Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e84-e85
DOI: 10.1055/s-0045-1808478
Abstracts
Neonatologie: Langzeit-Outcome

Einfluss der Versorgungsstufe der Geburtseinrichtung auf das neonatale Outcome nach geburtsassoziierter Asphyxie: eine retrospektive deutschlandweite Studie

Authors

  • S Kranig

    1   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
  • N Kuß

    1   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
  • R Will

    1   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
  • N Köstlin-Gille

    2   Universitätsklinikum Tübingen, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderheilkunde IV – Neonatologie, Tübingen, Germany
  • C Gille

    1   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
  • C E Schwarz

    1   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
 
 

    Abstract Zielsetzung: In dieser Studie wird der Einfluss der Versorgungsstufe (Level 1 vs. 4) der Geburtseinrichtung auf Morbidität und Mortalität von Neugeborenen nach geburtsassoziierter Asphyxie analysiert, die postnatal in einem Level 1 Zentrum therapeutische Hypothermie erhielten.

    Material und Methoden: Es handelt sich um eine retrospektive Kohortenstudie basierend auf Deutschlandweiten Daten des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG). Es wurden 524.372 Neugeborene mit einem Reifealter von≥36+0/7 Wochen bei Geburt, die zwischen 2014 und 2018 geboren wurden, hinsichtlich der Diagnose Asphyxie gescreent. Der Einfluss der Versorgungsstufe der Geburtseinrichtung (Inborn: Level 1 vs. Outborn: Level 4) wurde in Hinblick auf die Endpunkte Tod, intraventrikulären Blutungen (IVH), periventrikuläre zystische Leukomalazie (PVL), Blutungskomplikationen und Krampfereignisse unter Berücksichtigung einer Hypothermiebehandlung mittels logistischer Regressionsanalyse abgeschätzt. Ausgeschlossen wurden Kinder mit primär palliativer Versorgung.

    Ergebnisse: Von 8.814 Neugeborene mit Asphyxie wurden 2.336 Patienten, die eine therapeutische Hypothermie erhielten, eingeschlossen. 1.647 (70,5%) waren Inborn und 689 (29,5%) waren Outborn. Es zeigte sich eine Gesamtmortalität von 252 (10,8%); 154 (9,4%) der Inborn und 98 (14,2%) der Outborn. 196 (11.9%) der Inborn zeigten Blutungskomplikationen und 110 (16.0%) der Outborn. Der Outborn-Status war mit einem signifikant erhöhten Risiko für Tod (OR 1.61 (1.23, 2.11)) und Blutungskomplikationen (OR 1.41 (1.09, 1.81)) assoziiert. Alle weiteren Outcomekriterien zeigten keinen signifikanten Unterschied. Um ein Todesfall in der Outborn-Gruppe zu verhindern, müssten 21 Kinder mehr in einem Level-I-Zentrum geboren werden (NNT=21).

    Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass asphyktische Neugeborenen, die eine therapeutische Hypothermie erhielten und als Outborn in ein Level 1 Zentrum zu verlegt wurden, ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko hatten. Um einen Todesfall zu verhindern besteht eine NNT von 21. Diese Daten deuten darauf hin, dass die perinatale Versorgungsstrukturen in Deutschland Einfluss auf das Outcome nach Asphyxie haben.


    Interessenskonflikte

    Es bestehen keine Interessenskonflikte.

    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    19. Mai 2025

    © 2025. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany