Radiologie up2date 2001; 1(3): 235-257
DOI: 10.1055/s-2001-17420
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Stellenwert der Schnittbildverfahren
bei der Abklärung von Erkrankungen
des weiblichen Genitaltrakts

Thomas  M.  Keller, Rahel  A.  Kubik-Huch
  • Institut für Diagnostische Radiologie,
    Universitätsspital Zürich, Schweiz
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Publikationsdatum:
26. September 2001 (online)

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Was dieser Beitrag bietet

Zur Abklärung von Erkrankungen des weiblichen Urogenitaltrakts kommen ergänzend zu der klinischen Untersuchung bildgebende Verfahren zur Anwendung. Diese sollten, um unnötige Untersuchungen zu vermeiden, gezielt ausgewählt und eingesetzt werden.
Der transvaginale Ultraschall (US) ist die Methode der Wahl für die initiale Darstellung vermuteter Erkrankungen des weiblichen Genitaltraktes und ist bei den meisten gutartigen Veränderungen für die Diagnostik auch ausreichend. Die Computer- (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) können wichtige Zusatzinformationen vor allem bei komplizierten Verläufen entzündlicher Erkrankungen, bei kongenitalen Malformationen und zur präoperativen Stadieneinteilung gynäkologischer Tumoren liefern. Insbesondere die MRT hat in den letzten Jahren dank technischer Fortschritte einen zunehmenden Stellenwert bei der Abklärung dieser Fragestellungen erhalten. Im Gegensatz zu der CT sind die Patientinnen in der MRT keinen ionisierenden Strahlen ausgesetzt und es sind auch keine teratogenen oder anderen schädlichen Effekte auf das ungeborene Kind bekannt. Sie ist damit gut für die Anwendung bei Frauen im gebärfähigen Alter und vor allem auch während der Schwangerschaft geeignet und wird der CT auch aufgrund des guten Weichteilkontrasts in vielen Fällen vorgezogen. Trotzdem sollte (als Vorsichtsmaßnahme) eine MRT-Untersuchung im 1. Trimenon der Schwangerschaft nur unter strenger Indikationsstellung durchgeführt werden. Wichtige Indikationen für die MRT sind die präoperative Stadieneinteilung des Zervix- und Endometriumkarzinoms sowie die Charakterisierung von Ovarialläsionen unklarer Dignität. Aufgrund der weiten Verfügbarkeit, geringeren Kosten und der Möglichkeit, größere Untersuchungsvolumina einzuschließen, ist die CT aber weiterhin für die präoperative Abklärung und Rezidivdiagnostik des Ovarialkarzinoms einzusetzen.
Während bei der fetalen Diagnostik der US die Methode der Wahl ist, erhält die MRT einen zunehmenden klinischen Stellenwert als ergänzende Methode bei der Abklärung fetaler Missbildungen sowie komplexer Malformationen. Für den eiligen Leser: s. Zusammenfassung auf S. 253

Was dieser Artikel bietet.

Refresher-CME

CME-Fragen

Die folgenden Fragen beziehen sich auf den vorangehenden Beitrag. Bitte schicken Sie uns die entsprechenden Lösungsbuchstaben. Jeweils eine Antwort ist richtig. Die Vergabe von CME-Punkten ist an die korrekte Beantwortung der Multiple-Choice-Fragen gebunden.

Frage 1

Folgende Aussagen über das Endometrium des Uterus treffen zu
1. Die Dicke des Endometriums variiert mit dem Menstruationszyklus. Das Endometrium ist unmittelbar nach der Menstruation am dicksten
2. Der US und die MRT sind der CT bei der Beurteilung des Endometriums und seiner zyklusabhängigen Veränderungen überlegen
3. Eine Verdickung des Endometriums in US oder MRT ist ein unspezifischer Befund und kann auf eine Hyperplasie, Polypen oder ein Karzinom hinweisen.

A Alle Aussagen sind richtig.

B Nur die Aussage 1 sind richtig.

C Nur die Aussagen 1 und
2 sind richtig.

