Einleitung
Einleitung
Die BAL ist eine Technik zur Entnahme sowohl von zellulären als auch von nichtzellulären
Bestandteilen der epithelialen Oberfläche des unteren Respirationstraktes. Die Methode
hat zum einen in der Forschung unsere Kenntnisse über die Pathogenese entzündlicher
bronchopulmonaler Erkrankungen im Allgemeinen und interstitieller Lungenkrankheiten
im Besonderen enorm erweitert, zum anderen liefert sie für die Klinik interstitieller
und infektiöser Lungenerkrankungen wichtige Befunde hinsichtlich Krankheitsnachweis
und Aktivitätsbestimmung [[1 ]
[2 ]
[3 ]
[4 ]]. Im Vordergrund stehen hierbei mikrobiologische und zytologische Befunde. Die Analyse
nichtzellulärer Bestandteile der BAL hat bislang in die klinische Routinediagnostik
keinen Eingang gefunden, obwohl auf europäischer Ebene methodische Empfehlungen publiziert
sind [[5 ]].
Die Messung der Konzentration der AP in der BAL könnte aus verschiedenen Gründen für
die Diagnostik bronchopulmonaler Erkrankungen von Interesse sein: Prinzipiell ist
die AP ein ubiquitäres Enzym, welches in absorptiv und sekretorisch aktiven Geweben
in besonders hoher Konzentration vorkommt [[6 ]]. Über die genaue Funktion der AP ist wenig bekannt, der Transfer von Metaboliten
und die Regulation von Stoffwechselabläufen werden vermutet [[6 ]]. Histochemische Untersuchungen, Isoenzymanalysen, Konzentrationsanalysen und Tierversuche
sprechen dafür, dass die AP-Konzentrationen, die in der BAL nachweisbar sind, lokal
in der Lunge, am ehesten im Pneumozyten II, produziert werden und nicht von der Serum-AP
abhängig sind [[7 ]
[8 ]
[9 ]
[10 ]]. Diese Annahme wird auch unterstützt durch Experimente, nach denen Granulozytendepletion
und Komplementdepletion die Konzentration der AP in der BAL nicht beeinflussen [[11 ]
[12 ]
[13 ]]. Weiterhin konnte keine Korrelation zwischen Enzymaktivitäten in der BAL und dem
Zellprofil der BAL belegt werden, so dass sich möglicherweise unterschiedliche Aussagen
aus Enzymveränderungen und aus Zellveränderungen ableiten lassen [[14 ]].
Im Tierversuch führt die inhalative Belastungen mit Silikat, Asbest, Selen, Cadmium,
Beryllium, SO2 , NO2 , O2 , Verbrennungsrauch und Industrieabgasen jeweils zu einer Erhöhung [[15 ]
[16 ]
[17 ]
[18 ]
[19 ]
[20 ]
[21 ]
[22 ]
[23 ]
[24 ]
[25 ]
[26 ]], Pneumozytenzerstörung durch Lungenbestrahlung oder Paraquatintoxikation dagegen
zu einer erheblichen Abnahme der AP in der BAL [[27 ], [28 ]]. Die wenigen Untersuchungen am Menschen ergeben eine erhöhte AP in der BAL bei
Ölpneumonie [[29 ]], Tuberkulose [[30 ]], Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern [[9 ]] und bei fibrosierenden interstitiellen Erkrankungen [[31 ]], nicht aber bei Pneumonie [[32 ]], chronischer Bronchitis, Bronchiektasie und Asthma bronchiale [[33 ]].
Albumin in der BAL gilt als Marker für entzündliche Prozesse und für Plasma-Übertritt
in den bronchoalveolären Raum [[5 ], [31 ]]. Dem Quotienten AP/Albumin in der BAL wurde eine besondere Bedeutung für die Erkennung
einer Lungenschädigung im Rahmen fibrosierender Lungenerkrankungen beigemessen, da
er eine eventuelle Plasmabeimischung in die BAL berücksichtige [[31 ]].
In der vorliegenden Arbeit gingen wir der Frage nach, ob die Bestimmung der Konzentration
der AP, des Albumins und des AP/Albuminquotienten in der BAL zusätzlich zu den etablierten
zellulären Befunden für die Diagnostik interstitieller Krankheitsbilder von Bedeutung
sein könnte.
