Einleitung
Einleitung
Psoriatiker mit chronisch-stationärer Form sollten neben der Anwendung spezifischer
Therapeutika eine therapiebegleitende, schonende, konsequente Hautpflege betreiben;
dies gilt besonders auch für das erscheinungsfreie Intervall [3].
Dabei ist die Zufuhr rückfettender und feucht haltender Bestandteile zur Erhaltung
bzw. Regeneration der Hautbarrierefunktion [11] ebenso wichtig wie eine Linderung des häufig empfundenen Juckreizes [1]
[5]
[7]. Es ist vorteilhaft, wenn die Grundlage dem jeweiligen Hauttyp angepasst ist. Die
Waschzubereitungen sollten mild reinigen und rückfetten, während das Shampoo die Schuppen
reduzieren und die Haare und Kopfhaut pflegen sollte.
In diesem Bemühen wurde von der Firma Hermal eine Pflegeserie1, bestehend aus Wash Lotion, Shower Gel, Shampoo, Hand & Body Cream (H & B Cream)
und Body Lotion (internationale Produktnomenklatur), in Zusammenarbeit mit Dermatologen
und Betroffenen entwickelt. Diese Pflegeserie wurde mit bewährten hautphysiologischen,
biochemischen bzw. mikrobiologischen Methoden geprüft und in einer breiten Anwenderstudie
getestet. Die Produkte sind frei von Parfüm- und Farbstoffen; die Wash Lotion, das
Shower Gel und die Body Lotion enthalten zudem keine Konservierungsstoffe [8].
In die Wasch- und Pflegeprodukte sind Harnstoff (Urea) und Polidocanol inkorporiert,
das Shampoo beinhaltet Climbazol, Polidocanol und Dexpanthenol.
Patienten und Methoden
Patienten und Methoden
Experimentelle Untersuchungen
Die experimentellen Untersuchungen wurden an 60 Psoriatikern (29 Männer, 31 Frauen,
Altersbereich 22 - 59 Jahre) mit Plaque-Typ-Psoriasis vom Forschungsinstitut DermaConsult
GmbH in der Zeit von November 1999 bis Juli 2000 durchgeführt.
Folgende hautphysiologische, biochemische bzw. mikrobiologische Untersuchungsmethoden
kamen nach täglicher Applikation der Produkte auf die Haut über maximal 28 Tage zur
Anwendung:
-
Transepidermaler Wasserverlust (TEWL)
Der transepidermale Wasserverlust wurde mit Hilfe des Tewameters TM 210 (Courage und
Khazaka, Köln) gemessen. Jeder Wert wurde entsprechend den Standards der Europäischen
Kontaktdermatitis-Gruppe dreifach bestimmt und als Mittelwert verwendet.
-
Messung der Hautfeuchtigkeit
Das Corneometer CM 825 (Courage und Khazaka, Köln) registrierte die elektrische Kapazität
der Hautoberfläche in künstlichen Einheiten. Es wurden jeweils 3 Messungen des Hautareals
durchgeführt; der Mittelwert war das Maß für die Hautfeuchte des Stratum corneum.
-
Messung der Rauigkeit
Die Bestimmung der Rauigkeit erfolgte mit dem Skin Visiometer (Courage und Khazaka,
Köln). Eine computerunterstützte CCD-Kamera machte dabei die Berechnung von Höhenunterschieden
im Hautrelief mit Hilfe der speziell entwickelten Software skin visiometer SV500 möglich.
-
Bestimmung der Konzentration von Hautoberflächenlipiden (Squalen)
Die quantitative Analyse wurde mittels HPLC nach Applikation von 1 ml Isopropanol
auf die Haut unter Standardbedingungen vorgenommen. Verwendet wurde: LiChrospher®100
RP-18 Merck-Deutschland, UV 217 nm, 1 ml/ min, Beckman System Gold® (USA).
-
Messung der Sebumkonzentration
Die Messungen wurden mit dem Sebumeter SM 810 (Courage und Khazaka, Köln) nach einer
photometrischen Methode durchgeführt. Ein Computer berechnete den mittleren Sebumgehalt
auf der Oberfläche des Messareals in μg Sebum/cm2 Haut.
-
Nachweis der Schuppenreduktion
Der Nachweis der Schuppenreduktion erfolgte gravimetrisch (mg) und subjektiv mit Hilfe
eines 6-stufigen Scores. Zusätzlich wurde mit einer speziellen Nahfeld-UV-Kamera (Courage
und Khazaka, Köln) eine Photodokumentation der Schuppenreduktion zur Unterstützung
der gravimetrischen Daten durchgeführt.
