Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e102
DOI: 10.1055/s-0045-1808514
Abstracts
Neonatologie: Telemedizin, Digitalisierung und künstliche Intelligenz

Einführung des PDMS MEONA auf der Neonatologie: Eine prospektive Befragung über 12 Monate

J Berger
1   Universitätsklinikum Freiburg – Klinik für Allgemeine Kinder-und Jugendmedizin, Sektion für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Freiburg, Germany
,
F Bonaszewski
2   Universitätsklinikum Freiburg – Klinik für Allgemeine Kinder-und Jugendmedizin, Pädiatrie und pädiatrische Intensivpflege, Freiburg, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung: Die Einführung eines Patientendatenmanagementsystems (PDMS) verändert die klinische Dokumentation grundlegend. Ziel dieser Studie war es, die Erwartungen und die Entwicklung nach der Implementierung des PDMS Meona (Firma Mesalvo) auf einer neonatologischen Intensivstation zu evaluieren.

    Materialien und Methoden: Eine webbasierte, anonyme Umfrage erfolgte vor Einführung, nach 4 und 12 Monaten. Die Erhebung lief von 12/2023 bis 01/2025. Neben Angaben zu Alter, Berufserfahrung und Profession wurde anhand einer 7-stufigen Likert-Skala (1=„trifft gar nicht zu“, 7=„trifft völlig zu“) Aussagen bezüglich des PDMS geprüft. Bewertet wurden unter anderem Dokumentationsaufwand, Arbeitsabläufe, Arbeitszufriedenheit und Patientensicherheit. Befragt wurden Pflegekräfte und Ärztinnen: 16 (Baseline), 17 (4 Monate), 30 (12 Moante). Es wurde jeweils über eine Woche zur Teilnahme aufgefordert.

    Ergebnisse und Zusammenfassung: Die eher positiven Erwartungen bestätigten sich größtenteils nach 12 Monaten. Im Gegensatz zu den Erwartungen verbesserte sich der Aspekt „Ordnung am Bettplatz“ signifikant im Vergleich zur Erwartung (Bewertung nach 12 Monaten: 5,9, SD=1.22, p=0.025), jedoch blieb die Qualität der Dokumentation signifikant hinter den Erwartungen zurück (Bewertung: 4,27, SD=1.10, p=0.018).

    Die drei am besten bewerteten Aspekte nach 12 Monaten waren die Papierersparnis mit 6,2 auf der Likertskala (6=„trifft zu“, SD=0.96), die Verfügbarkeit der Kurve mit 6,3 (SD=0.98) sowie die Ordnung am Bettplatz, die mit 5,9 bewertet wurde (SD=1.22).

    Der erwartete Dokumentationsaufwand wurde vor der Einführung auf 35 Minuten pro Schicht geschätzt. Vier Monate später stieg er auf 43,5 Minuten, was auf eine Mehrbelastung durch Einarbeitung hindeutet. Nach zwölf Monaten lag der Wert wieder bei 35,7 Minuten, jedoch ohne signifikante Zeitersparnis im Vergleich zur Papierkurve.

    Die Umstellung war herausfordernd. Passenderweise zeigte sich 4 Monate nach Einführung des PDMS im Vergleich zu den Erwartungen vor allem negative Tendenzen in der Bewertung der „Qualität der Dokumentation“, der „Übersichtlichkeit der Kurve“ und der „wahrgenommenen Reduktion des Dokumentationsaufwands“. Dennoch wurde, im Vergleich zur Papierkurve, keine der abgefragten Kategorien schlechter bewertet. Nach zwölf Monaten stabilisierte sich die Lage.

    Ärztinnen bewerteten Patientinnensicherheit (Korrelationskoeffizient:+0.43), Arbeitszufriedenheit (+0.41) und Effizienz der Arbeitsabläufe (+0.39) höher als nicht-ärztliches Personal. Beim Alter zeigten sich nur geringe Unterschiede: Jüngere bewerteten die Arbeitsabläufe etwas positiver, ältere Mitarbeitende schätzten vor allem die Papierersparnis.

    Die geringe Teilnehmerzahl könnte die Aussagekraft einschränken. Zudem könnten die zeitgleiche Zusammenführung zweier Neonatologien in Freiburg sowie der Umzug in ein neues Gebäude im Oktober 2024 (10 Monate nach Einführung des PDMS) die Bewertung beeinflusst haben.


    Interessenskonflikte

    Keine Interessenkonflikte

    Publication History

    Article published online:
    19 May 2025

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