NOTARZT 2001; 17: 38
DOI: 10.1055/s-2001-16128
SICHERUNG DER STRUKTURQUALITÄT
Sicherung der Strukturqualität
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Dokumentation im Rettungsdienst der Bundeswehr

M. Helm, L. Lampl
  • Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Abteilung X
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr beteiligt sich in sehr vielfältiger Weise am organisierten bodengebundenen (z. B. NEF-/NAW-Stützpunkte an verschiedenen Bundeswehrkrankenhäusern) und am luftgestützten (z. B. Rettungshubschrauberstationen an verschiedenen Bundeswehrkrankenhäusern, Etablierung des Konzeptes „Großraumrettungshubschrauber”) Rettungsdienst in der Bundesrepublik Deutschland. Vor dem Hintergrund des veränderten Aufgabenspektrums der Bundeswehr mit Teilnahme an internationalen Einsätzen, wie beispielsweise Kambodscha, Somalia, Bosnien, Kosovo sowie Ost-Timor, hat aber das Fachgebiet der präklinischen Notfallmedizin für den Sanitätsdienst der Bundeswehr eine noch ganz andere „Qualität” erlangt. Im Gegensatz zu ebenso kontrollierten wie kontrollierbaren Bedingungen im Inland, sind derartige „out of area”-Einsätze durch eine Vielzahl von Besonderheiten gekennzeichnet:

Multinationalität der beteiligten Einsatzkräfte mit sehr vielfältigen und häufig sehr differenten Konzepten der präklinischen Versorgung. Unzureichende bzw. völlig fehlende (weil nicht vorhandene oder zerstörte) zivile medizinische Infrastruktur im Einsatzland, d. h.: Die beteiligten Sanitätsdienste müssen weitgehend autark arbeiten können. Bedingt durch eine Vielzahl von Faktoren, wie beispielsweise weiträumige Dislozierung von Sanitätseinrichtungen oder zerstörte Infrastruktur (Straßen etc.), müssen im Vergleich zum Inland weite Transportwege mit teilweise extrem langen Transportzeiten in Kauf genommen werden. Deutlich erhöhte Eigengefährdungen des notfallmedizinischen Personals beispielsweise durch Minengefahr oder durch feindliche Einwirkung (z. B.: Beschuss). Erschwerter Einsatzablauf durch unterschiedliche Kommunikationssysteme der beteiligten Nationen, Sprachbarrieren und deutlich kompliziertere Meldewege im Vergleich zum bundesdeutschen zivilen Rettungsdienst. Häufig nicht realisierbare primäre medizinische Endversorgung der Patienten (insbesondere der Traumatisierten) im Einsatzland mit der Problematik einer raschen Repatriierung ins Heimatland über teilweise sehr lange Distanzen (Repatriierung als erweiterte Aufgabe des Notfallmediziners). Trotz alledem hat, entsprechend der vom Inspekteur des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr vorgegebenen Maxime, die medizinische (und damit auch die notfallmedizinische) Versorgung im Einsatz im Ergebnis dem zivilen Standard in Deutschland zu entsprechen.

Insbesondere bei so genannten „out of area”-Einsätzen kann die präklinische Notfallmedizin demzufolge nicht getrennt von der innerklinischen Primärversorgung bzw. Intensivtherapie betrachtet werden; vielmehr muss die präklinische Versorgung - insbesondere auch im Hinblick auf eine „Qualitätssicherung” - in engem Zusammenhang mit der Folgeversorgung gesehen werden. Aus unserer Sicht ergeben sich demnach folgende Forderungen:

„Qualitätssicherung” im Rettungsdienst der Bundeswehr muss in allen Ebenen (Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität) erfolgen und sich an nationalen Standards (soweit solche Standards bereits überhaupt formuliert bzw. definiert wurden) orientieren. Die im Rettungsdienst der Bundeswehr unter dieser Prämisse etablierten und im Inland bewährten (präklinischen) Versorgungskonzepte müssen auf ihre Anwendbarkeit bei „out of area”-Einsätzen überprüft und nötigenfalls angepasst werden. Vor diesem Hintergrund muss der Sanitätsdienst der Bundeswehr aktiv an der Entwicklung und Umsetzung von (Qualitäts-)Standards insbesondere im Bereich der präklinischen Notfallmedizin mitwirken.

Alle genannten Forderungen sind im Bereich des Sanitätsdienstes der Bundeswehr bislang nur ansatzweise umgesetzt.

Dr. med. M. Helm

Bundeswehrkrankenhaus Ulm
Abteilung X

Oberer Eselsberg 40

89081 Ulm

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