Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S75
DOI: 10.1055/s-0045-1807504
Abstracts | DDG 2025
Poster
Posterwalk 11: Pädiatrische Diabetologie

Erfolgreiche landesweite Ausweitung der lokalen Stuttgarter Ketoazidose Präventionskampagne – welche Parameter sind wichtig für Aufklärungskampagnen?

M Holder
1   Klinikum Stuttgart, Olgahospital, Pädiatrische Endokrinologie und -Diabetologie, Stuttgart, Germany
,
J Weiler
2   Gesundheitsamt Stuttgart, Koordinierungsstelle und Sonderaufgaben im Bereich der Amtsleitung, Stuttgart, Germany
,
R Holl
3   Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Universität Ulm, CAQM, Ulm, Germany
,
S Ehehalt
4   Gesundheitsamt Stuttgart, Amtsleitung, Stuttgart, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Nach erfolgreicher Durchführung der Stuttgarter Ketoazidose Präventions-Kampagne auf lokaler Ebene, haben wir dieses erprobte Konzept auf ganz Baden-Württemberg (BW) ausgedehnt.

    Methode Alle Gesundheitsämter (GÄ) in BW wurden eingeladen, über 3 Jahre Flyer und Plakate über die Diabetes-typischen Symptome im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung (ESU) an Eltern und Betreuer auszugeben und über die Erkrankung zu informieren. Zusätzlich wurden auf der jeweiligen Kreisebene Kindertageseinrichtungen und die Kinder- und Jugendarztpraxen mit einbezogen und regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt.14 von 38 GÄ haben teilgenommen (37%). 55370 Info-Flyer und 2556 Poster wurden verteilt. Die Kampagne fand in den Jahren 2021-2023 statt, als Vergleichszeitraum wurden die Jahre 2015 bis 2020 gewählt. Die Auswertung erfolgte über die DPV-Software. Am Ende erfolgte eine online-Befragung aller teilgenommenen GÄ.

    Ergebnisse 3038 Kinder und Jugendliche erkrankten im gesamten Untersuchungszeitraum in BW neu an Typ-1 Diabetes: 55% männlich, ø-Alter 8,8 J, ø-HbA1c: 11,6%, 31% Migrationshintergrund. Bei 990 trat eine DKA auf (32,6%): 51% männlich, ø-Alter: 8,5J, ø-HbA1c: 12,3%, 36% Migrationshintergrund. 346 (11,4%) hatten eine schwere DKA (pH<7,1, Serum-Bikarbonat<5 mmol/l).

    GÄ, die an der Kampagne teilnahmen, haben vergleichbare DKA-Raten davor wie GÄ, die nicht teilnahmen: 29,9% vs. 27% (p=0,9), aber signifikant weniger während der Kampagne: 36,3% vs. 41,0% (p=0,03). Die Befragung zeigte, dass die Kampagne besonders in den ersten 2 Jahren durchgeführt wurde. Auch in diesem Zeitraum zeigten sich signifikante Unterschiede: 35,6% vs. 41,3% (p<0,04).

    Die Kampagne wurde von den teilnehmenden Institutionen und Personen gut angenommen und führte zu keinem erhöhten Informations- und Abklärungsbedarf.

    Schlussfolgerung Die landesweite Ausdehnung der lokalen Stuttgarter Ketoazidose Präventions-Kampagne ist möglich und ebenfalls erfolgreich. Aufklärungskampagnen müssen lang genug (2 – 3 Jahre), in einem erprobten, für alle teilnehmenden Instituten vergleichbaren Setting, mit prägnanten Informationsflyern und definierten Ansprechpersonen (in unserem Fall Familien mit jungen Kindern und Fachkräfte im Gesundheitswesen) durchgeführt werden, um erfolgreich zu sein.


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    Interessenkonflikt

    JW, RH, SE geben keine Interessenkonflikte an. M.H. hat Honorare von Consilium Infectopharm, Sanofi und Sciarc erhalten.

    Publication History

    Article published online:
    28 May 2025

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