intensiv 2001; 9(1): 30-33
DOI: 10.1055/s-2001-10473
Ethik
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die „subkutane Kostenfrage” - prekäre Verteilungszwänge und ethische Konflikte im klinischen Alltag[1]

Ellen Kuhlmann
  • Hamburg
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zusammenfassung

Ökonomische Zwänge sind zur ständigen Begleiterscheinung im klinischen Alltag geworden. Sie können in Konkurrenz zu medizinischen und pflegerischen Anforderungen an die Patientenversorgung treten. Ethisch vertretbare und gesellschaftlich akzeptierte Kriterien für die Verteilung knapper werdender Ressourcen stehen nicht zur Verfügung; die gesundheitspolitischen Steuerungsversuche bleiben weiterhin mehr am betriebswirtschaftlichen Ergebnis als am Patientenwohl orientiert. In diesem Beitrag werden unter Bezug auf empirische Ergebnisse zentrale Problemfelder herausgestellt, die bisher in der Rationierungsdebatte unterbelichtet sind. Diskutiert werden die impliziten Verteilungszwänge und die Selektionseffekte in der klinischen Versorgung, Hinweise auf Qualitätseinbußen, ethische Probleme der Allokationsentscheidungen sowie Fragen der Aufklärung von Patientinnen und Patienten über ökonomische Motive einer Behandlungsentscheidung.

1 Vortrag auf dem 3. Intensiv-Pflegekongress in der Universitätsklinik Charite, Berlin, 13./14. Oktober 2000

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1 Vortrag auf dem 3. Intensiv-Pflegekongress in der Universitätsklinik Charite, Berlin, 13./14. Oktober 2000

2 Beide Studien wurden vom Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und unter Leitung von PD Dr. Günter Feuerstein durchgeführt.

Dr. Ellen Kuhlmann

Universität Hamburg Forschungsschwerpunkt Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt (BIOGUM)

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Email: ellen.kuhlmann@uni-hamburg.de

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