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DOI: 10.1055/s-0045-1807518
Entwicklung eines strukturierten und multimodalen Versorgungskonzeptes für Kinder und Jugendliche mit Typ-2-Diabetes in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm
Authors
Hintergrund & Methodik: Eine retrospektive Analyse am Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche des Universitätsklinikums Ulm (UKU) identifizierte Barrieren, die in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Typ-2-Diabetes (T2D) zu berücksichtigen sind. Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung eines strukturierten, leitlinienkonformen, interdisziplinären Versorgungskonzepts, das vorhandene Barrieren adressiert und sich am „Chronic Care“-Modell orientiert.
Ergebnisse: Im Mittelpunkt steht das Kind bzw. der Jugendliche mit T2D und sein soziales Umfeld. Ein offener, nicht stigmatisierender Umgang mit den Betroffenen ist die Grundlage für eine gute Versorgung. Die vorgeschaltete Analyse der psychosozialen Situation der Patienten zeigte, dass nicht alle Unterstützung durch Eltern/Bezugspersonen erhalten (z.B. Begleitung zu Arztbesuchen, Umsetzung der Therapie). Zudem bestehen oft ein Migrationshintergrund und ein niedriger Bildungsgrad. Daher wurde im Rahmen unseres Versorgungskonzeptes eine regelmäßig stattfindende Spezialsprechstunde etabliert. Kinder und Jugendliche mit T2D erhalten hier einen zentralen Termin, bei dem mehrere Fachbereiche in zeitlich abgestimmten Intervallen eingebunden werden. Ziel ist es, separate Anfahrten zu vermeiden und damit die Adhärenz zu fördern.
Basis jedes Besuchs ist eine einstündige Visite beim zertifizierten Diabetesteam (Diabetologie/Diabetesberatung). Da viele Kinder und Jugendliche eine positive Familienanamnese (Adipositas/Diabetes), psychische Erkrankungen sowie eine geringe körperliche Aktivität aufweisen und oft in schwierigen/belastenden Familiensituationen aufwachsen, wird jeder Termin durch im Wechsel stattfindende Beratungseinheiten (à 30 min) in der Ernährungstherapie oder psychosozialen Unterstützung ergänzt. Bei Bedarf wird der Soziale Dienst eingebunden. Dolmetscher sind verfügbar.
Da bei fast allen Kindern und Jugendlichen zum Zeitpunkt der T2D-Diagnose eine Adipositas und häufig bereits diabetes-/adipositas-assoziierte Komorbiditäten vorliegen, ist die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen wie Kardiologie, Ophthalmologie und Nephrologie, etc. notwendig. Diese Termine werden vor oder nach der Spezialsprechstunde am selben Tag eingeplant. Ein Case Manager übernimmt die Rolle des Lotsen und fördert den Austausch zwischen den Fachdisziplinen. Die Transition zum Erwachsenendiabetologen ist von Anfang an mitzudenken und rechtzeitig vorzubereiten.
Schlussfolgerung/en: Das vorgestellte Versorgungskonzept bietet Kindern und Jugendlichen mit T2D und deren Familien die Möglichkeit, die in der Leitlinie vorgesehenen regelmäßigen Kontrolluntersuchungen an einem Tag wahrzunehmen und ist an die spezifischen Bedürfnisse der Patienten angepasst. Die Umsetzung kann im Setting einer Hochschulambulanz erfolgen. Zukünftig soll evaluiert werden, ob diese Struktur die Therapieadhärenz, das Selbstmanagement und das Empowerment der Patienten fördert und zu einer optimierten Behandlung beiträgt.
Interessenkonflikt
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären keinen Interessenkonflikt in Zusammenhang mit dieser Arbeit.
Publication History
Article published online:
28 May 2025
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