Analyse
Statistische Tests wurden mit dem Programm SPSS (Version 10.1) durchgeführt. Die untersuchten
Parameter erwiesen sich als nicht normalverteilt. Angesichts einer ausreichenden Robustheit
des Testverfahrens wurde der nichtparametrische Test Kruskal-Wallis zum Vergleich
der Ergebnisse der 3 Messungen durchgeführt.
Zur Untersuchung der jeweiligen Korrelationen wurde der Spearman-Korrelationskoeffizient
berechnet. Der Zusammenhang zwischen Alter und Geschlecht und der Variabilität des
AHI wurde in einem multivariaten Test geprüft. Das Signifikanzniveau beträgt jeweils
p < 0,05. Die Werte sind, falls nicht gesondert angegeben, als Mittelwerte und Standardabweichung
angegeben.
Ergebnisse
Ergebnisse
Der Apnoe-/Hypopnoeindex betrug in der ersten Messung 9,8 ± 11,7/h, in der zweiten
10,1 ± 9,6/h und in der dritten Messung 8,5 ± 9,0/h (Tab. [1], Abb. [1]).
Tab. 1 Ergebnisse der untersuchten Parameter in der Gesamtgruppe in den drei Messnächten
(n = 19) |
N1 |
N2 |
N3 |
p |
AHI (/h)
|
9,8 ± 11,7 |
10,1 ± 9,6 |
8,5 ± 9,0 |
n. s. |
durchschn. Apnoe-Dauer (s)
|
18,4 ± 7,9 |
17,9 ± 4,6 |
17,7 ± 5,3 |
n. s. |
max. Apnoe-Dauer (s)
|
39,3 ± 24 |
46,3 ± 23 |
43,4 ± 29,1 |
n. s. |
durchschn. Hypopnoe-Dauer (s)
|
30,4 ± 10,3 |
32,8 ± 13,6 |
28,4 ± 15,8 |
n. s. |
max. Hypopnoe-Dauer (s)
|
77,7 ± 40 |
77,2 ± 38 |
64,5 ± 50,5 |
n. s. |
Entsättigungen (n)
|
77,3 ± 111,1 |
69 ± 83,1 |
78,4 ± 112,9 |
n. s. |
Entsättigungen < 90 % (n)
|
47,3 ± 108,5 |
41,4 ± 75,7 |
39,7 ± 98,3 |
n. s. |
durchschn. minimaler O2 (%)
|
90,3 ± 2,7 |
90,3 ± 2,2 |
90,9 ± 2,2 |
n. s. |
minimaler O2 (%)
|
82,4 ± 9,3 |
82,5 ± 7,8 |
85,1 ± 7,5 |
n. s. |
Tachy-/Bradykardien (n)
|
133,1 ± 116 |
101,6 ± 84,7 |
108 ± 108,4 |
n. s. |
Schnarchereignisse (n)
|
117,5 ± 115,3 |
108,6 ± 106 |
135,5 ± 124,8 |
n. s. |
Schlafzeit (h)
|
7,2 ± 0,6 |
7,1 ± 0,6 |
7,1 ± 0,5 |
n. s. |
Aufwacher (n)
|
12,5 ± 7,5 |
12,8 ± 9,2 |
11,1 ± 7,7 |
n. s. |
Schlafeffizienz (%)
|
94,9 ± 3,3 |
94,6 ± 3,8 |
95,6 ± 3,1 |
n. s. |
Abb. 1 Individuelle Variabilität des AHI in den 3 Messnächten.
Die Ergebnisse des AHI und die Ergebnisse der kardiorespiratorischen Parameter, der
Anzahl der Schnarchereignisse und auch der Schlafzeit, der Schlafeffizienz und der
Anzahl der Aufwacher erwiesen sich als statistisch nicht signifikant unterschiedlich
im Verlauf der drei Messungen. Lediglich bezüglich der Anzahl der Tachy-/Bradykardieereignisse,
die in Nacht 2 im Vergleich zu Nacht 1 seltener auftraten, trat ein statistisch signifikanter
Unterschied auf.
