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DOI: 10.1055/s-0045-1809239
Prävalenz fortgeschrittener Leberfibrose unter Risikopatient:innen für steatotische Lebererkrankungen in der Primär-, Sekundär- und Tertiärversorgung
Einleitung Die Identifikation von Patient:innen mit steatotischer Lebererkrankung (SLD) und fortgeschrittener Fibrose ist entscheidend, da diese mit erhöhter leber- und nicht-leberbezogener Morbidität und Mortalität einhergeht. Diese Untersuchung soll die Prävalenz fortgeschrittener Fibrose sowie die diagnostische Genauigkeit neuer laborbasierter nicht-invasiver Tests (FIB-4, LiverPRO und LiverRisk-Score) auf verschiedenen Versorgungsebenen in Österreich aufzeigen.
Material und Methodik Fünf Kohorten von Primär- bis Tertiärversorgung wurden retrospektiv analysiert. Diese umfassten unselektierte Koloskopie-Screeningpatient:innen (n=1197, Kohorte I), Personen mit metabolischer Dysfunktion (n=1333/n=996, Kohorte II/III) sowie an hepatologische Ambulanzen zugewiesene (n=2397/n=2598, Kohorte IV/V) zwischen 2016-2024. Alle Proband:innen erhielten eine Lebersteifigkeitsmessung (LSM) mit Steatose-Quantifizierung durch Controlled Attenuation Parameter (CAP) und Blut-Untersuchungen.
Ergebnisse Das mediane Alter betrug 49.1-58.3 Jahre, 51%-61% waren männlich. Der mediane Body-Mass-Index lag zwischen 26.8-31.3 kg/m², wobei 21%-59% an Adipositas und 25%-100% an Prädiabetes litten. Der mediane CAP-Wert variierte zwischen 262-294 dB/m; bei 57%-82% wurde eine hepatische Steatose detektiert (CAP≥248 dB/m). Suspizierte Fibrose (LSM≥8 kPa) wurde bei 6.4% der Kohorte I, 7.3%/6.8% der Kohorten II/III und 21%/30% der Kohorten IV/V festgestellt. Die Leberfibrose-Prävalenz war bei Adipositas (15%, 10%/14%, 38%/38%) sowie Diabetes (11%, 17%/NA, 52%/49%) erhöht, jedoch nicht bei Individuen mit Übergewicht, Prädiabetes oder erhöhter ALT/GGT. In der Anwendung potenzieller Zuweisungsstrategien zeigte sich eine höhere Sensitivität von LiverPRO (≥25%; 71%, 51%/51%, 87%/88%) für LSM≥8 kPa verglichen mit FIB-4 (>1.3; 44%, 33%/37%, 69%/62%) und LiverRisk-Score (≥6; 52%, 31%/39%, 86%/78%) bei niedrigerer Spezifität und vergleichbarem positiven prädiktiven Wert. Die diagnostische Genauigkeit für LSM≥8 kPa für LiverPRO (AUC: 0.755 0.595/0.632) und LiverRisk (0.746 0.607/0.621) war höher als bei FIB-4 (0.612 0.576/0.571).
Zusammenfassung Die Prävalenz suspizierter fortgeschrittener Fibrose/Zirrhose lag bei 6-7% in Primär- und Sekundärversorgung sowie 20-30% in der Tertiärversorgung. Besonders betroffen waren Patient:innen mit Diabetes- oder Adipositas. In Niedrig-Prävalenz-Settings zeigte LiverPRO eine höhere Sensitivität zur Identifikation von Patient:innen mit LSM≥8 kPa als FIB-4 und LiverRisk-Score.
Publication History
Article published online:
13 May 2025
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