Methoden
Methoden
Patienten
In die Auswertung aufgenommen wurden 61 Patienten, die zur Abklärung erstmals festgestellter
interstitieller Lungenveränderungen mit Bronchoskopie, BAL und transbronchialer Lungenbiopsie
(TBB) untersucht wurden. Keiner der Patienten stand bis zum Untersuchungszeitpunkt
unter einer medikamentösen Behandlung mit Steroiden oder Immunsuppressiva. Eine aktive
Erkrankung des Leber- oder Gallensystems und eine Erkrankung des Knochenstoffwechsels
waren Ausschlusskriterien.
24 Patienten, die zur Abklärung eines chronischen Reizhustens in Verbindung mit einer
fraglichen interstitiellen Zeichnungsvermehrung in der Thoraxübersichtsaufnahme bronchoskopiert
wurden, bei denen sich aber klinisch, lungenfunktionell, in BAL und TBB keine Hinweise
auf eine interstitielle Lungenerkrankung ergaben, dienten als Kontrolle. Diagnosen,
demographische Daten, spirometrische Befunde und die quantifizierte Nikotinanamnese
in Packyears von Patienten und Kontrollen gehen aus Tab. [1 ] hervor. 34 Patienten hatten eine Sarkoidose. Die Diagnose wurde gestellt aufgrund
eines typischen Befundes in der Röntgenaufnahme des Thorax (14-mal Stad. I = isolierte
Hiluslymphome, 7-mal Stad. II = Hiluslymphome mit Parenchymbefall, 13-mal Stad. III
= Parenchymbefall ohne Hiluslymphome) und dem histologischen Nachweis epitheloidzelliger,
nichtverkäsender Granulome in der Bronchialschleimhaut und/oder der TBB bei 31 Patienten.
3-mal wurde zur histologischen Diagnosesicherung eine Mediastinoskopie erforderlich.
14 Patienten hatten eine idiopathische Lungenfibrose (IPF). Diagnosesichernd waren
klinische Befunde (Trommelschlegelfinger, auskultatorisch Knisterrasseln), Computertomographie
des Thorax (lungenmantelbetontes netz-wabiges interstitielles Muster) und histologische
Befunde (8-mal TBB, 6-mal offene Lungenbiopsie). 11-mal ergab sich eine usual interstitial
pneumonia (UIP), 3-mal eine desquamative interstitial pneumonia (DIP).
6 Patienten hatten eine exogen-allergische Alveolitis (EAA). Die Diagnose wurde gestellt
bei Bestehen einer entsprechenden anamnestisch angegebenen inhalativen Exposition
mit korrespondierendem serologischen Präzipitinnachweis (4-mal auf Vogelantigen, 2-mal
auf Aspergillus), daneben dem BAL-Befund einer lymphozytischen Alveolitis mit im Vergleich
zu Normwerten nach Costabel [[1 ]], erniedrigtem CD4/CD8-Quotienten und/oder dem histologischen Bild einer muralen,
granulomatösen Alveolitis in der TBB.
7 Patienten boten eine Bronchiolitis obliterans mit organisierender Pneumonie (BOOP).
Die Diagnose wurde angenommen, wenn radiologisch flächenhafte periphere Infiltrate
nachweisbar waren, histologisch in der TBB das Bild von Granulationsgewebe und Mesenchymknospen
innerhalb von terminalen Bronchiolen und Alveolarräumen und in der BAL eine Lymphozytose
mit erniedrigtem CD4/CD8-Quotienten vorherrschten.
Tab. 1 Demographische Daten, Lungenfunktion. Angabe in Mittelwerten. SD = Standardabweichung.
+ = p < 0,05 Vergleich Sarkoidosen Stadien 1, 2, 3 (Kruskal-Wallis-Test)
Diagnose
Kontrolle Nichtraucher
Kontrolle Raucher
Kontrolle insgesamt
Sarkoidose Stadium I
Sarkoidose Stadium 2
Sarkoidose Stadium 3
Sarkoidose insgesamt
IPF
EAA
BOOP
ANOVA p
Kruskal-Wallis-Test p
n
13
11
24
14
7
13
34
14
6
7
-
-
weibl./männl.
