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DOI: 10.1055/s-0045-1808498
ALG3-CDG: Neue homozygote Variante mit schwerer klinischer Ausprägung und Tod im ersten Lebensjahr
Hintergrund Bei ALG3-CDG handelt es sich um eine sehr seltene, autosomal rezessiv erbliche Stoffwechselstörung. Die zugrundeliegenden Mutationen im ALG3-Gen resultieren in einer gestörten N-Glykosylierung von Proteinen, was sich in einem breiten Spektrum klinischer Symptome äußern kann [1].
Wir stellen den Fall eines Frühgeborenen mit multiplen Fehlbildungen vor, die auf einer bisher unbekannten Variante des CDG-Syndroms Typ Id (ALG3-CDG) beruhen.
Kasuistik Nachdem bereits pränatal zahlreiche Fehlbildungen diagnostiziert worden waren, wurde das Frühgeborene nach 35 Schwangerschaftswochen in unserem Perinatalzentrum geboren. Klinisch imponierten kraniofaziale Dysmorphiezeichen, eine Arthrogryptosis multiplex congenita, eine deutliche Skoliose und Fehlbildungen der Hände und Füße, sowie ein intersexuelles Genitale. Es bestand eine Mikrocephalie mit sonographischen Auffälligkeiten des Cavum septi pellucidi und einer cerebellären Anlagestörung im Sinne einer Dandy-Walker-Malformation. Passend zu den spezifisch kürzeren N-Glykanstrukturen in der isoelektrischen Fokussierung erbrachte die Exomsequenzierung im ALG3-Gen die homozygote Variante c.[487C>T], p.[Arg163Lys].
Neurologisch dominierte ab der 2. Lebenswoche eine therapierefraktäre Epilepsie, initial mit Burst-suppression-Muster im aEEG, die trotz antikonvulsiver Therapie mit Phenobarbital, Levetiracetam, Oxcarbazepin und zuletzt einer ketogenen Diät nicht beherrschbar war.
Auch die Ernährung gestaltete sich schwierig. Aufgrund einer Dysphagie erfolgte der enterale Kostaufbau primär über eine nasogastrale Sonde. Initial traten rezidivierend Hypoglykämien auf; ab dem zweiten Lebensmonat verschlechterte sich die Nahrungstoleranz deutlich. Obwohl die Magen-Darm-Passage einen unauffälligen Befund erbrachte, war bis zuletzt keine vollständige enterale Ernährung zu erreichen.
Immunologisch traten wiederholt schwere Infektionen und SIRS-Episoden auf, die auf eine zugrundeliegende Immundysregulation hindeuten. Im Rahmen dieser war bei schweren Apnoen und respiratorischem Versagen mehrfach eine invasive Beatmung erforderlich. Im Alter von 3,5 Monaten verstarb der Patient an einer Lungenblutung in einem septischen Krankheitsbild mit schwerem ARDS und Kreislaufinsuffizienz.
Zusammenfassung Weltweit sind bisher 43 Fälle von ALG3-CDG mit unterschiedlicher Ausprägung publiziert. Die von uns beschriebene Variante manifestiert sich in einem schweren Phänotyp mit ausgeprägten muskuloskelettalen Fehlbildungen, kraniofazialen Dysmorphiezeichen, einer therapierefraktären Epilepsie, Problemen bei der Ernährung und mutmaßlich immunologischen Auffälligkeiten, resultierend in rekurrierenden SIRS und einem Versterben innerhalb der ersten Lebensmonate. Es findet sich eine hohe Übereinstimmung zwischen den phänotypischen Charakteristika unseres Patienten und denen bisher publizierter Fälle [1] [2].
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Interessenskonflikte
Es bestehen keine Interessenskonflikte
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Literatur
- 1 Alsharhan H.. et al. "Expanding the phenotype, genotype and biochemical knowledge of ALG3-CDG.". J Inherit Metab Dis 2021; 44: 987-1000
- 2 Paketci C.. et al. "Successful treatment of intractable epilepsy with ketogenic diet therapy in twins with ALG3-CDG.". Brain Dev 2020; 42: 539-545
Publication History
Article published online:
19 May 2025
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Literatur
- 1 Alsharhan H.. et al. "Expanding the phenotype, genotype and biochemical knowledge of ALG3-CDG.". J Inherit Metab Dis 2021; 44: 987-1000
- 2 Paketci C.. et al. "Successful treatment of intractable epilepsy with ketogenic diet therapy in twins with ALG3-CDG.". Brain Dev 2020; 42: 539-545