Urlauber an der deutschen Nordseeküste mit stationär behandlungsbedürftigen internistischen Erkrankungen

Zusammenfassung

Fragestellung: Die ostfriesische Nordseeküste ist das beliebteste inländische Reiseziel. Jedoch werden zur Reisezeit dort zahlreiche Urlauber mit akuten internistischen Erkrankungen stationär aufgenommen. Ausgehend von der Beobachtung wurde untersucht, welche Zusammenhänge zwischen den akuten Erkrankungen, Vorerkrankungen, Anreise und einer vorangehenden Beratung durch den Hausarzt existierten. Material und Methode: Im Jahr 1999 wurden von insgesamt 112 stationär internistisch aufgenommenen Urlaubern anhand eines standardisierten Fragebogens demografische Daten, Urlaubsgründe, Vorerkrankungen, Aufnahmediagnose und Verweildauer erfasst. Zusätzlich wurden nach Jahresende retrospektiv die Arztbriefe aller 277 im Jahr 1999 stationär internistisch behandelten Urlauber ausgewertet. Die erkrankten Urlauber waren im Durchschnitt 59 Jahre alt, der Männeranteil betrug 58 %. Ergebnisse: Die meisten erkrankten Urlauber waren mit dem eigenen Auto nach durchschnittlich 4,5 Stunden Fahrtzeit am Urlaubsort angekommen. Sie litten an bekannten chronischen Herz-Kreislauf- (87 %) und/oder Atemwegserkrankungen (22 %). Diese verschlechterten sich oft, und ca. 73 % der Urlauber wurden innerhalb einer Woche nach der Ankunft stationär aufgenommen. Mehr als 50 % dieser Patienten waren in den zwölf Monaten vor dem Urlaub schon intensiv wegen ihrer Erkrankung behandelt worden. Schlussfolgerungen: Auch bei Reisen innerhalb Deutschlands sind die klimatischen Besonderheiten der Urlaubsregionen zu berücksichtigen. Um insbesondere ältere und chronisch kranke Patienten über klimatische Einflüsse, Akklimatisation und persönliche Leistungsfähigkeit zu beraten, muss die hausärztliche Kompetenz in Problemstellungen klimatologischer Einflüsse und der physikalischen Medizin verstärkt werden.

Abstract

Purpose: The western North Sea coast is the most popular tourist region in Germany. During the holiday season, several tourists in this region require in-patient care due to acute medical problems. Therefore, the study tried to analyse whether there are relations between acute illness, existing medical problems, journey and counselling before departure by the patients' general practitioner. Materials and Methods: In 1999, altogether 112 holidaymakers requiring in-patient medical care have been investigated. By using a standardised questionnaire, demographical data, reasons for holidays, pre-existing medical problems, acute illness and duration of stay in the hospital were investigated. Additionally, the medical records of all 277 holidaymakers treated 1999 in the medical ward have been analysed. Average age of these patients was 59 years and 58 % were males. Results: Most of the investigated holidaymakers arrived by car, in average after a journey of 4.5 hours. They suffered from pre-existing chronic problems like cardiovascular diseases (87 %) and/or diseases of the respiratory tract (22 %). In general, these chronic problems deteriorated and around 73 % of the holidaymakers were admitted within one week after arrival. More than 50 % of them underwent medical treatment due to the same or related problems in the previous 12 months before their vacation. Conclusions: Regional climatic characteristics have to be considered even in journeys inside Germany. Especially elderly and chronically ill patients need more medical counselling for change of climate, acclimatisation, and personal condition. Therefore, physicians require appropriate knowledge in climatic characteristics and physical medicine.

Schlüsselwörter

Chronische Krankheiten - Nordseeküste - Urlaub - Nordseeklima

Key words

Chronic diseases - North Sea coast - holiday - seashore climate

Literatur

• 1 Freizeit-Forschungsinstitut der British-American Tobacco (Hrsg) .Deutsche Tourismusanalyse (TA 2001). Hamburg; British-American Tobacco 2001
• 2 Eggert P, Rautenberg K, Scheewe S, Stick C. Über eine Veränderung der Saliva-Kortisol-Konzentration bei Kindern im Verlauf einer Klimakur an der Nordsee.  Phys Rehab Kur Med. 2001;  11 178-181
• 3 Jungmann H. Das Klima in der Therapie Innerer Krankheiten. München; Johann Ambrosius Barth 1962
• 4 Menger W. Untersuchung der Reaktionen auf das Reizklima des Gebirges und der Nordsee bei denselben Personen.  Arch Phys Ther. 1969;  21 509-513
• 5 Stick C, Rischewski C, Eggert P, Scheewe S. Änderung der Nasenschleimhautdurchblutung bei infektanfälligen Kindern nach einer Klimakur an der See.  Phys Rehab Kur Med. 2000;  10 6-10
• 6 Forschungsgemeinschaft für Meeresheilkunde e. V. (FGM) .Ärztliche Empfehlungen für den Gast an der Nordsee. Norderney; FGM 1995
• 7 Landkreis Wittmund (Hrsg) .Landkreis Wittmund - Daten, Fakten, Informationen. Wittmund; Landkreis Wittmund 2000
• 8 Menz V, Grimm W, Hoffmann J, Maisch B. Alcohol and rhythm disturbance: the Holiday Heart Syndrome.  Herz. 1996;  21 227-231
• 9 Amelung W, Hildebrandt G. Balneologie und medizinische Klimatologie. Band 1. Berlin, Heidelberg, New York, Tokio; Springer-Verlag 1985
• 10 Mackenbach J P, Kunst A E, Looman C WN. Seasonal variation in mortality in The Netherlands.  J Epidemiol Comm Health. 1991;  46 261-265