-
Nachweis der Reduktion von Malassezia furfur (M. furfur)
Die oberen Schichten des Stratum corneum wurden mit selbstklebender Folie (D-Squame)
gesammelt. Das Material wurde mit einer wässerigen Lösung (0,5 µg/ml) von Fluoreszenzfarbstoff
(Sigma-Aldrich F-3397) zur Detektion von Pilzen angefärbt. Mit Hilfe der Fluoreszenzmikroskopie
wurde die Anzahl pro mm2 bestimmt.
Anwenderstudien
Die Pflegeserie wurde von 177 Patienten mit Plaque-Typ-Psoriasis (96 Männer, 81 Frauen)
über ca. 4 Wochen getestet. Die Produkte sollten entsprechend dem individuellen Pflegeverhalten
angewendet werden, d. h. mindestens einmal täglich. Die Altersstruktur der Probanden
war wie folgt: 5 % unter 20 Jahre, 13 % unter 30 Jahre, 26 % unter 40 Jahre, 20 %
unter 50 Jahre, 36 % 50 Jahre und älter.
Die Patienten wurden gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, in dem sie neben ihren
persönlichen Daten ihren Hauttyp (fettig, normal, trocken, sehr trocken), die Lokalisation
ihrer Hautveränderungen, den subjektiv empfundenen Schweregrad der Erkrankung (leicht,
mittel, schwer) und die derzeit laufende Therapie eintragen sollten. Zusätzlich erfolgte
eine Beurteilung der Eigenschaften bzw. Wirkungen der Produkte wie Reinigungsvermögen,
Pflegeeffekte und Verträglichkeit. Die Bewertung wurde nach einem Punktescore von
1 - 6 (sehr gut bis ungenügend) vorgenommen.
50 weitere Patienten (je 25 Männer bzw. Frauen) füllten einen entsprechenden Fragebogen
zu den Effekten des Shampoos auf Fülle, Glanz, Halt und Kämmbarkeit der Haare aus.
Das Shampoo wurde ebenfalls über einen Zeitraum von etwa 4 Wochen angewandt.
Biometrie und Statistik
Alle Daten wurden zentral erfasst und mit PC-Standardsoftware für statistische Kenngrößen
(n, Min, Max, Mittel, Median, etc.) ausgewertet. Das 5 %-Niveau wurde als Grenze der
statistischen Signifikanz angenommen. Verwendet wurden jeweils die Daten des Prä-/Postvergleiches.
Ergebnisse
Ergebnisse
Experimentelle Untersuchungen
Transepidermaler Wasserverlust (TEWL)
Die wiederholte Bestimmung des transepidermalen Wasserverlusts als Parameter für die
Hautbarrierefunktion zeigte für die Waschzubereitungen (Wash Lotion, Shower Gel) keine
Veränderung, die Hautbarriere blieb auch nach wiederholter Anwendung über 2 - 4 Wochen
intakt. Bei der Anwendung der Pflegeprodukte (Hand & Body Cream, Body Lotion) verbesserte
sich die Hautbarriere signifikant (p < 0,05) - abzulesen an den abnehmenden Werten
des TEWL (Abb. [1]).
Abb. 1TEWL-Messungen über die Zeit.
Hautfeuchtigkeit
Die corneometrischen Messungen belegten eine leichte Erhöhung im Feuchtigkeitsgehalt
schon nach Anwendung der Waschzubereitungen; nach Anwendung der Pflegeprodukte H&B
Cream und Body Lotion stieg die Hautfeuchte um 21 % bzw. 28 % an (Abb. [2]). Für alle Produkte war die Verbesserung der Hydratation der Hornschicht statistisch
signifikant (p < 0,05).
Abb. 2Hautfeuchtigkeitsbestimmung über die Zeit.
Entsprechend den gemessenen Daten zur Hautfeuchtigkeit (Abb. [2]), brachte auch die subjektive Beurteilung der Verbesserung der Hauttrockenheit bei
54 % der Anwender gute bis sehr gute Ergebnisse (vgl. Tab. [1]).
Tab. 1Bewertung der Wasch- und Pflegeprodukte (N = 177)
|
Gesamturteil |
positiv |
neutral |
negativ |
Hautempfindung* |
2,3 |
67 % |
28 % |
3 % |
Hautglätte/-weichheit* |
2,4 |
63 % |
30 % |
3 % |
Produktverträglichkeit* |
2,0 |
82 % |
12 % |
5 % |
weniger Hautaustrocknung* |
2,5 |
54 % |
38 % |
5 % |
Reinigungseffekt* |
2,3 |
68 % |
25 % |
2 % |
* fehlende Prozente = keine Angabe |
Hautrauigkeit
In Korrelation zur Hautfeuchtigkeit wurden auch die messbare und die empfundene Hautrauigkeit
nach Anwendung der Pflegeprodukte statistisch signifikant (p < 0,05) geringer (Abb.
