Einleitung
Einleitung
Während die Kryptokokkose bei Patienten bei Immunschwäche infolge einer Immunsuppression
oder AIDS die zweithäufigste systemische Pilzinfektion darstellt, ist die Kryptokokkose
als primäre Erkrankung ausgesprochen selten [[1 ]]. Der Erreger (Cryptococcus neoformans) ist ein weltweit verbreiteter Pilz. Die
Infektion erfolgt durch Inhalation sporenhaltiger Stäube, wobei insbesondere Taubenkot
Sporen enthält. Der Erreger, Cryptococcus neoformans, gilt als fakultativ pathogen.
Er hat einen Durchmesser von 4 bis 20 Mikrometer und bildet eine charakteristische
Kapsel aus Polysacchariden. Etwa 1 /3 der Erkrankten bleibt asymptomatisch [[1 ]]. Die übrigen Patienten entwickeln ein unterschiedlich ausgeprägtes Krankheitsbild
mit Husten und Fieber. Von der durch den Kryptokokkus induzierten knotigen, tumorartigen
Gewebsreaktion, leitet sich auch das Attribut „neoformans” ab. Gefürchtet ist die
Kryptokokkenmeningitis mit einer Mortalität von 7 %, bei unbehandelten Patienten von
nahezu 100 % [[1 ], [2 ]]. Wir berichten über eine 78 Jahre alte, bis dahin gesunde Patientin, bei der lange
der Verdacht auf ein Bronchialkarzinom bestand.
Fallbericht
Fallbericht
Die 78 Jahre alte Patientin klagte seit etwa 7 Monaten über vermehrt Husten ohne Auswurf
oder Hämoptysen sowie über Luftnot bei stärkerer Belastung. Aus der Anamnese sind
ein arterieller Hypertonus und eine kompensierte Niereninsuffizienz bekannt. Im Röntgenbild
konnte ein tumorartiges Infiltrat im rechten Lungenoberlappen nachgewiesen werden
(Abb. [1 ]). Die daraufhin erfolgte stationäre Untersuchung in einer Medizinischen Klinik erbrachte
jedoch keinen Tumornachweis. Histologisch bestand lediglich eine unspezifische, ulzeröse
Bronchitis. Da nach Entlassung keine klinische Besserung und keine Rückbildung des
Infiltrates erfolgten, wurde 6 Monate nach Entlassung noch einmal eine ambulante Bronchoskopie
mit Entnahme von Gewebsproben durchgeführt. In diesen Gewebsproben konnten schließlich
Kryptokokken nachgewiesen werden. Die Patientin wurde daraufhin wieder in einer Lungenklinik
stationär aufgenommen. In Röntgenbildern des Thorax sowie im Computertomogramm zeigte
sich im rechten Oberlappen ein im Durchmesser 4 cm großes inhomogenes Infiltrat mit
fraglicher Verkalkung ohne Nachweis einer Lymphadenopathie (Abb. [2 ]). Lungenfunktionell keine Ventilationsstörung, keine Diffusionsstörung. Die üblichen
Laborparameter lagen im Bereich der Norm, HIV-1 und HIV-2 waren im ELISA-Test negativ.
CD-4-Zellen im peripheren Blut 673/µl, CD4/CD8 Ratio: 1,4.
Abb. 1 Thoraxübersicht vor Therapie mit einem tumorverdächtigen Infiltrat im rechten Oberlappen.
Abb. 2 Computertomogramm vor Therapie mit Darstellung des tumorverdächtigen Infiltrates.
Histologischer Befund
Histologischer Befund
Zur Untersuchung kamen zahlreiche, zusammen 0,7 cm im Durchmesser große Gewebsproben.
Mikroskopisch waren die Bronchuswandstrukturen durch Nekrosen partiell zerstört. Im
Randbereich der Nekrosen ein demarkierendes, z. T. bereits vernarbtes Granulationsgewebe
mit Infiltraten aus Lymphozyten, Plasmazellen und Granulozyten. Auf der ulzerierten
Schleimhautoberfläche ein fibrinös-granulozytäres Exsudat. In der Schleimhaut bereits
im HE-Präparat nachweisbare (Abb. [3 ]) runde und ovale Kryptokokken mit einem Durchmesser von 4 bis 20 Mikrometern und
basophiler Kapsel, die sich im dann angefertigten Alcianblau-Präparat (Abb. [4 ]) als typische strahlenkranzartige Schleimkapsel darstellte. Die zur Sicherheit angefertigten
Ziehl-Neelsen-Präparate waren ohne Nachweis säurefester Stäbchen. Tumorgewebe war
nicht nachweisbar.
