Zusammenfassung
Fragestellung
Diese Studie untersucht die Wertigkeit der histomorphologischen Untersuchungsergebnisse
als eigenständige prädiktive Faktoren für das wiederholte Auftreten einer Plazentainsuffizienz.
Material und Methode
In der vorliegenden Auswertung von 15 863 Geburten an der Mainzer Universitätsfrauenklinik
fanden wir 32 Wiederholungsfälle einer Wachstumsretardierung. Die klinischen Daten
zur Anamnese, Schwangerschafts- und Geburtsverlauf sowie den Untersuchungsergebnissen
der histomorphologischen Beurteilung der Plazenten wurden für drei Gruppen (eine Mangelgeburt,
mehrere Mangelgeburten und eine Vergleichsgruppe ohne Mangelgeburt) erarbeitet und
statistisch hinsichtlich ihrer eigenständigen Signifikanz hin ausgewertet.
Ergebnisse
Die Auswertung der Daten zeigte, dass - neben dem Alter der Mutter und ihrem sozialen
Umfeld - den histomorphologischen Plazentabefunden eine wichtige Bedeutung als prädiktiven
Faktoren zukommt. Das Risikoprofil für ein wiederholtes Auftreten einer Wachstumsretardierung
lässt sich nach unseren Daten wie folgt darstellen: In der mütterlichen Anamnese ist
ein Alter von über 35 Jahren, ein fortgesetzter Nikotinabusus, ein bekannter Diabetes
mellitus oder eine essenzielle Hypertonie mit einem erhöhten Risiko verbunden. Für
die Daten aus den vorangegangenen Schwangerschaften ist neben der Information über
stattgehabte Aborte oder intrauterine Fruchttode insbesondere der Nachweis einer Hypovaskularisation
des Zottenbaumes mit einer erhöhten Wiederholungsrate verbunden. Aus dem Verlauf der
aktuellen Schwangerschaft sind insbesondere Nachweis gestosetypischer Veränderungen
sowie das Auftreten einer vorzeitigen Wehentätigkeit.
Schlussfolgerung
Insbesondere die Hypovaskularisation der Chorionzotten stellt bei fehlender mütterlicher
Erkrankung (z. B. Diabetes mellitus oder Hypertonie) einen guten prädiktiven Faktor
für das erhöhte Wiederholungsrisiko einer Plazentainsuffizienz dar.
Summary
Objective
We evaluated whether recurrence of intrauterine growth restriction (IUGR) in subsequent
pregnancies can be predicted by histologic findings in the placenta.
Methods
A total of 15,863 singleton deliveries were reviewed. A total of 32 cases of recurrent
IUGR were identified. We reviewed the clinical data and the results of histomorphologic
examination of the placentas in 61 mothers with 1 pregnancy complicated by IUGR, the
32 mothers with recurrent pregnancies complicated by IUGR, and 130 mothers with uncomplicated
pregnancies. Maternal age > 35 years, coincidental social factors, and structural
changes of the placental villi were analyzed as possible predictive factors.
Results
Maternal age > 35 years, smoking, maternal diabetes or hypertension, and hypovascularization
of the placenta (13 % in the mothers with one pregnancy with IUGR, 28 % in the mothers
with recurrent IUGR and none in the control group) were risk factors for the recurrence
of IUGR.
Conclusion
Hypovascularization of the placental villi is an independent risk factor for recurrent
IUGR in a subsequent pregnancy.
Schlüsselwörter
Plazentainsuffizienz - Wiederholungsrisiko
Key words
Placental insufficiency - Intrauterine growth restriction - IUGR
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Dr. med. Eric Steiner
Universitätsfrauenklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Langenbeckstraße 1
55101 Mainz
Email: steiner@mail.uni-mainz.de