Intraindividuell ist die Variabilität des AHI jedoch zum Teil stark ausgeprägt (Abb.
[1]). Die individuelle Variabilität bei 10 Patienten betrug bis 5 Ereignisse pro Stunde.
Bei 9 Patienten unterschieden sich die Messwerte um mindestens 5 Ereignisse pro Stunde,
unter denen wiederum 3 Patienten Differenzen von mehr als 10 Ereignissen pro Stunde
aufwiesen. Somit kam es wiederholt zum Über- bzw. Unterschreiten der Schwellen mit
einem AHI ≥ 5, ≥ 10 bzw. ≥ 15/h.
Bei Patienten mit höherem AHI besteht eine Tendenz zu größerer Variabilität des AHI
(Abb. [2]). Beim Vergleich zeigte sich in der Gruppe mit einem AHI ≥ 10/h eine größere AHI-Differenz
und entsprechend eine größere intraindividuelle Standardabweichung als in der Gruppe
mit einem AHI unter 10/h (Tab. [2]).
Abb. 2 Darstellung der AHI-Differenz (hell) jedes Patienten und des entsprechenden maximalen
AHI (schwarz).
Tab. 2 Vergleich der AHI-Differenz in der Gruppe mit einem max. AHI < 10/h bzw. > 10/h
|
Gruppe 1 max. AHI < 10/h |
Gruppe 2 max. AHI ≥ 10/h |
p |
|
(n = 11) |
(n = 8) |
T-Test |
max. AHI (/h)
|
5,3 ± 2,7 |
21,4 ± 12,2 |
< 0,001 |
AHI-Differenz (/h)
|
2,9 ± 2,3 |
9,3 ± 5,4 |
< 0,002 |
9 Patienten erfüllten das Kriterium eines lageabhängigen AHI. Die Gesamtzahl der nächtlich
aufgetretenen Apnoen und Hypopnoen wurde zum Anteil der in Rückenlage aufgetretenen
respiratorischen Ereignisse ins Verhältnis gesetzt. Die AHI-Differenz war mit 6,6
± 6,5/h nicht signifikant unterschiedlich zu den Patienten ohne lageabhängigen AHI-Differenz
mit 5,9 ± 4,3 /h.
Auch in den 2 Altersgruppen mit einem Alter < 50 bzw. ≥ 50 Jahren war kein Unterschied
bezüglich der Variabilität des AHI in 3 Nächten nachweisbar, ebenso fanden sich keine
geschlechtsspezifische Unterschiede.
Unter der Annahme, dass bei allen Patienten ein Schlafapnoesyndrom vorliegt, liegt
bei einer diagnostischen Grenze von AHI ≥ 5/h die Sensitivität der zweiten nächtlichen
Messung mit 63,2 % über der der ersten Messung mit 52,6 %. Bei Anwendung einer höheren
diagnostischen Schwelle von AHI ≥ 10/h und AHI ≥ 15/h sind in der ersten und zweiten
nächtlichen Messung mit 36,8 bzw. 21,1 % identisch große Sensitivitäten zu beobachten.
In der 3. Messung liegt die Sensitivität mit 15,8 % jeweils darunter (Tab. [3]).
Tab. 3 Sensitivität der einzelnen nächtlichen Messungen bei verschiedenen cut-off points
des AHI
|
N1 |
|
N2 |
|
N3 |
|
AHI (/h) |
n |
% |
n |
% |
n |
% |
≥ 5
|
10 |
52,6 |
12 |
63,2 |
11 |
57,9 |
≥ 10
|
7 |
36,8 |
7 |
36,8 |
3 |
15,8 |
≥ 15
|
4 |
21,1 |
4 |
21,1 |
3 |
15,8 |
Wird zu der ersten Messung die zweite Messung hinzugenommen, wird die Sensitivität
in Bezug auf die cut-off points von AHI ≥ 5/h, ≥ 10/h, ≥ 15/h um 40, 14,3 bzw. 31,6
% gesteigert und betrug für beide Messungen gemeinsam 73,7 %, 42,1 % bzw. 26,3 %.