7/6
5/6
12/12
5/9
3/4
8/5
16/18
9/5
3/3
5/2
-
0,69 (χ2 -Test)
Alter (Jahre)
57,4 SD 10,9
52,5 SD 13,4
55,1 SD 12,1
40,9 SD 13,0
44,0 SD 13,9
46,7 SD 13,3
43,8 SD 13,1
60,3 SD 15,6
65,5 SD 14,4
62,9 SD 8,2
< 0,001
< 0,001
packyears
0
48,6 SD 33,4
22,3 SD 33,1
4,3 SD 10,9
1,7 SD 4,1
7,9 SD 16,7
5,2 SD 12,5
5 SD 10,2
13,3 SD 16,3
14,3 SD 12,4
0,034
0,048
IVC %soll
93,5 SD 19,7
84,9 SD 19,3
89,9 SD 19,5
93,0 SD 14,9
84,3 SD 9,8
78,6 SD 11,4
85,7 + SD 14,0
73,1 SD 20,6
67,4 SD 32,3
88,1 SD 24,9
0,042
0,039
FEV1 %soll
95,2 SD 21,9
83,9 SD 19,7
90,6 SD 21,4
93,7 SD 13,9
85,7 SD 12,0
75,9 SD 12,8
85,2 + SD 15,1
77,7 SD 22,7
74,6 SD 28,7
87,6 SD 27,9
0,34
0,38
Bronchoskopie und BAL
Die Voruntersuchungen für die Bronchoskopie bestanden in Spirometrie und Blutgasanalyse,
einem aktuellen Thorax-Röntgenbild in 2 Ebenen, einer Blutbild- und Gerinnungsanalyse
und einem EKG. Die Bronchoskopie wurde mit einem flexiblen Bronchoskop (Olympus) in
Video- oder Fiberglastechnik unter pulsoximetrischer Überwachung und Sauerstoffapplikation
über Nasensonde durchgeführt. Nach intravenöser Prämedikation mit 5 - 7,5 mg Midazolam
wurde das Bronchoskop unter lokaler Anästhesie mit maximal 20 ml 2 %iger Xylocainlösung
inhalativ und über den Instrumentierkanal transoral eingeführt. Zur BAL wurde die
Bronchoskopspitze in einem Subsegmentbronchus in wedge-Position gebracht und über
einen im Instrumentierkanal liegenden Kunststoffkatheter 100 ml isotonische, sterile,
körperwarme Kochsalzlösung in Portionen zu 20 ml über eine Einmalspritze instilliert
und sofort in die Spritze reaspiriert. Die Menge des Rückgewinns wurde festgehalten.
Ort der Lavage waren bei generalisierten Veränderungen der Mittellappen, sonst der
Bronchus des infiltrattragenden Segmentes.
BAL-Zellanalytik
Nach Entnahme von 5 ml zur mikrobiologischen Analytik wurde die BAL durch Filtration
über Gaze (Topper 8, Fa. Johnson & Johnson, Norderstedt) von groben Partikeln befreit
und in einem sterilen Kunststoffgefäß gepoolt. Die Gesamtzellzahl wurde an einem Zellanalysegerät
(K 800 Fa. Sysmex, Norderstedt) durchflusszytometrisch bestimmt. Zellpräparate wurden
durch Zentrifugation (Cytospin 2, Fa. Shandon, Frankfurt a. M.) angefertigt. Die prozentuale
Verteilung der Zellgruppen wurde durch mikroskopische Auszählung von 500 Zellen eines
nach Pappenheim gefärbten Präparates ermittelt. Bei einem Lymphozytenanteil von über
15 % wurde die prozentuale Verteilung der Lymphozytenoberflächeneigenschaften CD3
(T-Zellen), CD4 (T-Helfer-Zellen), CD8 (T-Suppressor-Zellen) bestimmt und der CD4/CD8-Quotient
errechnet. Die entsprechende Zellmarkierung erfolgte mit Reagenzien und nach Vorschrift
der Fa. Dako, Hamburg. Als Sekundärantikörper diente der Alkalische Phosphatase-Anti-Alkalische
Phosphatase-Antikörper der gleichen Firma.
