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DOI: 10.1055/s-0045-1808437
Hydrops fetalis mit V.a. konnatale Toxoplasmose
Einleitung: Die konnatale Toxoplasmose stellt eine seltene Infektion in Deutschland dar, wobei von einer relevanten Dunkelziffer auszugehen ist. Bei einer Primärinfektion der Schwangeren mit Toxoplasma gondii, die in der Mehrzahl der Fälle asymptomatisch verläuft, kann ein transplazentarer Übertritt des Erregers in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Infektion zu schweren Schädigungen beim Kind führen.
Fallbeschreibung: Es erfolgte die Vorstellung der Schwangeren aufgrund eines Polyhydramnions und Hydrops fetalis bei 28+3 SSW. Die serologischen Befunde ergaben den Verdacht auf eine Primärinfektion mit Toxoplasma gondii. Trotz fehlenden Nachweises mittels PCR in der Fruchtwasseruntersuchung wurde eine medikamentöse Therapie bei V.a. konnatale Toxoplasmose begonnen. Bei Zunahme des Polyhydramnions erfolgte in der 31+1 SSW eine Drainage von 2,5 l Fruchtwasser mit erneut negativer PCR. Aufgrund mütterlicher Beschwerden wurde schließlich die Indikation zur Sectio in der 32+1 SSW gestellt. Die mütterliche Serologie zum Geburtszeitpunkt bestätigte den Vorbefund mit deutlich erhöhten Toxoplasma-IgG-Titern (1:16384), positiven IgM-Titern und anhaltend niedriger Avidität.
Postnatal zeigte das Frühgeborene generalisierte Ödeme, einen massiven drainagepflichtigen Aszites, eine schwere respiratorische Insuffizienz sowie eine persistierende arterielle Hypotonie. Die Blutergebnisse wiesen eine leichte Monozytose, eine Thrombozytopenie, Zeichen einer kompensierten Hämolyse sowie eine Cholestase auf. Die infektionsserologische Diagnostik des Kindes zeigte erhöhte Toxoplasma-IgG-Titer (IFT 1:16384) ohne zusätzliche kindliche Banden im vergleichenden Immunoblot und negative IgM- und IgA-Titer. Die veranlassten PCR-Tests aus kindlichem Blut und Liquor lieferten erneut negative Befunde. Die histologische Untersuchung der Plazenta zeigte jedoch einen hoch suspekten Befund für eine Toxoplasma-Infektion in Form eines Hydrops placentalis mit granulomatöser Villitis. Zudem war immunhistologisch mit einem gegen T. gondii gerichteten Antikörper in 7 von 20 Schnitten aus der Plazenta eine lokalisierte Farbreaktion darstellbar. Unter differentialdiagnostischem Ausschluss anderer Ursachen eines immunologischen bzw. nicht-immunologischen Hydrops fetalis wurde das Neugeborene von Geburt an medikamentös mit Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folinsäure therapiert. Zum Entlassungszeitpunkt waren keine klinischen Symptome vorliegend [1] [2].
Schlussfolgerung: Eine konnatale Toxoplasmose kann zu schwerwiegenden Schädigungen beim Kind führen. Eine frühe Detektion und adäquate Therapie können hierbei die Prognose entscheidend verbessern. Unter pränataler Therapie der Mutter sowie postnataler Therapie des Kindes kann die Bildung von Antikörpern ausbleiben. Zudem schließt eine negative PCR auf Toxoplasma gondii eine Infektion nicht sicher aus. Eine Untersuchung der Plazenta kann hilfreich sein. Bei klinischem Verdacht auf eine konnatale Toxoplasmose muss eine Therapie erwogen werden.
Interessenskonflikte
Keine Interessenkonflikte
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Literatur
- 1 Krings A, Jacob J, Seeber F. et al. Estimates of Toxoplasmosis Incidence Based on Healthcare Claims Data, Germany, 2011-2016. Emerg Infect Dis 2021; 27: 2097-2106
- 2 Wilking H, Thamm M, Stark K, Aebischer T, Seeber F.. Prevalence, incidence estimations, and risk factors of Toxoplasma gondii infection in Germany: a representative, cross-sectional, serological study. Sci Rep 2016; 6: 22551 Published 2016 Mar 3
Publication History
Article published online:
19 May 2025
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Literatur
- 1 Krings A, Jacob J, Seeber F. et al. Estimates of Toxoplasmosis Incidence Based on Healthcare Claims Data, Germany, 2011-2016. Emerg Infect Dis 2021; 27: 2097-2106
- 2 Wilking H, Thamm M, Stark K, Aebischer T, Seeber F.. Prevalence, incidence estimations, and risk factors of Toxoplasma gondii infection in Germany: a representative, cross-sectional, serological study. Sci Rep 2016; 6: 22551 Published 2016 Mar 3