Viszeralchirurgie 2000; 35(5): 345-347
DOI: 10.1055/s-2000-8047
KURZ REFERIERT
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

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O. Horstmann
  • Göttingen
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Zystadenome und Zystadenokarzinome. Eine retrospektive Multizenteranalyse von 398 Patienten.

Le Borgne J, de Calan L, Partensky C. Cystadenomas and cystadenocarcinomas of the pancreas. A multiinstitutinonal retrospective study of 398 cases. French Surgical Association. Ann Surg 1999; 230: 152 - 161

Nicht duktale Tumoren, hauptsächlich die zystischen Raumforderungen der Bauchspeicheldrüse stellen nach wie vor eine große diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Vor allem die präoperative Unterscheidung zwischen serösen Zystadenomen, deren maligne Entartung selten ist und den muzinösen Geschwulsten, die eine größere Entartungstendenz aufweisen, ist für die Entscheidung zur Resektion von Relevanz. Die französische Autorengruppe hat deshalb in einer retrospektiven Multizenteranalyse 398 auswertbare Patienten mit zystischen Raumforderungen des Pankreas in einem Zeitraum von 12 Jahren aus 73 Zentren gesammelt.

Es zeigt sich, dass ein präoperativ erhöhter CA-19-9-Wert zwar statistisch signifikant häufiger beim muzinösen Adenokarzinom vorlag, jedoch auch bei den benignen Befunden in 12 (serös) bzw. 21 % (muzinös) falsch positiv sein kann. Die präoperative Diagnostik mit Sonographie, CT, ERCP, endoskopischem Ultraschall und zytologischer Analyse der Zystenflüssigkeit wurde mit unterschiedlicher Häufigkeit durchgeführt und ist für die Morphologie des Tumors nicht wegweisend in Bezug auf die Dignität. Der zytologische Nachweis von malignen Zellen in dem Zysteninhalt gelingt nur bei etwa jedem dritten muzinösen Zystadenokarzinom. Deutlich günstiger scheint die Vorhersagewahrscheinlichkeit für die Analyse des CEA und CA- 19-9 in der Zyste zu sein, wobei auch hier eine beträchtliche Rate an falsch positiven bzw. negativen Befunden besteht. Dreihundertzweiundsiebzig Patienten wurden operiert (93 %), bei 26 Patienten wurde der Tumor aufgrund der Morphe und der Zytologie als seröses Zystadenom klassifiziert und auf eine operative Therapie verzichtet. In dem operierten Kollektiv lag die Vorhersagewahrscheinlichkeit der präoperativen Diagnostik zwischen 20 und 30 %, auch der intraoperative Schnellschnitt hat eine nahezu fünfzigprozentige Irrtumswahrscheinlichkeit. Bei 94 % der Patienten mit benignem Befund wurde eine Resektion unterschiedlichen Ausmaßes durchgeführt, bei den Karzinomen lag die Resektionsrate immerhin bei 74 %. Hier waren bei 44 auswertbaren Patienten in 25 % Lymphknotenmetastasen zu verzeichnen. Die postoperative Sterblichkeit nach Resektion mit 1,4 bis 7 % entspricht dem allgemeinen Trend des deutlich gesunkenen Risikos der Bauchspeicheldrüsenchirurgie, wobei die Letalität hauptsächlich zulasten der Duodenopankreatektomie beim Karzinom geht (11 %). In der Nachsorge trat kein Todesfall beim serösen Zystadeom auf (inklusive der nichtoperierten Patienten!), die Prognose der muzinösen Zystadenome ist ähnlich günstig. Die 5-Jahres-Überlebensrate beim resezierten muzinösen Zystadenokarzinom liegt bei 63 %.

Die Autoren folgern, dass asymptomatische seröse Zystadenome mit auseichender Sicherheit konservativ zu behandeln seien, wobei die Identifikation dieser Entität ungeachtet der stellenweise hohen Vorhersagewahrscheinlichkeit der Diagnostik problematisch bleibt. Letzten Endes muss die Entscheidung gegen eine Resektion immer individuell und mit hoher klinischer Aufmerksamkeit überprüft werden.

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