D Nur die Aussagen 2 und
3 sind richtig.

E Alle Aussagen sind falsch.

Frage 2

Welche Aussage zur Bildgebung beim Zervixkarzinom ist falsch?

A Der transvaginale Ultraschall ist initial die Methode der Wahl bei der bildgebenden Diagnostik des Zervixkarzinoms.

B Besonders bei Tumoren, die über 1,5 - 2 cm groß sind, werden ergänzend zum Ultraschall weitere Schnittbildverfahren empfohlen.

C Auf den T1-gewichteten MR-Sequenzen lässt sich der dort hyperintense Tumor gut vom übrigen Zervixstroma abgrenzen.

D Eine Infiltration der Parametrien (FIGO Stadium IIb) als entscheidendes therapeutisches Kriterium wird diagnostiziert, wenn das normalerweise zirkumferentiell vorhandene Zervixstroma unterbrochen ist.

E Axiale T1-gewichtete Sequenzen werden zur Beurteilung einer Lymphknotenbeteiligung durchgeführt.

Frage 3

Welche Aussagen zur Bildgebung bei benignen Raumforderungen des Ovars sind richtig?

  1. Eine Entzündung des Eileiters wird als Salpingitis bezeichnet und sollte obligat mit einer MRuntersuchung abgeklärt werden.

  2. Funktionelle Ovarialzysten stellen sich im Ultraschall als dünnwandig und scharf begrenzt dar.

  3. Der Nachweis von Fett in der MRT oder CT ist diagnostisch für eine Dermoidzyste (reifes Teratom).

  4. Bei der Endometriose findet man im Gegensatz zur Adenomyose, welche zyklusunabhängigem Endometriumgewebe im Myometrium entspricht, funktionelles Endometrium an atypischer Lokalisation.

A Alle Aussagen sind richtig.

B Nur die Aussagen 1, 3 und 4 sind richtig.

C Nur die Aussagen 2, 3 und 4 sind richtig.

D Nur die Aussagen 2 und
3 sind richtig.

E Alle Aussagen sind falsch.

Frage 4

Im ersten Trimenon der Schwangerschaft sollte eine MR-Untersuchung nur bei Vorliegen einer strengen Indikation durchgeführt werden,
weil
während dieser Zeit die besonders empfindliche Organogenese stattfindet und andererseits die Aussagekraft der MRT bei Fragestellungen mit Bezug auf den Feten wegen seiner geringen Grösse eingeschränkt ist.

A Aussagen 1 und 2 sind richtig. Die Verknüpfung beider Aussagen ist auch richtig.

B Aussagen 1 und 2 sind richtig. Die Verknüpfung beider Aussagen ist falsch.

C Aussage 1 ist richtig.
Aussage 2 ist falsch.

D Aussage 1 ist falsch.
Aussage 2 ist richtig.

E Beide Aussagen sind falsch.

Frage 5

Welche Aussage über das Endometriumkarzinom ist falsch?

A Das Endometriumkarzinom ist das häufigste Malignom des weiblichen Genitaltraktes.

B Die lymphogene Metastasierung erfolgt typischerweise ist die inguinalen und iliakalen Lymphknoten.

C Auf T2-gewichteten Sequenzen zeigt ein kleiner Primärtumor eine ähnliche Signalintensität wie das normale Endometrium, sodass im FIGO-Stadium la häufig nur eine Verdickung des Endometriums zu sehen ist.

D Eine Infiltration in das Myometrium wird durch eine Unterbrechung der sogenannten junctional zone( diagnostiziert.

E Rezidive eines Endometriumkarzinoms treten meist innerhalb von 2 Jahren nach der Primärdiagnose auf.

Literatur

PD Dr. med. Rahel Kubik-Huch

Universitätsspital Zürich
Institut für Diagnostische Radiologie

Rämistrasse 100

8091 Zürich

Schweiz

Telefon: +41/1/255 36 77

Fax: +41/1/255 44 43

eMail: Rahel.Kubik@dmr.usz.ch