Rehabilitation (Stuttg) 2001; 40(6): 369
DOI: 10.1055/s-2001-18968
Mitteilungen der AG DT
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

BFW Düren sucht nach „probatem” Hilfsmittel
- Neues Projekt soll sehbehinderte
Computeranwender unterstützen

Notes & News of the German Society of Rehabilitation ScienceK.-A.  Eßer
  • 1Berufsförderungswerk Düren, Zentrum für berufliche Bildung Blinder und Sehbehinderter
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Publication Date:
13 December 2001 (online)

Die Softwareprogramme im Büroalltag werden immer umfangreicher und durch die Verknüpfungsmöglichkeiten untereinander immer komplexer. Dies stellt an die Computerbenutzer zunehmend höhere Anforderungen. Mit Hilfe von Kursangeboten und Lernprogrammen erlangen nicht sehbehinderte Arbeitnehmer die notwendigen Fertigkeiten. Zudem steht ihnen in der Praxis umfangreiche Fachliteratur zur Verfügung, die sie jederzeit nutzen können, um eigene „Anwendungslücken” aufzufrischen. Dabei steht fast immer die Bedienung der einzelnen Anwendungen mit der Maus im Vordergrund.

Für blinde und sehbehinderte Computerbenutzer stellt sich die Situation aufgrund der aufgezeigten Rahmenbedingungen wesentlich schwieriger dar. In vielen Fällen können die neuen Anwendungsmöglichkeiten aufgrund fehlender Fortbildungsangebote oder Lernprogramme nicht mehr selbständig erarbeitet werden. Selbst wenn ihnen dies aber durch maßgeschneiderte Anwenderschulungen gelingt, machen sie die gleiche Erfahrung wie ihre sehenden Kollegen: Anwendungsfunktionen, die nicht ständig benötigt werden, geraten schnell wieder in Vergessenheit, denn spezielle Nachschlagemöglichkeiten ohne Maus-Bedienung, ohne grafikbasierte Schriften und ohne Screenshots gibt es nicht.

Diesem „Missstand” will das Berufsförderungswerk (BFW) Düren mit dem Projekt „PROBAT” - gefördert vom Landschaftsverband Rheinland - jetzt Abhilfe verschaffen. Die Abkürzung „PROBAT” steht dabei für ein „prototypisches blinden- und applikationsspezifisches Tutorprogramm”. Jürgen Hüllen, Leiter des Bereiches „Forschung und Entwicklung” im BFW Düren: „Wir entwickeln speziell für blinde Computeranwender ein Tutorprogramm für Standardanwendungen, das eine ausführliche Bedienungsanleitung beinhaltet, in der die möglichen Anwenderprobleme und Fragestellungen von Microsoft Word 2000 beantwortet werden sollen.” Hierbei wird der blindengerechten Gestaltung der grafischen Benutzeroberfläche ebenso Beachtung geschenkt wie der kontextintensiven Suchfunktion, die den Anwender zielgerichtet zum entsprechenden Hilfetext führt. Besonderes Augenmerk gilt auch der einfachen Bedienung und Kompatibilität des Programms zu den diversen elektronischen Blindenhilfsmitteln und aktuellen Microsoft-Windows-Betriebssystemen.

Nachdem die ersten wesentlichen Entwicklungsschritte für das zu erstellende Programm gemacht sind, blickt Jürgen Hüllen dem weiteren Projektverlauf zuversichtlich entgegen: „Die große Resonanz bei den Kollegen zeigt, dass ein derartiges Programm für diese Zielgruppe längst überfällig ist. Wir sind uns sicher, dass der entwickelte Prototyp eine vielversprechende Grundlage für weitere Online-Hilfsprogramme bietet.”

Karl-Albert Eßer

Abt. Geschäftspolitik und Kommunikation, BFW Düren

Karl-Arnold-Straße 132-134

52349 Düren

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