NOTARZT 2000; 16(1): 24-30
DOI: 10.1055/s-2000-8
SUPPLEMENT - REANIMATION 2000
Supplement - Reanimation 2000
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kinderreanimation - neue Aspekte

L. Schrod
  • Universitäts-Kinderklinik (Direktor: Prof. Dr. Ch. P. Speer),
    Würzburg
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

 

Einleitung

Die in den letzten Jahren veröffentlichten Empfehlungen zur Reanimation von Kindern hatten sich seit der Publikation der Leitlinien der American Heart Association 1986 weltweit in den nachfolgenden Jahren einander angeglichen. So stellte die internationale pädiatrische Arbeitsgruppe des International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR) in ihrem ersten Statement von 1997 fest, it was surprising to the working group participants how few differences exist among the current Paediatric Guidelines advocated by the American Heart Association, the Heart and Stroke Foundation of Canada, the European Resuscitation Council, the Australian Resusciation Council, and the Resuscitation Council of Southern Africa [18].

Auf Grund ihres Beitritts zu ILCOR hat das European Resuscitation Council (ERC) vor einem Jahr seine Empfehlungen zur pädiatrischen Reanimation aus dem Jahr 1994 [19] nochmals überarbeitet und den internationalen Empfehlungen angeglichen [7] [8]. Im September 1999 hatte in Dallas, USA, die American Heart Association zur Second International Evidence Evaluation Conference eingeladen, um die Erarbeitung von neuen CPR-Empfehlungen vorzubereiten. Auch wenn noch keine offizielle Stellungnahme vorliegt, bleibt klar, dass gerade auf dem Gebiet der pädiatrischen kardiopulmonalen Reanimation (CPR) zu vielen Aspekten die sog. evidenzbasierenden Daten fehlen. Trotzdem hatte man in Deutschland aktuell eigene Empfehlungen formuliert [4], die in einzelnen Punkten von der ILCOR- oder ERC-Leitlinien abweichen. Auch wenn die Unterschiede in der Praxis wahrscheinlich das Outcome nicht wesentlich beeinflussen werden, führt dies zu unnötigen Verwirrungen in der Ausbildung und möglicherweise zu Unsicherheiten in der Praxis, wie in einer kürzlich publizierten Untersuchung für das deutsche Notarztsystem aufgezeigt [25].

Die Überlebensraten nach einem Herz-Atemstillstand sind bei Kindern niedrig, auch bei Reanimationen von Krankenhauspatienten. In Abhängigkeit von den Umständen und der Ursache (Hypoxie, Sepsis, Trauma, Herzerkrankung u. a.) ließ sich einzelnen Studien nach zwar in 10 - 50 % ein Spontankreislauf erreichen, ein Jahr später lebten aber durchschnittlich nur noch 10 - 15 % der Patienten, die meisten wiesen ein schweres neurologisches Defizit auf [11] [22] [27] [29] [31].

Dies liegt daran, dass der Kreislauf-Atemstillstand im Kindesalter meistens primär keine kardiale Ursache hat, sondern Folge einer Hypoxie bei zentraler Atemstörung, bei respiratorischem Versagen oder Folge eines protrahierten Schocks mit sekundärem Pumpversagen ist. Da bei primär gesundem Herzen erst eine länger dauernde Unterversorgung einen Herzstillstand hervorruft und viele Organe wie das Gehirn eine weit geringere Anoxietoleranz als das Herz aufweisen, entwickelt sich trotz gelegentlichem primären Reanimationserfolg in den nächsten Tagen ein Multiorganversagen oder die Kinder überleben nur mit schweren neurologischen Schäden. Primäre Herzrhythmusstörungen wie Kammertachykardien oder -flimmern sind seltener als bei Erwachsenen Ursache eines Kreislaufstillstandes. Bei Kindern > 6 Monate liegt die Häufigkeit etwa zwischen 10 und 20 % [15] [17]. Sie weisen bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung allerdings ebenso wie Kinder mit alleinigem Atemstillstand eine deutlich bessere Prognose auf als Kinder mit Asystolie [17]. Deshalb geht es bei den Reanimationsbemühungen im Kindesalter letztendlich darum, mit frühestmöglicher Behandlung einer Atemstörung und Sicherstellung der Oxygenierung einen Herzstillstand überhaupt zu vermeiden bzw. frühzeitig therapierbare Ursachen des funktionellen Herzstillstandes wie eine Hypovolämie, Tamponade oder ein Kammerflimmern zu behandeln.

Die Altersunterteilungen erfolgen nach den Empfehlungen der ILCOR. Die Neugeborenenperiode umfasst die ersten vier Lebenswochen, und bis zum Ende des 1. Lebensjahres handelt es sich um einen Säugling. Mehr auf Grund praktischer Aspekte im Hinblick auf die Techniken der CPR und die Ursachen eines Herz-Atemstillstandes unterscheidet man ferner junge Kinder bis zum 8. Lebensjahr und ältere Kinder mit einem Alter über 8 Jahren.

Da sich die Medikamentendosierungen nach dem Körpergewicht richten, wird zur groben Abschätzung folgende Faustregel empfohlen:

Das Körpergewicht beträgt ca.

3,3 kg bei der Geburt 6,6 kg im Alter von sechs Monaten 10 kg im Alter von einem Jahr 20 kg im Alter von sechs Jahren 40 kg im Alter von zwölf Jahren.

Literatur

Priv.-Doz. Dr. med. Lothar Schrod

Universitäts-Kinderklinik Würzburg

Josef-Schneider-Straße 2

97080 Würzburg

Email: E-mail: schrod@mail.uni-wuerzburg.de