BAL-Bestimmung nichtzellulärer Bestandteile
Der Albumingehalt in der BAL wurde über ein käufliches Testverfahren immunologisch
durch Einsatz von Kaninchenantiserum (Fa. Dade Behring, Marburg) und anschließender
vollautomatischer Messung am Nephelometer BN 100 (Fa. Dade Behring, Marburg) bestimmt.
Die AP in der BAL wurde mittels eines kommerziellen Testkits an einem Merck-Mega®-Autoanalyzer
(Fa. Merck/Toshiba, Darmstadt) bestimmt und beruht auf der kolorimetrischen Analyse
von p-Nitrophenol, welches in Abhängigkeit von der Konzentration der AP aus p-Nitrophenolphosphat
freigesetzt wird. Die Methode wurde auf Linearität und Präzision im Entscheidungsbereich
evaluiert. Die untere Detektionsgrenze des Testverfahrens beträgt 2 U/l (Vertrauensbereich
95 %). Zwar ist die Messmethodik zur Untersuchung von Serum oder Heparinplasma gedacht,
doch sind bei Einsatz der BAL Beeinflussungen durch die in der Testvorschrift mitgeteilten
möglichen Störfaktoren nicht anzunehmen (Citrat, Fluorid, Oxalat, Detergenzien, Glycin,
EDTA, Monoethanolamin, Theophyllin, hohe Konzentrationen von Phosphat und Chlorid).
Sämtliche Standards und Kontrollen wurden von den Firmen Merck (Darmstadt), Dade Behring
(Marburg) und Keul (Steinfurt) bezogen.
Statistische Methoden
Die gründliche Analyse der verschiedenen Merkmale in den einzelnen Diagnosegruppen
auf Normalverteilung (NV), die von vielen Verfahren gefordert wird (q-q-Plots, Histogramme,
Shapiro-Wilk-Test), ergibt folgendes Bild:
Einer NV entsprechen IVC, FEV1, IVC %soll FEV1 %soll und - mit leichten Abweichungen
- Rückgewinn.
Nach Logarithmustransformation approximativ normal verteilt sind die BAL-Merkmale
Zellzahl, relative Anteile an Makrophagen, Lymphozyten, T-Lymphozyten, CD4-Zellen,
CD8-Zellen, der CD4/CD8-Quotient, AP, Albumin sowie AP/Albumin-Quotient.
Die Merkmale packyears, relative Anteile an neutrophilen und eosinophilen Granulozyten
sowie an Mastzellen weichen stark von einer NV ab, wobei häufig der Wert 0 auftritt,
was eine Logarithmustransformation ausschließt. Auch das Merkmal Alter zeigt deutliche
Abweichungen von einer NV.
Zum Vergleich zweier Gruppen wurde der Zwei-Stichproben-t-Test verwendet. Als nichtparametrischer
Test wurde der Wilcoxon-Rangsummentest (mit Bindungskorrektur) verwendet. Vergleiche
zwischen mehreren Gruppen wurden mit Hilfe der einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA)
sowie dem Kruskal-Wallis-Test mittels χ2 -Approximation durchgeführt.
Simultane Konfidenzintervalle unter NV-Annahme wurden nach Tuckey berechnet. Nichtparametrische
simultane Konfidenzintervalle wurden nach Conover bestimmt. Multiple Vergleiche zwischen
der Kontrollgruppe und den Patientengruppen erfolgten nach Dunnett.
Bei allen Merkmalen, die stark von einer NV abweichen, und bei relativen Größen sind
Resultate statistischer Tests, die normalverteilte Daten voraussetzen, nur eingeschränkt
aussagekräftig. Aus diesen Gründen sind in den Tabellen auch die Resultate entsprechender
nichtparametrischer Verfahren aufgeführt.
Bei allen Testverfahren wurde 0,05 als Signifikanzniveau gewählt.
Ergebnisse
Ergebnisse
Der statistische Vergleich von Rauchern mit Nichtrauchern innerhalb der Kontrollgruppe
sowie der Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsstadien innerhalb der Sarkoidosegruppe
erbrachte nur wenig Unterschiede: Patienten mit Sarkoidose zeigten im Stadium III
eine stärker eingeschränkte Lungenfunktion (Tab. [1 ]) und einen höheren Mastzellenanteil in der BAL (Tab. [2 ]). Zur statistischen Auswertung wurden deshalb Raucher und Nichtraucher einerseits
sowie sämtliche Patienten mit Sarkoidose andererseits zu jeweils einer Gruppe zusammengefasst.
