Geburtshilfe Frauenheilkd 2025; 85(06): e30-e31
DOI: 10.1055/s-0045-1809508
Abstracts | MGFG

Maternale Dyslipidämie bei Gestationsdiabetes: Einfluss auf Insulinbedarf und Schwangerschaftsverlauf

F Weschenfelder
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Deutschland
,
E Oertel
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Deutschland
,
Y Heimann
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Deutschland
,
E Schleußner
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Deutschland
,
T Groten
2   Universitätsklinikum Köln, Klinik für Geburtshilfe, Köln, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung: Der Lipidstoffwechsel und die Insulinwirkung sind eng miteinander verknüpft. Insulin reguliert unter anderem Fettspeicherung, Lipolyse und Cholesterinsynthese, während eine Insulinresistenz zu Dyslipidämie führen kann. In der Schwangerschaft verändert sich der maternale Lipidstoffwechsel erheblich, um das fetale Wachstum zu unterstützen. Die physiologische Insulinresistenz im späteren Schwangerschaftsverlauf führt zur vermehrten Mobilisierung freier Fettsäuren. Beim Gestationsdiabetes mellitus (GDM) verstärkt sich diese Insulinresistenz und fördert eine ausgeprägte Dyslipidämie, was zu erhöhten Lipidwerten bei Mutter und Fötus führt. Erhöhte mütterliche freie Fettsäuren begünstigen den transplazentaren Lipidtransport; gleichzeitig kann maternale Hyperglykämie zu einer fetalen Hyperinsulinämie führen, die übermäßige Fettspeicherung, fetale Makrosomie und langfristige metabolische Komplikationen zur Folge haben kann. Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen mütterlichen Lipidwerten bei GDM, der Notwendigkeit einer Insulintherapie und dem perinatalen Outcome zu untersuchen. Es wurde geprüft, ob erhöhte Lipidwerte mit einem schwereren Verlauf des GDM und ungünstigeren Schwangerschaftsverläufen assoziiert sind.

    Material und Methodik: In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von 333 Schwangeren mit GDM aus den Jahren 2018 bis 2022 analysiert; 41 % davon benötigten eine Insulintherapie. Im Rahmen der statistischen Analyse wurden die Lipidparameter zum Zeitpunkt der GDM-Diagnose (Gesamtcholesterin, LDL, HDL und Triglyzeride), der prägravide mütterliche BMI, der Insulinbedarf sowie das perinatale Outcome untersucht.

    Ergebnisse: Patientinnen mit einem BMI< 30 kg/m² wiesen signifikant höhere Lipidwerte auf als adipöse Schwangere mit GDM (Cholesterin: 6,1 ± 1,59 vs. 5,78 ± 1,73 mmol/l; p = 0,005; LDL: 3,71 ± 1,08 vs. 3,38 ± 1,18 mmol/l; p = 0,012). Interessanterweise zeigten Frauen mit Insulintherapie – unabhängig von ihrem BMI – signifikant niedrigere Lipidwerte. Erhöhte Lipidspiegel traten zudem häufiger bei Schwangeren mit vorzeitiger Wehentätigkeit auf. Weitere signifikante Assoziationen mit schwangerschaftsbedingten Komplikationen konnten nicht nachgewiesen werden. Auch zwischen dem mütterlichen Lipidprofil und neonatalen Outcomes wie Verlegung auf die Neonatologie, LGA, SGA, Hypoglykämie oder Hyperbilirubinämie zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang.

    Diskussion: Maternale Dyslipidämie könnte insbesondere bei schlanken Schwangeren ein Risikofaktor für die Entwicklung eines GDM darstellen. Diese Beobachtung unterstreicht die klinische Relevanz der Lipidparameter im Schwangerschaftsverlauf. In dieser spezifischen Subgruppe scheint jedoch eine Ernährungsumstellung häufig ausreichend zu sein, um den GDM zu managen.


    Publication History

    Article published online:
    11 June 2025

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