Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e66-e67
DOI: 10.1055/s-0045-1808441
Abstracts
Neonatologie: Infektiologie und Hygiene

Vergleichende Untersuchung zum Infektionsscreening in der Schwangerschaft in den beiden Geburtskohorten SNiP-I und SNiP-II (Survey of Neonates in Pomerania)

J Baier
1   Universitätsmedizin Greifswald, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Greifswald, Germany
,
S Haenel
1   Universitätsmedizin Greifswald, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Greifswald, Germany
,
H Allenberg
1   Universitätsmedizin Greifswald, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Greifswald, Germany
,
M Heckmann
1   Universitätsmedizin Greifswald, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Greifswald, Germany
,
T Ittermann
2   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
,
A Lange
1   Universitätsmedizin Greifswald, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Greifswald, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund: Das Infektionsscreening ist fester Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinien. Erstmals für Röteln und Syphilis im Jahr 1986 eingeführt, wurde es in den folgenden Dekaden erweitert. Allen Untersuchungen ist gemeinsam, dass durch entsprechende Maßnahmen eine deutliche Reduktion der vertikalen Transmission auf das Neugeborene erreicht werden kann. Jedoch werden diese nicht bei allen Schwangeren durchgeführt. Zusätzliche Untersuchungen (CMV, Gr. B Streptokokken) werden als individuelle Gesundheitsleistungen angeboten.

    Ziel: Durch eine vergleichende Untersuchung zum Infektionsscreening in der Schwangerschaft in den beiden Geburtskohorten SNiP-I und SNiP-II sollen Unterschiede im Screeningverhalten und damit assoziierten Faktoren im Zeitraum von 2002 bis 2017 analysiert werden mit dem Ziel Ansätze zur Verbesserung der Primärprävention konnataler Infektionen zu erarbeiten.

    Methoden: Die SNiP-Studie ist eine populationsbasierte Geburtskohorte in Vorpommern mit der ersten Baseline-Untersuchung 2002-2008 (SNiP-I, n=5395 Mutter-Kind Paare). Die zweite Baseline-Erhebung erfolgte 2013-2017 (SNiP-II, n=3502 Mutter-Kind-Paare). Informationen zu Screeningbefunden wurden auf Grundlage des Mutterpasses, eines Fragebogens, eines Kurzinterviews und Laborbefunden in der SNiP-Datenbank gesammelt.

    Ergebnisse: In der SNiP-I Kohorte wurden 5,3% der Kinder zu früh geboren, in der SNiP-II Kohorte 11,4%. In beiden Kohorten konnte ein Screening auf Syphilis, Röteln, Hepatitis B und Chlamydien von 90-96% dokumentiert werden. Die Positivrate für Chlamydien war bei Frühgeborenen in SNiP-I höher (4,2%) als in SNiP-II (2,2%) bei gleicher Rate in Reifgeborenen (3,6% in beiden Kohorten). Die Screening-Rate für Mykoplasmen/Ureaplasmen (MU) und GBS stieg von unter 10% in SNiP-I (risikobasierter Screeningansatz) auf ca. 95% in SNiP-II (generalisierter Screeningansatz). In SNiP-I zeigte sich im Vergleich zu SNiP-II eine deutlich höhere Positivrate für den Nachweis von sowohl MU als auch GBS sowohl bei Reif- (RG) als auch bei Frühgeborenen (FG). Die Positivrate lag bei FG in SNiP-I für beide Screenings höher (40 und 24% versus 19,7 und 18,7%). Hingegen war die GBS-Positivrate in SNiP-II bei FG deutlich niedriger als bei RG (4,1% und 9.8%), während sie für MU bei FG deutlich erhöht war (11,1% und 2,6%).

    Diskussion: Trotz des in den Mutterschaftsrichtlinien festgelegten Infektionsscreenings wird ein relevanter Anteil der Schwangeren nicht gescreent. Mögliche Ursachen werden aktuell analysiert. Die deutlich erhöhte Positivrate für MU und GBS könnte durch den risikobasierten Screeningansatz, insbesondere bei Frühgeborenen, in SNiP-I erklärt werden. Allerdings scheinen nur MU aber nicht GBS im generalisierten Screeningansatz in SNiP-II mit einem Frühgeburtsrisiko assoziiert zu sein. Die aktuelle Literatur ist für beide Erregergruppen widersprüchlich, so dass die weiterführenden Analyse der peri- und postnatalen Krankenheitslast in SNiP zur weiteren Klärung angeschlossen wird.


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    Interessenskonflikte

    keine

    Publication History

    Article published online:
    19 May 2025

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