Tab. 2 BAL-Befunde. Zelluläre Bestandteile. Angabe in Mittelwerten. SD = Standardabweichung.
n. u. = nicht untersucht. + = p < 0,05 Vergleich Sarkoidosen Stadien I, II, III (Kruskal-Wallis-Test)
bzw. Raucher - Nichtraucher (Wilcoxon-Test). * = p < 0,05 Vergleich Diagnosegruppen
mit Kontrollen (Dunnett-Test)
Diagnose
Kontrolle Nichtraucher
Kontrolle Raucher
Kontrolle insgesamt
Sarkoidose Stadium I
Sarkoidose Stadium II
Sarkoidose Stadium III
Sarkoidose insgesamt
IPF
EAA
BOOP
ANOVA p
Kruskal-Wallis-Test p
n
13
11
24
14
7
13
34
14
6
7
-
-
Rückgewinn (ml)
53,9 SD 12,6
52,7 SD 11,3
53,4 SD 11,8
58,1 SD 8,8
63,6 SD 8,3
59,8 SD 13,8
59,9 SD 10,8
63 SD 8,6
62,2 SD 14
45 SD 12,9
0,0024
0,0086
Zellen × 106 in BAL
9,6 SD 6,2
16,0 SD 10,1
12,5 + SD 8,7
11,4 SD 6,2
20,9 SD 13,1
14,3 SD 14,7
14,5 SD 11,7
20,9 SD 13,1
6,2 SD 1,4
12,1 SD 7,5
0,024
0,0098
Makrophagen in %
91,0 SD 8,8
95,2 SD 1,7
92,9 SD 6,8
69,6 SD 22,6
65,7 SD 17,6
71,8 SD 22,7
69,6* SD 21,2
61,7* SD 30,5
57,2* SD 14,2
38* SD 25,6
< 0,001
< 0,001
Lymphozyten in %
6,2 SD 7,3
3,6 SD 2,0
5,0 SD 5,6
28,6 SD 21,7
32,3 SD 17,8
25,5 SD 22,8
28,2* SD 20,9
27,6* SD 29,9
38,8* SD 15,4
48,2* SD 31
< 0,001
< 0,001
CD3-Zellen in %
n. u.
n. u.
n. u.
91,8 SD 7,5
93,6 SD 3,8
96,3 SD 2,4
93,6 SD 5,7
93 SD 6,3
92,8 SD 10,1
96,2 SD 2,9
0,85
0,79
CD4-Zellen in %
n. u.
n. u.
n. u.
75,9 SD 17,0
84,2 SD 9,4
77,8 SD 8,4
78,6* SD 13,1
54,2 SD 19,6
40 SD 13,1
39,4 SD 20,7
< 0,001
< 0,001
CD8-Zellen in %
n. u.
n. u.
n. u.
15,1 SD 14,4
10,0 SD 8,6
17,0 SD 9,0
14,4* SD 11,5
35,2 SD 20,8
56,2 SD 12,6
57 SD 19,1
< 0,001
< 0,001
CD4/CD8 Quotient
n. u.
n. u.
n. u.
17,2 SD 19,0
17,0 SD 16,7
6,4 SD 4,2
13,9* SD 15,5
2,1 SD 1,4
0,8 SD 0,4
0,9 SD 0,8
< 0,001
< 0,001
Neutrophile in %
1,8 SD 2,4
0,6 SD 0,4
1,2 SD 1,9
0,6 SD 0,9
0,9 SD 0,9
1,4 SD 1,3
1,0 SD 1,1
6,7* SD 11,1
1,2 SD 0,6
4,6 SD 4,6
0,0035
< 0,001
Eosinophile in %
1,2 SD 3,4
0,6 SD 0,7
0,9 SD 2,5
0,5 SD 1,1
1,1 SD 1,1
0,8 SD 1,3
0,7 SD 1,2
3,6 SD 5,8
0,37 SD 0,7
7,1* SD 6,9
< 0,001
< 0,001
Mastzellen in %
0,1 SD 0,2
0,1 SD 0,1
0,1 SD 0,2
0,07 SD 0,1
0,06 SD 0,1
0,6 SD 0,7
0,3 + SD 0,5
0,4 SD 0,7
0,8 SD 1,1
1,9* SD 1,6
< 0,001
< 0,001
Demographische Daten, Lungenfunktion
Die Merkmale Alter, Nikotinanamnese und IVC % zeigten Unterschiede in Abhängigkeit
von der Diagnose. In der simultanen Analyse ergab sich, dass Patienten mit Sarkoidose
jünger waren als die Patienten mit anderen Diagnosen und in der Kontrollgruppe. Patienten
mit Sarkoidose rauchten weniger als Patienten in der Kontrollgruppe.