[3]). Nach 4-wöchiger Anwendung der Pflegeprodukte hatte sich die Hautglätte um über
20 % verbessert, die Haut zeigte ein einheitlicheres Hautrelief.
Abb. 3Hautrauigkeit
Im Anwendungstest gaben 63 % der Probanden eine gute bis sehr gute Hautglätte bzw.
Hautweichheit schon nach 2 - 4 Wochen (vgl. Tab. [1]) an.
Konzentration von Sebum und Hautoberflächenlipiden (Squalen)
Für beide Waschzubereitungen wurde die Sebum- bzw. Squalenkonzentration über die Zeit
bestimmt. Während die Werte beim Duschgel über die 14 Tage Untersuchungszeit praktisch
unverändert blieben, zeigte sich vor allem bei der Sebumkonzentration für die Wash
Lotion ein leichter Anstieg (o. Abb.). Insgesamt wiesen alle Messungen für die beiden
Waschprodukte eine gute Rückfettung der Haut aus; eine entfettende Wirkung wurde in
keinem Fall gemessen.
Schuppenreduktion
Sowohl die objektive gravimetrische Messung als auch das subjektive Empfinden der
Probanden zeigte, dass nach Anwendung des Shampoos eine deutliche, statistisch signifikante
(p < 0,05) Schuppenreduktion stattgefunden hat (Abb. [4]).
Abb. 4Reduktion der Schuppen unter Shampoo-Anwendung.
Die subjektive Einschätzung ergab eine Reduktion der Schuppenmenge nach 28 Tagen von
52 %. Der Rückgang der Schuppenbildung wurde gravimetrisch mit 45 % Reduktion objektiviert
und durch Aufnahmen mit einer speziellen UV-Nahfeld-Fotodokumentation bestätigt (Abb.
[5]).
Abb. 5UV-Nahfeld-Fotodokumentation, Prä/Post-Darstellung der Schuppenreduktion.
Reduktion von Malassezia furfur
Der Pilz M. furfur ( = Pityrosporum ovale) wurde durch die eingesetzte Konzentration von 0,5 % Climbazol schnell und wirkungsvoll
zurückgedrängt. Die Daten zeigten schon nach wenigen Anwendungen eine statistisch
signifikante (p < 0,05) Abnahme (Abb. [6]).
Abb. 6Bestimmung von M. furfur.
Sicherheit und Verträglichkeit
Bei den dermatologisch-experimentellen Untersuchungen wurden keine Unverträglichkeitsreaktionen
oder Irritationen gefunden. Eine Sicherheitsbewertung gemäß Kosmetikverordnung § 5b
liegt für alle Produkte vor [8].
Anwenderstudien
Die Angaben der Probanden zum Hauttyp wiesen mit 51 % bzw. 20 % einen trockenen bzw.
sehr trockenen Hauttyp aus, 25 % empfanden ihren Hauttyp als normal und nur 4 % stuften
ihre Haut als fettig ein. Bezüglich der Lokalisation der Psoriasis-Herde wiesen bei
möglichen Mehrfachnennungen 78 % einen Befall der Extremitäten, 55 % einen Befall
des Kopf-/Halsbereiches und 51 % einen Befall des Rumpfes aus. 30 % beurteilten den
Schweregrad ihrer Krankheit als leicht, 48 % als mittelschwer und 20 % als schwer.
Der Rest machte keine Angaben.
Bestimmung der Juckreizlinderung
Die Patienten des Anwendungstests wurden mit Hilfe eines Fragebogens befragt, ob ein
vorhandener Juckreiz gelindert werden konnte. Insgesamt gaben 83 % der Befragten an,
Juckreiz zu empfinden. Für alle Produkte konnte eine gute bis sehr gute Juckreizlinderung
durch das Lokalanästhetikum Polidocanol (Laureth 6.5 bzw. Lauromacrogol) bestätigt
werden. Bei den Pflegeprodukten war diese mit 92 - 100 % häufiger als bei den nur
kurzfristig auf der Haut verbleibenden Waschzubereitungen mit etwa 70 %. Das Shampoo
zeigte bei 86 % der Anwender eine juckreizlindernde Wirkung (o. Abb.).
Bewertung der Eigenschaften durch Patienten
Die subjektiven Angaben der Patienten zu den Eigenschaften/ Effekten der Wasch- und
Pflegeprodukte sind in Tab. [2] zusammengefasst.