Auch wenn zur Messung 1 die 3. Messung hinzugezogen wurde, kam es zu einer Sensitivitätssteigerung
um 30 % bei einem Cut-off-Wert ≥ 5/h, während es bei einer Betrachtung von Nacht 2
und 3 nur einer Zunahme von 8,3 % im Vergleich zu Einzelmessungen kam. Eine weitere
Zunahme der Sensitivität durch gemeinsame Betrachtung der Ergebnisse aus allen drei
Messungen war nicht nachweisbar.
Diskussion
Diskussion
Die Ergebnisse ambulanter polygraphischer Messungen erwiesen sich in verschiedenen
Untersuchungen als zuverlässig in der Früherkennung und Therapiekontrolle des Schlafapnoesyndroms
[12]
[13]
[14]. Dieses fand Eingang in ein Stufenkonzept zur Diagnostik, wie es von der Deutschen
Gesellschaft für Pneumologie [15] empfohlen wird.
Bei ambulanten nächtlichen Aufzeichnungen reichte die Speicherkapazität bislang lediglich
für die Aufzeichnung einer Nacht. In der vorliegenden Studie konnte bedingt durch
Erhöhung des Speicherplatzes die Messdauer auf 3 Nächte erweitert werden, so dass
erstmals prospektiv drei konsekutive ambulante Messungen erfolgten, bei denen die
Patienten selbständig Messungen über drei Nächte vornahmen.
Die Korrelation jeweils zweier Nächte sprechen mit Werten zwischen 0,71 und 0,76 für
die gute Reproduzierbarkeit der Daten der Gesamtgruppe. Demgegenüber weist ein durchschnittlicher
Variationskoeffizient von 30 % auf die weite Streuung der 3 individuellen Messwerte
um den Mittelwert hin. Die Indizes variieren bei 3 Patienten um mehr als 10 Ereignisse
pro Stunde, bei 6 Patienten zwischen 5 und 10 und bei 10 Patienten um weniger als
5 Ereignisse pro Stunde.
Im Gegensatz zu überwachten Messungen im Schlaflabor war selbst bei genauer Instruktion
der Patienten eine hohe Fehleranfälligkeit zu verzeichnen, so dass lediglich in 60
Prozent der Fälle eine Aufzeichnung über 3 Nächte gelang. Insgesamt wurde bei allen
Patienten mindestens eine komplette Messung gewonnen, so dass als Ursache nicht eine
mangelnde Instruktion wesentlich verantwortlich ist, sondern Fehler bzw. Ausfälle
beim wiederholten Anlegen der Sensoren.
Andere Autoren [15]
[16]
[17]
[18] fanden bei wiederholten polysomnographischen Messungen eine AHI-Differenz von mehr
als 10/h bei 18 % bis zu 50. Mit 15,8 % ist der Anteil von Patienten mit hochvariablen
Befunden hier niedriger. In der vorliegenden Studie wurden Patienten mit klinischem
Verdacht auf ein Schlafapnoesyndrom eingeschlossen und somit hatten einige Patienten
auch einen unauffälligen AHI, während in den anderen Studien meist Patienten mit einem
pathologischen Ausgangsbefund in die Variabilitätsmessung aufgenommen wurden [1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[16]
[17]
[20].