Zelluläre Bestandteile in der BAL
Unterschiede zwischen den Diagnosen ergaben sich für die Merkmale Rückgewinn, Zellzahl,
relative Anteile an Makrophagen, Lymphozyten, neutrophilen Granulozyten, eosinophilen
Granulozyten und Mastzellen.
In der simultanen Analyse war der Rückgewinn bei BOOP geringer als bei Sarkoidose
und IPF und die Zellzahl höher bei IPF als bei EAA.
Hinsichtlich der Differenzialzytologie der BAL war bei sämtlichen untersuchten Krankheitsgruppen
der relative Anteil an Makrophagen geringer und der relative Anteil von Lymphozyten
höher als bei der Kontrollgruppe. Bei IPF war außerdem der Anteil an Neutrophilen
höher als bei Sarkoidosen und Kontrollen. Bei BOOP fand sich der Anteil an Eosinophilen
und Mastzellen höher als bei allen anderen Gruppen.
Für die einzelnen Diagnosen ergeben sich im Vergleich mit der Kontrollgruppe folgende
Unterschiede: Sarkoidose und EAA zeigen eine Vermehrung des Lymphozytenanteils, IPF
eine Erhöhung des Lymphozyten- und Neutrophilenanteils und BOOP eine Erhöhung von
Lymphozyten, Eosinophilen und Mastzellen.
Die Analyse der Oberflächeneigenschaften, die unter Ausschluss der Kontrollgruppe
erfolgte, ergab Unterschiede zwischen den einzelnen Diagnosen in den Merkmalen CD4-Zellen,
CD8-Zellen, CD4/CD8-Quotient. Im Einzelnen war bei Sarkoidosen der Anteil an CD4-Zellen
größer, an CD8-Zellen kleiner und der CD4/CD8-Quotient höher als bei IPF, BOOP und
EAA.
Nichtzelluläre Bestandteile in der BAL
Unterschiede in Abhängigkeit von der Diagnose fanden sich für die Merkmale AP in der
BAL (p < 0,001), Albumin in der BAL (p < 0,001) und AP-Albumin-Quotient (p < 0,001).
Die AP in der BAL war bei Patienten mit IPF und BOOP höher als bei Kontrollen, Sarkoidosen
und EAA. Der statistische Simultanvergleich bestätigte höhere Konzentrationen der
AP sowohl bei IPF als auch bei BOOP im Vergleich mit Sarkoidosen und der Kontrollgruppe
(p < 0,05) (Abb. [1 ]).
Im Einzelnen fanden sich nur bei 2 der 24 Kontrollen (8,3 %) AP-Werte über 30 U/l,
dagegen bei 10 der 14 Patienten mit IPF (71,4 %) und bei 5 der 7 Patienten mit BOOP
(71,4 %). Die entsprechenden Zahlen betrugen dagegen bei Sarkoidose 4 von 34 (11,8
%) und bei EAA 1 von 6 (11,8 %). Die Aussage, dass eine AP über 30 U/l einen Normalbefund
ausschließt, hat eine Spezifität von 90 % (20/22) und eine Sensitivität von 33 % (20/61).
Der Albumingehalt der BAL war bei sämtlichen interstitiellen Lungenkrankheiten höher
als bei den Kontrollen; im statistischen Simultanvergleich bestätigte sich der Unterschied
zwischen der Kontrollgruppe und Sarkoidose (p < 0,05) (Abb. [2 ]).
Der AP-Albuminquotient war bei Sarkoidose und EAA niedriger als bei IPF und Kontrollen.
In der simultanen Analyse bestätigten sich die Unterschiede zwischen Sarkoidose einerseits
und Kontrollen sowie IPF andererseits (p < 0,05) (Abb. [3 ]).