Tab. 2Bewertung des Shampoos (N = 50)
|
Gesamturteil |
positiv |
neutral |
negativ |
Haarglätte |
2,1 |
70 % |
26 % |
4 % |
Verträglichkeit |
1,6 |
84 % |
16 % |
0 % |
Glanz |
2,4 |
60 % |
32 % |
8 % |
Fülle |
2,3 |
50 % |
48 % |
2 % |
Kämmbarkeit |
2,2 |
66 % |
26 % |
8 % |
Reinigung |
2,3 |
78 % |
22 % |
0 % |
Schuppenreduktion |
2,4 |
58 % |
42 % |
0 % |
Empfinden |
2,1 |
68 % |
30 % |
2 % |
Sowohl die Produktverträglichkeit als auch die Produkteffekte an der Haut beurteilten
die Probanden überwiegend positiv. Nur in wenigen Einzelfällen wurden kurzfristige,
lokale Irritationen beobachtet, die dem für Harnstoff beschriebenen Stinging-Effekt
zugeschrieben wurden.
Die positive Bewertung der Pflegeserie konnte auch für das Shampoo bestätigt werden,
wie Tab. [2] ausweist.
Zudem konnte gezeigt werden, dass eine zeitgleiche Anwendung von Therapeutika und
Pflegeprodukten ohne subjektive Beeinträchtigung möglich ist. 27 % (n = 48) der Patienten
berichteten über eine gleichzeitig erfolgte Lokaltherapie, vor allem mit steroidhaltigen
Zubereitungen (12 %) und Vitamin-D3-Analoga (8 %), aber auch mit Teer und Dithranol.
Diskussion
Diskussion
Die sowohl von Patienten als auch von Dermatologen erhobenen Forderungen nach einer
Pflegeserie eigens für die psoriatische Haut wird mit der Produktserie erfüllt. Dabei
werden die besonderen Anforderungen an derartige adjuvante Pflegepräparate berücksichtigt:
Es wurden wenig irritierende, die Hautfeuchtigkeit erhöhende, die Rauigkeit vermindernde,
Schuppen und Juckreiz reduzierende Wirkstoffe verwendet, die die Hautbarriere schützen
und den Lipidfilm der Hautoberfläche intakt halten oder regenerieren [7]
[8]
[11]. Dies rechtfertigt zugleich ihren Einsatz als Basistherapeutika.
Die Umsetzung dieser Forderungen an die Pflegeprodukte konnte durch hautphysiologische
bzw. biochemische Untersuchungen belegt werden [8]. Hinzu kommt eine signifikante Reduzierung des anthropophilen Pilzes M. furfur durch das im Shampoo enthaltene Climbazol [6]. Für M. furfur wird eine Triggerfunktion im pathogenetischen Geschehen der Psoriasis diskutiert
[1]
[9]
[10].
Harnstoff als natürlicher Feuchtigkeitsfaktor in der Haut hat sich zur Therapie und
Pflege seit langem bewährt [11] und trägt wesentlich zu den positiven Pflegeeigenschaften der Produktserie bei.
Das eingesetzte Lokalanästhetikum Polidocanol wirkt auf die sensiblen Nervenfasern,
reduziert den eventuell vorhandenen Juckreiz [2]
[5] und vermindert somit die Gefahr eines Köbner-Phänomens [10]. In einer aktuellen Untersuchung [7] wurden bei einer breiten Patientenbefragung als wesentliche Beeinträchtigungsfaktoren
durch Psoriasis Symptome wie Juckreiz, Schuppung, Sichtbarkeit, Erythem und trockene
bzw. empfindliche Haut identifiziert. Bei einer adjuvanten Pflegeserie, die diesen
Beeinträchtigungen entgegenwirkt, ist eine gute Compliance zu erwarten.
Die aus den experimentellen Untersuchungen abgeleiteten Erwartungen wurden im Anwendertest
bestätigt [8]. Die Produktverträglichkeit wurde als gut bis sehr gut eingestuft und die überwiegende
Mehrheit der Patienten registrierte eine Verbesserung des Hautzustandes. Die kosmetische
Akzeptanz der Produkte und die Compliance der Anwender waren generell gut bis sehr
gut.
Eine zeitgleiche Anwendung der Pflegeprodukte mit antipsoriatisch wirkenden Therapeutika
kann nach vorliegenden Untersuchungen [8] als unbedenklich betrachtet werden.
Die Reinigungs- und Pflegeserie kann zur wirksamen regelmäßigen Pflege der erscheinungsfreien
oder nur wenig befallenen psoriatischen Haut auch im Sinne einer Prophylaxe empfohlen
werden.
Danksagung
Danksagung
Wir danken den beteiligten Ärzten bzw. Institutionen:H.-J. Böhmer, Hautarztpraxis/Unna;
Deutscher Psoriasis Bund/Hamburg; E.-W. Jecht, Hautarztpraxis/Nürnberg; G. A. Lutz,
Hautarztpraxis/Köln; U. Mrowietz, Universitätshautklinik/Kiel; H.W. Niedecken, Hautarztpraxis/Rheinbach