In mehreren Studien konnte eine Assoziation zwischen dem Schweregrad des AHI und dem
Ausmaß der Variabilität des AHI gezeigt werden [5]
[17]
[18]
[19]. In der vorliegenden Studie in der Patientengruppe mit einem maximalen AHI ≥ 10/h
war eine statistisch signifikant größere AHI-Differenz und Standardabweichung vom
Mittelwert des individuellen AHI nachzuweisen als in der Gruppe mit einem geringeren
AHI. Bei vergleichbarer Höhe des Variationskoeffizienten unterscheidet sich das Ausmaß
der Streuung der individuellen Messwerte um den individuellen Mittelwert in beiden
Gruppen nicht. Relativ gesehen weist die Spannbreite der gemessenen Werte in beiden
Gruppen eine vergleichbare Größe auf. Mosko u. Mitarb. [19] fanden, dass bei gegebenem AHI mit zunehmender Höhe immer größere Schwankungen des
AHI in weiteren Messungen zu erwarten sind, die so ausgeprägt sein können, dass sogar
Patienten mit schwergradigen Befunden in einer Screeninguntersuchung oder einmaligen
polysomnographischen Messung einen Normalbefund aufweisen können. Zwar scheint mit
höhergradigen Befunden eine statistisch signifikante Zunahme der Variabilität einherzugehen,
jedoch wurde in allen Studien auch Fälle beobachtet, in denen Patienten mit niedrigem
AHI eine vergleichsweise hohe Variabilität und Patienten mit hohem AHI eine niedrige
Variabilität aufwiesen [2]
[3]
[4]
[10]
[11]
[20].
Die natürliche Schlafsituation des Patienten kann durch das Tragen der Messsensoren
und im Fall einer stationär durchgeführten polysomnographischen Untersuchung zusätzlich
durch eine fremde Umgebung verändert werden. In den Messergebnissen werden diese Veränderungen
durch eine verminderte Schlafzeit, einen verringerten Anteil tieferer Schlafstadien
und speziell des REM-Anteils sichtbar, die mit dem Begriff First Night Effect (FNE)
umschrieben werden [6]. Es ist vorstellbar, dass somit respiratorische Störungen in der ersten Nacht unterschätzt
werden. Bei einem Großteil der Studien, in denen polysomnographische Daten ausgewertet
wurden, konnte ein klassischer FNE nachgewiesen werden [2]
[3]
[5]
[16]
[19]. Demgegenüber ergab der Vergleich von Ergebnissen wiederholter ambulanter Messungen
keinen Hinweis auf einen FNE [7]
[8]
[20]. Mit diesen Daten übereinstimmend fand sich auch in der vorliegenden ambulanten
Untersuchung kein statistisch nachweisbarer FNE, d. h. im Gegensatz zu einer stationären
Polysomnographie ist bei einer ambulanten Messung kein FNE zu erwarten.
Bei einem Teil der Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom wird eine variable
Ausprägung des AHI in Abhängigkeit von der Körperlage beobachtet. In einer Studie
von Oksenberg u. Mitarb. [9], in der 574 Polysomnogramme unter dieser Fragestellung retrospektiv ausgewertet
wurden, fand sich ein Anteil von 55,9 % mit lageabhängigem AHI. In der vorliegenden
Studie wurde ein Anteil von etwa 50 % an Patienten mit lageabhängigem AHI gefunden.
Es zeigte sich jedoch, dass individuell auch der AHI in Rückenlage in den 3 Messungen
variierte. Die AHI-Differenz war bei den Patienten mit lageabhängigem AHI mit 6,6
± 6,6/h im Vergleich zu einer AHI-Differenz von 5,9 ± 4,3/h bei Patienten ohne lageabhängigem
AHI statistisch nicht signifikant unterschiedlich ausgeprägt. Übereinstimmend war
in allen bisher erfolgten Untersuchungen eine Lageabhängigkeit der Variabilität des
AHI nicht abzuleiten [2]
[4]
[5]
[11]
[17].
Wie in der vorliegenden Untersuchung konnte auch von Le Bon u. Mitarb. ein Einfluss
des Geschlechts der Patienten auf das Ausmaß der individuellen Variabilität des Apnoe-Hypopnoe-Index
nicht nachgewiesen werden [5]. Auch das Alter spielte keine Rolle bei der unterschiedlichen Ausprägung des AHI
in verschiedenen Nächten [3]
[11]
[18]
[20]. Hein u. Mitarb. [11] verglichen den BMI von Patienten mit hochvariablen und niedrigvariablen Befunden.
Dabei war die Höhe des BMI nicht mit dem Ausmaß der Variabilität des AHI assoziiert.
Gleichzeitig war der zuvor polysomnographisch ermittelte AHI in den untersuchten Gruppen
vergleichbar [11].
