Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S59
DOI: 10.1055/s-0045-1807470
Abstracts | DDG 2025
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Posterwalk 7: Psychosoziales & Komplikationen

Erfassung diabetesbezogener Stigmatisierung: Psychometrische Validierung der deutschen Versionen der Diabetes Stigma Assessment Scales für Typ-1- und Typ-2-Diabetes (DSAS-1 & DSAS-2)

L Klinker
1   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), FIDAM, Bad Mergentheim, Germany
,
A Schmitt
1   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), FIDAM, Bad Mergentheim, Germany
,
D Ehrmann
1   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), FIDAM, Bad Mergentheim, Germany
,
T Roos
2   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), FIDAM, Bad Mergentheim, Germany
,
B Kulzer
1   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), FIDAM, Bad Mergentheim, Germany
,
N Hermanns
1   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), FIDAM, Bad Mergentheim, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Internationale Studien zeigen, dass diabetesbezogene Stigmatisierung die Lebensqualität maßgeblich beeinträchtigt. Ein deutschsprachiges Messinstrument zur Erfassung von Diabetes-Stigma fehlt bisher. Diese Studie prüft die psychometrische Qualität der deutschen Versionen der Diabetes Stigma Assessment Scales für Typ-1-Diabetes (T1D) und Typ-2-Diabetes (T2D) (DSAS-1 & DSAS-2).

    Methodik Die Fragebögen DSAS-1 & -2 bestehen aus jeweils 19 Items, die einen Summenscore als Gesamtmaß der Stigmatisierung (Wertebereich: 19–95, höhere Werte=mehr Stigmatisierung) und je drei Subskalen bilden: 1. Andersbehandlung, 2. Schuldzuweisung & Verurteilung, 3. Identitätssorgen (DSAS-1) bzw. 3. Selbststigma (DSAS-2). Die Items werden auf einer fünfstufigen Likert-Skala von 1=„stimme gar nicht zu“ bis 5=„stimme voll zu“ beantwortet. Die Fragebögen wurden nach Gold-Standard ins Deutsche übersetzt und über das dia:link-Panel getestet. Die Skalenstruktur wurde mittels explorativer Faktorenanalysen (EFA; mit Kaiser-Kriterium) für beide Fragebögen untersucht, die Reliabilität mittels Cronbach’s α (interne Konsistenz). Als Maße konvergenter Validität wurden die Skalen Social Stigma of Chronic Illness (SSCI-8) und Problem Areas In Diabetes (PAID) verwendet.

    Ergebnisse Es nahmen 837 Personen teil: 79% Menschen mit T1D (Alter 54,6±14,8J.; 57,3% Frauen, 0,3% divers; Diabetesdauer 28,8±16,8J.; BMI 26,4±5,4; HbA1c 6,9%±2,5, DSAS-1 43,0±15,6) und 21% Menschen mit T2D (Alter 63,1±12,9J.; 29,6% Frauen; Diabetesdauer 17,4±10,2J.; BMI 31,3±7,4; HbA1c 7,0%±1,0; DSAS-2 40,7±17,5). Die EFA für die DSAS-1 ergab drei Faktoren mit einer Varianzaufklärung von 65,2%, wobei die Items auf den vorgesehen Subskalen luden (Faktorladungen 0,44–0,87). Bei der DSAS-2 ergab sich in der EFA zunächst eine Zwei-Faktor-Lösung. Bei einer erzwungenen Drei-Faktor-Lösung ergab sich eine Varianzaufklärung von 69,7%, bei der die Items der Skala Selbststigma eindeutig einem Faktor zugeordnet waren (Faktorladungen 0,68–0,86), einzelne Items der Skala Andersbehandlung jedoch sowohl auf diesem als auch auf dem Faktor für Schuldzuweisung & Verurteilung luden. Beide Fragebögen DSAS-1 und DSAS-2 zeigten eine hohe Reliabilität (Cronbach’s α=0,94 bzw. 0,95) und hohe konvergente Validität (DSAS-1: rSSCI=0,71, rPAID=0,65, p<.001; DSAS-2: rSSCI=0,78, rPAID=0,75, p<.001).

    Schlussfolgerungen Die Analysen der deutschen Versionen der DSAS-1 und -2 zeigen gute psychometrische Eigenschaften. Die Skalen weisen eine hohe Reliabilität auf und zeigen Evidenz für die erwartete drei-faktorielle Skalenstruktur. Die Validität wird durch erwartungskonforme Assoziationen mit dem Stigma-Instrument SSCI und dem PAID bekräftigt. Damit steht ein reliables und valides Instrument in deutscher Sprache zur Verfügung, welches die systematische Erfassung diabetesbezogener Stigmatisierungserfahrungen in der Diabetesversorgung und -forschung ermöglicht.


    Interessenkonflikt

    Alle Autoren versichern, dass keine Interessenkonflikte in Bezug auf dieses Abstract bestehen.

    Publication History

    Article published online:
    28 May 2025

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