Zusammenfassung
Das verhaltensmedizinische Modell legt nahe, dass eine nicht effiziente, negative
Kommunikation einen wesentlichen Belastungsfaktor im alltäglichen Zusammenleben der
Migränepaare darstellt und es dadurch zu einer Chronifizierung des Migränegeschehens
kommt. Die vorliegende Untersuchung prüfte anhand des Kategoriensystems für partnerschaftliche Interaktion (KPI), ob sich 12 Migränepatientinnen mit ihren männlichen Partnern von 12 Kopfschmerzpaaren
und 12 gesunden Kontrollpaaren in ihrem Gesprächsverhalten in einer persönlich relevanten
Konfliktsituation unterscheiden. Die auf Video aufgezeichneten ca. 10-minütigen Gespräche
zeigten die erwarteten Unterschiede: Migränepaare hatten weniger positive und mehr
negative Kommunikation als die anderen beiden Untersuchungsgruppen. Eine gesteigerte
Belastung der Migränepatientinnen konnte auch durch höhere Werte in der Stressverarbeitung
aufgezeigt werden.
Abstract
Empirical studies suggest that an inefficient, negative communication could represent
a source of stress in the patient's everyday life and that this kind of communication
would also imply chronic migraine. The present study used the „Kategoriensystem für
partnerschaftliche Interaktion (KPI)” to determine whether the communication patterns
of 12 women with migraine and their partners differed from 12 women with chronic headache
and their partners and 12 healthy couples. The communication was video-filmed during
the about 10 min lasting interaction in a personally relevant conflict situation.
As predicted, women with migraine and their partners made more negative and fewer
positive statements than the couples with tension headache and the control dyads.
Furthermore, a higher load in female migraine sufferers compared to normal controls
was indicated by coping activity.
Key words
Migraine - Headache - Communication - Partner interaction - Stress-coping
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Prof. Dr. Michael Trimmel
Institut für Umwelthygiene der Universität Wien
Kinderspitalgasse 15
1095 Wien · Österreich
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