Abb. 3 Bronchusschleimhaut mit massenhaft eingeschlossenen Kryptokokken. Gut erkennbar sind
die zystischen Erreger mit dem hellen Hof. HE-Färbung 100-fach.
Abb. 4 Detailaufnahme nach Alcianblau-Färbung zur Darstellung des typischen Strahlenkranzes.
Alcianblau-Färbung, 400-fach (Ölimmersion).
Verlauf
Verlauf
Die Therapie erfolgt mit Fluconazol, wobei im vorliegenden Fall die Dosis wegen einer
vorbestehenden Niereninsuffizienz 2. Grades (Ansteigen der Kreatininwerte) auf 200
mg/die reduziert werden musste. Die Kontrolle nach insgesamt 2 Monaten Behandlung
zeigt eine Rückbildung des Infiltrates im rechten apikalen Oberlappensegment. Wegen
eines blutenden Magenulkus musste die Therapie mit Fluconazol nach insgesamt zwei
Monaten jedoch auf Wunsch der Patientin abgesetzt werden. Da die Patientin auch gegenwärtig
einer weiteren Therapie ablehnend gegenüber steht, wurde vereinbart, unter regelmäßigen
Röntgenkontrollen den Spontanverlauf abzuwarten.
Diskussion
Diskussion
Die pulmonale Kryptokokkose stellt bei immunkompromitierten Patienten die zweithäufigste
Pilzinfektion dar [[1 ], [3 ]]. Die radiologischen Erscheinungsformen der pulmonalen Kryptokokkose sind unterschiedlich,
sie reichen von tumorartigen Formationen (deshalb der Speziesname „neoformans”) bis
hin zu dem Bild einer Miliartuberkulose [[4 ]]. Die Kryptokokkose bei immunkompetenten Menschen ist dagegen sehr selten [[1 ], [2 ], [5 ], [6 ]). Da in diesen Fällen keine Vorerkrankungen bekannt sind, stellt sich hier bei einer
pulmonalen Infektion zunächst einmal der Verdacht auf ein Bronchialkarzinom, welches
bioptisch abgeklärt werden muss. Dabei steht die Kryptokokkose als Ursache derartiger
Infiltrate zunächst sicherlich nicht im Vordergrund der differentialdiagnostischen
Überlegungen. Entscheidend ist das Ergebnis der histologischen Diagnostik, welche
die gesamte Differentialdiagnose einer ulzerösen nekrotisierenden Bronchitis durcharbeiten
muss. Sie umfasst das große Spektrum, welches von vollständigen Tumornekrosen über
Vaskulitiden (z. B. M. Wegener), allergische Reaktionen bis hin zu infektiösen Nekrosen
reicht [[7 ], [8 ]]. Dabei steht in Europa die Tuberkulose immer noch an erster Stelle als Ursache
infektiös bedingter Nekrosen. Bei der Wertung der einzelnen mikroskopischen Phänomene
muss immer bedacht werden, dass wesentliche und richtungweisende Befunde bei der Biopsie
nicht erfasst oder nur in wenigen Partikeln nachweisbar sein können. So hat auch im
vorliegenden Fall erst die wiederholte Gewebsentnahme den Erreger nachweisen können,
wobei dieser dann aber bereits im routinemäßig erstellten HE-Präparat zweifelsfrei
zu identifizieren war. Die Darstellung der Kapsel durch Alcianblau zeigt dann den
typischen intensiv blau angefärbten Stahlenkranz. Die sonst zum Pilznachweis benutzte
Darstellung mit Methamin-Silber (Grocott-Färbung) ist zum Nachweis des Cryptococcus
neoformans weniger geeignet, da die Schleimsubstanzen den eigentlichen Erreger einhüllen
und somit die Imprägnierung durch das Silber behindern.