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DOI: 10.1055/s-0045-1807511
Charakteristika von Patienten mit diabetischer Ketoazidose (DKA) bei Manifestation eines Typ-1 Diabetes (T1D)
Einleitung Die Prävalenz der DKA bei Manifestation eines T1D liegt seit Jahren bei 20-30%. Eine verzögerte Diagnosestellung ist mit einer höheren DKA-Rate assoziiert. Ziel dieser Arbeit war, Faktoren zu identifizieren, die einen Einfluss auf die DKA-Prävalenz bei T1D-Manifestation haben könnten.
Methodik Alle in den Jahren 2022-2023 stationär behandelten Kinder und Jugendlichen mit einer T1D-Manifestation in einem großen deutschen Diabeteszentrum wurden in die retrospektive, pseudonymisierte Datenanalyse eingeschlossen. Alter, Geschlecht, Familienanamnese für T1D, Symptomdauer, Einweisung bzw. notfallmäßige Vorstellung sowie metabolische Parameter bei Aufnahme (pH, Bikarbonat, HbA1c) wurden ausgewertet. Darüber hinaus wurden alle Eltern retrospektiv eingeladen, mittels eines standardisierten Fragebogens die Prozesse (ärztlicher Kontakt, ärztliche Empfehlung, eigener Diabetesverdacht) bis zur Vorstellung in der Klinik retrospektiv zu beschreiben. Unterschiede unabhängiger Variablen wurden mit dem Mann Whitney-U Test, Unterschiede bei Prävalenzen mit dem χ2-Test untersucht.
Ergebnisse Zwischen 01/2022 und 12/2023 wurden 218 Kinder [41,7% weiblich, Alter 8,5 Jahre (0,9-18), Median (Bereich)] mit einer T1D-Manifestation behandelt. Davon hatten 26 (12%) einen erstgradigen Verwandten mit T1D. Eine DKA wiesen 96 von 218 Kindern (44%) auf. Ärztlich eingewiesen waren 134 (61,5%), davon 96,2% mit Verdachtsdiagnose T1D. Patienten mit eigenständiger Vorstellung direkt im Krankenhaus hatten häufiger eine DKA als solche mit einer Einweisung (47,9% vs. 33,1%, P=0,012).
Die Symptomdauer vor Diagnosestellung war länger [14 Tage (1-120) vs. 14 Tage (0-365), P=0,034] und das HbA1c höher [12,0% (7,3-16,8) vs. 11,1% (6,3-17,1), P=0,003] bei Kindern mit als bei solchen ohne DKA. Die DKA-Prävalenz war vergleichbar bei Kindern mit bzw. ohne erstgradigen Verwandten (P=0,401).
Eltern von 180 Kindern (82,6%) beantworteten den Fragebogen zum Ablauf der Prozesse bis zur Vorstellung in der Klinik. Kinder von Eltern, die selbst einen Diabetes vermuteten, erlebten seltener eine DKA (36,4% vs. 55,4%, P=0,009). Kinder ohne direkte stationäre Einweisung (N=20) hatten einen niedrigeren pH [7,13 (6,8-7,41) vs. 7,35 (6,79-7,46), P=0,002] und ein niedrigeres Bikarbonat [10,5mmol/L (4,9-23,8) vs. 21,4mmol/L (4,8-31,8), P<0,001], als solche mit direkter Einweisung (N=115). DKA-Rate, HbA1c und Glukosewerte unterschieden sich jedoch nicht (alle P>0,05).
Diskussion Die DKA-Prävalenz bei T1D-Manifestation lag 2022 und 2023 höher als der Durchschnitt der Vorjahre. Erstgradige Verwandtschaft mit T1D schützte nicht vor einer DKA. Jegliche Verzögerung bei der Diagnosestellung ging mit einer drohenden bzw. etablierten DKA einher. Hatten die Familien selbst den Verdacht eines Diabetes bei ihrem Kind, war die DKA seltener. Um die Diagnose frühzeitig zu stellen und eine DKA zu vermeiden, bedarf es bevölkerungsweiter Aufklärungskampagnen und kontinuierlicher Fortbildungen im Gesundheitswesen.
Interessenkonflikt
Diese Studie wurde durch eine uneingeschränkte Forschungsförderung der Fa. Sanofi und den Leonard-Thompson Preis der DGPAED finanziert.
Publication History
Article published online:
28 May 2025
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