Für die einzelnen Diagnosen ergibt sich im Vergleich mit der Kontrolle folgendes Bild:
IPF und BOOP zeigen eine Erhöhung der AP und des Albumins in der BAL. Der AP/Albuminquotient
ist nicht verändert.
Bei der Sarkoidose ist die AP in der BAL - unabhängig vom Stadium - nicht erhöht.
Das Albumin ist erhöht, der AP/Albuminquotient erniedrigt.
Bei EAA ist die AP in der BAL nicht erhöht. Albumin und AP/Albuminquotient sind von
der Kontrolle nicht verschieden.
Tab. 3 BAL-Befunde. Nichtzelluläre Bestandteile. Angabe in Mittelwerten. SD = Standardabweichung.
* = p < 0,05 Vergleich Diagnosegruppen mit Kontrollen (Dunnett-Test)
Diagnose
Kontrolle Nichtraucher
Kontrolle Raucher
Kontrolle insgesamt
Sarkoidose Stadium I
Sarkoidose Stadium II
Sarkoidose Stadium III
Sarkoidose insgesamt
IPF
EAA
BOOP
ANOVA p
Kruskal-Wallis-Test p
n
13
11
24
14
7
13
34
14
6
7
-
-
AP in U/l
13,2 SD 8,7
18,7 SD 16,2
15,8 SD 12,7
13,8 SD 9,8
14,1 SD 6,8
16,7 SD 11,4
15,0 SD 9,8
42,4* SD 36,6
17,2 SD 12,0
35,6* SD 16,0
< 0,001
< 0,001
Albumin in mg/dl
6,6 SD 4,6
4,7 SD 3,1
5,7 SD 4,0
11,6 SD 6,4
14,7 SD 14,5
14,0 SD 10,8
13,2* SD 10,0
14,6* SD 19,2
14,9 SD 19,8
18,6* SD15,2
< 0,001
< 0,001
Quotient AP/Albumin
2,7 SD 2,3
4,5 SD 3,4
3,6 SD 3,0
1,1 SD 0,8
1,7 SD 1,3
1,3 SD 0,8
1,3* SD 0,9
4,5 SD 3,0
2,2 SD 2,2
2,6 SD 1,6
< 0,001
< 0,001
Diskussion
Diskussion
Die Resultate unserer Untersuchung sprechen in Übereinstimmung mit den eingangs zitierten
Studien dafür, dass der Ursprung der in der BAL nachweisbaren AP nicht im Übertritt
aus dem Blutplasma zu sehen ist. So war bei Sarkoidose der Albumingehalt der BAL,
ein Parameter für Plasmaübertritt, im Vergleich mit der Kontrollgruppe erhöht, nicht
jedoch die Konzentration der AP in der BAL.
Ein weiteres wesentliches Ergebnis besteht darin, dass bei den untersuchten interstitiellen
Lungenerkrankungen Unterschiede in der Höhe der AP in der BAL nachweisbar waren. Trotz
teilweise kleiner Fallzahlen war eine Erhöhung der AP sowohl für IPF als auch für
BOOP im Vergleich mit Kontrollen und Sarkoidose statistisch belegbar. Sarkoidose und
EAA wiesen in unserer Serie keine Unterschiede zu den Kontrollen auf.
Unsere Ergebnisse weisen in weiten Teilen Übereinstimmungen mit der Untersuchung von
Capelli 1997 [[31 ]] auf. Auch er fand bei seiner Analyse der BAL von Patienten mit Sarkoidose, IPF
und Silikose im Vergleich mit Kontrollen eine Erhöhung der AP bei IPF und eine normale
AP bei Sarkoidose Stadium I. Ebenso war bei Sarkoidose Stadium I der Albumingehalt
der BAL erhöht, schließlich fand auch er den AP/Albuminquotient bei Sarkoidose Stadium
I erniedrigt, bei IPF erhöht.
