Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e30
DOI: 10.1055/s-0045-1808362
Abstracts
Neonatologie: Gehirn/Neurologie

Leistenhernien bei Frühgeborenen – operativer Verschluss vor Entlassung?

S Supcun-Ritzler
1   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Datteln, Germany
,
J Hildebrandt
1   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Datteln, Germany
,
A Christodoulou
1   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Datteln, Germany
,
M Nita
1   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Datteln, Germany
,
L Pielemeier
1   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Datteln, Germany
,
C Roll
1   Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Klinik für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Schlafmedizin, Datteln, Germany
› Institutsangaben
 

Hintergrund: Leistenhernien treten mit abnehmendem Gestationsalter häufiger auf, somit trifft dies vor allem die extrem Frühgeborenen mit Komorbiditäten. Männliche Frühgeborene mit einem Gestationsalter von 24 SSW sind zu ca. 40% betroffen. Das Narkoserisiko ist bei früher Operation erhöht, dagegen steht die Sorge um Komplikationen bei verzögerter Herniotomie.

Eine aktuell erschienene randomisiert-kontrollierte Multicenter-Studie hat gezeigt, dass ein früher operativer Verschluss der Leistenhernien zum Entlasszeitpunkt mit mehr Narkose-Komplikationen verbunden ist als eine späte Operation im postmenstruellen Alter von 55 Wochen.

Fallberichte: Wir berichten über sieben Frühgeborene mit spontanem Leistenhernienverschluss. Das mediane Gestationsalter lag bei 24 Wochen [Range 24-30], das mediane Geburtsgewicht betrug 690g [Range 340-1750]. Es handelt sich hierbei um 2 Mädchen und 5 Jungen, von denen zwei beidseitig Leistenhernien hatten. Grund für Aufschieben eines operativen Verschlusses waren zumeist extreme Unreife mit bronchopulmonaler Dysplasie und somit hohem Narkoserisiko.

Der Zeitpunkt der Verifizierung des Spontanverschlusses lag im Median bei 52 postmenstruellen Wochen [Range 44-64].

Diskussion: Generell planen wir Herniotomien nicht vor der Entlassung, sondern mit frühestens 4 Wochen nach dem errechneten Geburtstermin. Seit 10 Jahren beobachten wir spontane Leistenhernienverschlüsse auch bei großen Hernien. In der randomisiert-kontrollierten Multicenter-Studie, die zum Ziel hatte, die Rate an schweren Komplikationen bei frühem versus späten operativem Verschluss zu vergleichen, wurden ebenfalls Spontanverschlüsse beobachtet (4% bei Operation zum Zeitpunkt der geplanten Entlassung, 10% bei Operation im postmenstruellen Alter von 55 Wochen). Die späte Operation führte nicht zu mehr chirurgischen Komplikationen [1].

Zu diskutieren ist, ob nicht generell der Zeitpunkt der Herniotomie auf das Ende des ersten Lebensjahres verlegt werden sollte, um unnötige operative Eingriffe zu vermeiden.

Zusammenfassend scheint ein abwartendes Vorgehen bei Leistenhernien gerechtfertigt.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. Mai 2025

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