Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S25
DOI: 10.1055/s-0045-1807402
Abstracts | DDG 2025
Poster
Posterwalk 1: Digitalisierung in der Diabetologie I Künstliche Intelligenz

AID-Systeme in der klinischen Praxis: Verbreitung, Barrieren und zukünftige Entwicklungen aus der Perspektive von Health Care Professionals

N Hermanns
1   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), diateam, Bad Mergentheim, Germany
,
M Resl
2   Barmherzige Brüder, Konventhospital, Linz, Austria
,
P Diem
3   Endocrinologie, Diabetologie, Bern, Switzerland
,
L Heinemann
4   diateam, Science Consult, Bad Mergentheim, Germany
,
D Ehrmann
1   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), diateam, Bad Mergentheim, Germany
,
T Roos
1   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), diateam, Bad Mergentheim, Germany
,
J Mader
5   Universitätsklinik Graz, Abteilung für Innere Medizin, Graz, Austria
,
D Brandt
6   Diabetes Center Berne, Bern, Bern, Switzerland
,
C Trümpy
6   Diabetes Center Berne, Bern, Bern, Switzerland
,
B Kulzer
1   Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), diateam, Bad Mergentheim, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund: Automatisierte Insulin-Dosiersysteme (AID) gewinnen in Europa zunehmend an Bedeutung und verbessern die Stoffwechseleinstellung bei Typ-1-Diabetes. Diese Studie untersucht in Deutschland, Österreich und Schweiz die Nutzung, Zufriedenheit und Herausforderungen im Umgang mit AID-Systemen sowie den Optimierungsbedarf aus der Perspektive von Health Care Professionals (HCPs).

    Methodik: Im Rahmen des Diabetestechnologie-Reports wurden im November und Dezember 2024 in Deutschland, Österreich und der Schweiz 1078 Diabetesberater/Innen und Diabetologen/Innen mittels Fragebogen zu ihren Erfahrungen und Einschätzungen zur Nutzung von Diabetestechnologien befragt.

    Ergebnisse: Der Anteil der AID-Nutzer ist nach Einschätzung der HCPs zwischen 2023 und 2024 von 21% auf 31% gestiegen. Für die kommenden fünf Jahre wird ein weiterer Anstieg auf 72% unter MmT1D erwartet. Auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes mit intensivierter Insulintherapie prognostizieren die HCPs einen Nutzeranteil von 28%.

    Trotz dieser positiven Entwicklung bestehen weiterhin Herausforderungen:

    • Etwa 7% der Nutzer brechen die AID-Therapie ab, während 18% Schwierigkeiten mit der Anwendung haben. Diese Zahlen haben sich in den letzten drei Jahren nicht verändert.

    • Die Hauptursache für Probleme mit der AID-Therapie sehen 57% der befragten HCPs in technischen Schwierigkeiten, insbesondere in Verbindungsproblemen zwischen Sensor und Insulinpumpe.

    Positiv hervorzuheben ist, dass der Anteil der MmD, die eine AID-Therapie trotz Eignung ablehnen, in den letzten drei Jahren von 27% auf 20% gesunken ist. Dennoch gibt es weiterhin wesentliche Barrieren für die Umsetzung der Therapie:

    • Die größte Herausforderung für HCPs ist es, mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt zu halten, was 66% als Problem benennen.

    • Zudem erschweren komplexe Verordnungsverfahren (57%, insbesondere in Deutschland), begrenzte personelle Ressourcen (57%) und fehlendes Schulungsmaterial (53%) die breite Implementierung der AID-Therapie.

    Schlussfolgerung: Schaut man in die Zukunft so sind AID-Systeme auf dem Weg, die Standardtherapie für Typ-1-Diabetes zu werden, und bieten auch Potenzial für die Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes. Gleichzeitig sind sie mit hohen Anforderungen an Schulung und Betreuung verbunden. Bürokratische Hürden sowie die rasante technologische Entwicklung stellen für HCPs eine große Herausforderung dar. Die konstant hohen Abbruchraten und die Schwierigkeiten von etwa einem Fünftel der Nutzer bei der Therapieumsetzung zeigen, einen Optimierungsbedarf bei der breiten Implementierung von AID-Systemen in die klinische Praxis. Eine gezielte Unterstützung von AID-Nutzern und bessere Schulungsangebote könnten dazu beitragen, die Akzeptanz und den langfristigen Erfolg dieser Therapieform zu verbessern.


    Interessenkonflikt

    Der dt-report 2025 wurde unterstützt von: Abbott, Ascencia Diabetes Care, Dexcom, Medtronic, Omnipod/Insulet, Roche Diabetes Care, Ypsomed.

    Publication History

    Article published online:
    28 May 2025

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