Die wesentlichen Unterschiede zu der zitierten Arbeit bestehen darin, dass Capelli
bei Patienten mit Sarkoidosen der Stadien II und III Erhöhungen der AP und beim Stadium
III einen normalen Albumingehalt in der BAL nachweisen konnte. Zwar zeigen auch unsere
Zahlen einen Trend zu einer höheren AP bei zunehmenden Erkrankungsstadien. Dieser
Trend war aber statistisch nicht belegbar. Weiterhin lässt sich aus unseren Daten
im Gegensatz zu den Befunden von Capelli kein Zusammenhang zwischen einer zunehmenden
Fibrosierung des Lungengewebes und einem erhöhten AP/Albuminquotienten in der BAL
ableiten. Allerdings umfasste unsere Sarkoidosegruppe keine Patienten mit fortgeschrittener
narbiger Lungengewebsdestruktion. Des Weiteren schränkt die geringe Anzahl von Patienten
in den Einzelgruppen die Aussagekraft unserer Untersuchung ein.
Zigarettenrauchen führte in unserer Untersuchung, anders als bei Kallioniemi [[9 ]], zu keiner statistisch belegbaren Erhöhung der AP in der BAL.
Eine entsprechende Gegenüberstellung unserer Ergebnisse bei BOOP und EAA ist nicht
möglich, da vergleichbare Daten bislang nicht publiziert wurden.
Ausgehend von der durch eine Vielzahl von Tierversuchen gestützten Annahme, dass die
Konzentration der AP in der BAL aus einer Schädigung des Pneumozyten II resultiert,
legen unsere Ergebnisse unterschiedliche Schädigungsmuster bei verschiedenen interstitiellen
Lungenkrankheiten nahe. So scheint der Pneumozyt II bei IPF und BOOP einer intensiveren
Schädigung ausgesetzt als bei Sarkoidose, EAA und dem Inhalationsrauchen.
Die etablierte Diagnostik der zellulären Bestandteile der BAL zeigte in unserer Serie
keine wesentlichen Abweichungen von den bekannten Resultaten anderer Arbeitsgruppen
[[1 ]]. Die Differenzialzytologie zeigte im Vergleich mit der Kontrollgruppe bei sämtlichen
untersuchten interstitiellen Erkrankungen eine Erhöhung des Lymphozytenanteils. Bei
IPF fand sich zudem ein erhöhter Neutrophilenanteil, bei BOOP eine Erhöhung der Eosinophilen
und der Mastzellen. Allerdings war die Differenzialzytologie zur Diagnosesicherung
einer interstitiellen Erkrankung nicht ausreichend. Durch zusätzliche Bestimmung der
Oberflächeneigenschaften der Lymphozyten ließ sich innerhalb der Gruppe der interstitiellen
Lungenerkrankungen die Sarkoidose durch die Dominanz der CD4-Zellen am besten charakterisieren.
Die übrigen untersuchten interstitiellen Lungenkrankheiten ließen sich durch die zellulären
Befunde weniger gut identifizieren, so dass weitere BAL-Merkmale, welche von der Sarkoidose
verschiedene Erkrankungen belegen können, wünschenswert wären. Eine Bewertung der
klinischen Bedeutung der Bestimmung humoraler BAL-Parameter kann aufgrund unserer
Untersuchung bei kleiner Fallzahl und teilweise hohen Standardabweichungen nur mit
Zurückhaltung erfolgen und bedarf der Bestätigung durch weitere, größere Studien.
Allerdings könnte die Untersuchung der BAL auf AP und Albumin zusätzlich zu den zellulären
Befunden Hinweise auf die Art der interstitiellen Lungenerkrankung geben. So spricht
eine über 30 U/l erhöhte AP in der BAL gegen einen Normalbefund und eine Sarkoidose
und kann einen Hinweis auf eine IPF geben. Eine normale AP bei gleichzeitig erniedrigtem
AP/Albuminquotienten kann auf eine Sarkoidose hindeuten.
Abb. 1 AP in der BAL. Box-Plots (Medianwerte, Interquartilenbereiche, Extremwerte ohne Ausreißer).
Signifikante Unterschiede mit ^- - - -^ markiert (p < 0,05, Tuckey-Test). Sark = Sarkoidose,
IPF = Idiopathische Lungenfibrose, EAA = exogen-allergische Alveolitis, BOOP = Bronchiolitis
obliterans mit organisierender Pneumonie, Ko. = Kontrollgruppe.
Abb. 2 Albumin in der BAL. Erläuterungen s. Abb. [1 ].
Abb. 3 AP/Albumin-Quotient in der BAL. Erläuterungen s. Abb. [1 ].