Steiner D,
Horváth-Puhó E,
Jørgensen H.
et al.
Risk of Depression after Venous Thrombembolism in Patients with Hematological Cancer:
A Population-Based Cohort Study.
Thromb Haemost 2025; 125: 255–264. 10.1055/a-2225-5428 PubMed: 38081310
Die aktuellen Analysen basieren auf Daten aus unterschiedlichen dänischen Registern,
die jeweils über eine individuelle Personennummer verknüpft werden konnten. Diese
individuelle Personennummer wird in Dänemark jedem Einwohner und jeder Einwohnerin
bei Geburt bzw. Immigration zugeteilt. Zwischen 1995 und 2000 konnten so insgesamt
1190 Patient:innen identifiziert werden, bei denen eine Blutkrebserkrankung bekannt
war und die innerhalb eines Zeitraums von 6 Monaten vor bis 1 Jahr nach der hämatologischen
Diagnose eine venöse Thrombembolie erlitten hatten (VTE; tiefe Venenthrombose bzw.
Lungenembolie/ andere Thrombembolie). Der Altersmedian lag in der Kohorte bei 69 Jahren
und 40% der Teilnehmenden waren Frauen. Die häufigsten hämatologischen Erkrankungen
waren Non-Hodgkin-Lymphome (50%), multiple Myelome (20%) und chronisch lymphatische
Leukämien (10%). In 40% der Fälle manifestierte sich die VTE als Lungenembolie, in
38% als tiefe Venenthrombose und in 22% als andere VTE.
Die Autor:innen nahmen ein Propensity Score Matching mit einer Kohorte von insgesamt
5325 Patient:innen vor, bei denen ebenfalls eine Blutkrebserkrankung bekannt war,
die aber keine venöse Thrombembolie erlitten hatten. Die häufigsten hämatologischen
Diagnosen waren in beiden Kohorten Non-Hodgkin-Lymphome (ca. 50%) und multiple Myelome
(ca. 20%). Primärer Studienendpunkt war die Inzidenz von Depressionen (psychiatrisch
fachärztliche Diagnose bzw. Verschreibung mindestens eines Antidepressivums).
Ergebnisse
Die 3-Jahres-Mortalität lag in der Kohorte mit VTE bei 43,5% (95%-KI 40,8-46,4%) und
in der Kohorte ohne VTE bei 28,2% (95%-KI 26,9-29,4%). Depressive Erkrankungen wurden
innerhalb von 3 Jahren bei 158 Patient:innen der VTE-Kohorte und bei 585 Patient:innen
der non-VTE-Kohorte beobachtet. Das absolute 3-Jahres-Risiko betrug 13,3% in der VTE-Gruppe
gegenüber 11,1% in der nicht-VTE-Gruppe; es ergab sich damit eine Risikodifferenz
von 2,2% (95%-KI -1,8 bis 6,5%). Das relative Risiko für die Entwicklung einer Depression
war bei Patient:innen mit venöser Thrombembolie um 56% erhöht (HR 1,56; 95%-KI 1,28-1,90).
Wurde der Beobachtungszeitraum auf 1 Jahr beschränkt, war der Unterschied zwischen
den beiden Studiengruppen im Hinblick auf die Entwicklung einer Depression sogar noch
deutlicher (absolute Risikodifferenz 3,6%; 95%-KI 0,4-7,1; HR 2,04; 95%-KI 1,59-2,62).
Weiterhin fand sich ein engerer Zusammenhang zwischen VTE und Depression, wenn es
sich bei der VTE um eine Lungenembolie handelte. Außerdem wiesen Patient:innen mit
fortgeschrittenem Non-Hodgkin-Lymphom und VTE eine stärkere Risikoerhöhung für Depressionen
auf als Patient:innen mit einer lokal begrenzten Erkrankung.
Das Auftreten einer venösen Thrombembolie ist bei Patient:innen mit bösartigen Erkrankungen
des blutbildenden Systems mit einem erhöhten Risiko für die Manifestation von Depressionen
assoziiert. Es sollten Strategien entwickelt werden, um depressiven Erkrankungen in
dieser vulnerablen Patientengruppe vorzubeugen bzw. solche frühzeitig zu erkennen,
so die Autor:innen.
Dr. Katharina Franke, Darmstadt