Zentralbl Gynakol 2001; 123(10): 568-577
DOI: 10.1055/s-2001-19090
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gründe und Häufigkeit von Wechsel/Stopp der Einnahme oraler Kontrazeptiva. Ergebnisse der Deutschen Kohortenstudie zur Frauengesundheit

Frequency and reasons for switching/stopping use of oral contraceptives.
Results of the German Cohort Study on Women Health
L. A.J. Heinemann, C. Thiel, A. Assmann, S. Möhner
  • 1ZEG - Zentrum für Epidemiologie & Gesundheitsforschung Berlin
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Dezember 2001 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die Nutzung oralen Kontrazeptiva ist die sicherste und am häufigsten genutzte Kontrazeptionsmethode. Aus der Häufigkeit erklärt sich die Bedeutung von Untersuchungen bezüglich Nutzen, Risiken und Akzeptanz bei Langzeitnutzung. - Für die Analyse der Häufigkeiten und der Gründe für einen Wechsel oder Abbruch der OC-Einnahme wurde eine Zwischenauswertung der Deutschen Kohortenstudie zur Frauengesundheit (Alter 15-65 Jahre) durchgeführt. Es gingen über 10 000 Frauen mit fast 100 000 OC-Nutzungsjahren von erster bis zu gegenwärtiger (oder letzter) OC-Nutzung in die Auswertung ein. - Die Jemals-Nutzung von OCs lag in unserer Kohorte bei 85,5 %. Wechsel oder Abbruch der OC-Nutzung wurde bei rund 93 % der Frauen beobachtet. Die Zahl der Wechsel nahm sowohl mit dem Alter als auch mit der Dauer der Nutzung zu. Soziale Parameter wie Schulbildung, Erwerbstätigkeit oder Wohnsitz in den alten bzw. neuen Bundesländern zeigten keinen nennenswerten Zusammenhang mit der Häufigkeit von Wechsel oder Abbruch. Die Zufriedenheit mit dem Gesundheitszustand, mit psychischer Stabilität und sexuellem Befinden zeigten einen geringen Zusammenhang mit der Wechselhäufigkeit: höhere Zufriedenheit war mit geringerer Wechselhäufigkeit assoziiert, wobei Ursache und Folge unklar sind. - Die häufigsten Gruppen von Wechsel- und Abbruchgründen stellten beobachtete Nebenwirkungen und persönliche Gründe dar. Von den Einzelgründen stand der Kinderwunsch an erster Stelle, gefolgt von Kopfschmerz/Migräne und Blutungsproblemen. Die Häufigkeit von über 50 Gründen wird dargestellt. - Die Kenntnis der Gründe und der Häufigkeit von Wechsel und Abbruch unterstreicht die Notwendigkeit einer guten Zusammenarbeit zwischen Arzt und behandelten Frauen. Ebenso ist die Forschung zu Fragen der Langzeitcompliance sowie weiterer Entwicklung noch nebenwirkungsärmerer OCs gefordert.

Frequency and reasons for switching/stopping use of oral contraceptives.
Results of the German Cohort Study on Women Health

Summary

Use of oral contraceptives is the safest and most commonly used method of contraception. The frequency of use underscores the importance of research on benefits, risks, and acceptability of long-term use. - An interim analysis of the German Cohort Study on Women's Health (aged 15-65 years) was performed to analyse frequency and reason of switching or stop of OC-use. We got for this analysis over 10 000 women with almost 100 000 years of observation from first to last (or current) OC use. - The prevalence of ever use of OCs was 85.5 % in our cohort. Switching or stop of OC use was observed in 93 % of the women. The frequency of switching increased with age and duration of use. Social parameter such as education, employment status, and living in the old or the new Federal States were not materially associated with the frequency of switching or stopping OC use. Satisfaction with general health, psychic stability, and sexual life was slightly associated with the frequency of switching: The better satisfaction the lower frequency of switching, but the sequence of cause and consequence is unclear. The most frequent categories of reasons for switching were observed side effects and personal reasons. Desire to get pregnant was the number one single reason, followed by headache/migraine, and bleeding problems. The frequency of more than 50 single reasons is listed. - The frequency and the knowledge of reason for switching or stopping OC use underlines the need for a good collaboration between physician and treated woman. However, also research on long-term compliance is required and the development of OCs with even less side effects.

Literatur

Prof. Dr. Lothar A.J. Heinemann

ZEG Berlin

Invalidenstr. 115

D-10115 Berlin

Telefon: + 49-30-94 51-01 24

Fax: + 49-30-94 51-01 26

eMail: heinemann@zeg-berlin.de