Entsprechend der Datenlage stellen Alter und Geschlecht keine signifikanten Faktoren
bezüglich des Ausmaßes der Variabilität dar, während die Frage bezüglich des BMI nicht
eindeutig beantwortet wird.
Alkohol und Sedativa können sich auf einer täglichen Basis begünstigend auf die Ausprägung
einer schlafbezogenen Atemstörung auswirken [21]. Hein u. Mitarb. bestimmten anhand morgendlicher Urinkontrollen den Spiegel von
Alkohol sowie Sedativa, um Unterschiede im täglichen Konsum als Faktor für die Variabilität
auszuschließen. Dabei war keine Abhängigkeit der Variabilität des AHI von den gemessenen
Spiegeln nachzuweisen [11]. Ein Einfluss des Wochentags auf die Höhe des AHI ließ sich nicht nachweisen [3]
[5].
Bei der Wahl einer diagnostischen Grenze von AHI ≥ 10/h betrug der Anteil der falsch
negativen Diagnosen in Kollektiven mit Verdacht auf ein Schlafapnoesyndrom 50 % [5]
[16], 55 % [3] und in der hier vorgestellten Studie zwar deutlich weniger mit 14 %, aber insgesamt
muss bei einer einmaligen Messung von einem relevanten Anteil an Patienten mit falsch
negativen Befunden ausgegangen werden.
Entsprechend den bisherigen Erfahrungen wird für die Therapieindikation der maximale
AHI herangezogen [2]
[3]
[16]. Somit ist bezüglich der Diskrepanz der Ergebnisse mehrerer nächtlicher Messungen
weniger die Erfassung falsch positiver Befunde relevant. Vielmehr ist die Unterscheidung
zwischen negativen und falsch negativen Befunden im klinischen Alltag bedeutsam. In
der vorliegenden Studie wurde bei 40 % der Patienten mit initial negativer Messung
in der zweiten Messung ein leichtgradiger Befund erhoben. Bei einem weiteren Patienten
wurde erst in der zweiten Messung ein mittelgradiger Befund gefunden.
In Untersuchungen anderer Kollektive betrug die Zunahme der Sensitivität auch bei
der Wahl einer höheren diagnostischen Grenze von AHI ≥ 10/h 50 % [2], 55 % [3] und immerhin 15 % bei der Durchführung einer Messwiederholung unter Anwendung eines
cut-off points von AHI ≥ 20/h [16].
Ein Teil der Patienten weist in der ersten nächtlichen Messung einen AHI auf, der
einem mittel- bis schwergradigen Schlafapnoesyndrom entspricht, so dass in diesen
Fällen bereits die Indikation zu einer Polysomnographie gestellt werden kann.
Die vorliegende Studie zeigt, dass bei der Untersuchung von Patienten mit klinischem
Verdacht auf ein Schlafapnoesyndrom die Ergebnisse der ersten Messung für ein Kollektiv
zwar statistisch ebenso repräsentativ sind wie die der Messwiederholungen, jedoch
findet sich bei einem Teil der Patienten eine erhebliche individuelle nächtliche Variabilität
der Befunde. Angesichts dieser individuellen Variabilität besteht die Gefahr, mit
einer einmaligen Messung den minimalen individuellen Apnoe-/Hypopnoeindex zu erfassen
und so die Ausprägung der schlafbezogenen Atmungsstörung zu unterschätzen. In der
vorliegenden Studie waren vor allem Patienten mit leichtgradigem Befund vom Problem
einer falsch negativen initialen Messung betroffen. Da gerade auch bei Patienten mit
schwergradigem Befund häufig eine ausgeprägte Variabilität auftritt, besteht bei einmaliger
Messung außerdem die Gefahr, den Schweregrad des Befundes falsch einzuschätzen, und
so möglicherweise die Dringlichkeit weiterer Maßnahmen nicht optimal zu beurteilen,
so dass insgesamt nach den vorliegenden Daten insbesondere bei Diskrepanz zwischen
klinischen Befunden und Screeningbefunden eine Messwiederholung zu empfehlen ist.