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DOI: 10.1055/s-0045-1807400
Einschätzungen von Diabetolog*innen zur Zukunft der Diabetologie und der ambulanten wie stationären diabetologischen Versorgung
Fragestellung Wie beurteilen Diabetolog*innen die Digitalisierung, zukünftige neue Therapiestrategien und die Zukunft von ambulanten wie stationären diabetologischen Einrichtungen?
Methodik Diabetolog*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden in einer Online-Umfrage (dt-Report) von November bis Dezember 2024 mittels einer 5-stufigen Skala (1: gar nicht bedeutsam – 5: sehr bedeutsam) zu ihrer Einstellung zur Digitalisierung und der Zukunft der Versorgung befragt. Die Beurteilung der Bedeutsamkeit zukünftiger Therapiestrategien erfolgte nach Rangplätzen.
Ergebnisse Insgesamt nahmen 317 Diabetolog*innen aus Deutschland (D; 73%), der Schweiz (CH; 22%) und Österreich (A; 5%) an der Umfrage teil. 95% (CH), 94% (A) sowie 88% (D) der Befragten haben eine sehr positive Einstellung zur Digitalisierung in der Diabetologie. Für Typ-1 Diabetes werden übereinstimmend in allen 3 Ländern mittelfristig (in den nächsten 10 Jahren) vor allem technologische Entwicklungen (fully-closed-loop, Rang 1), smarte Insuline (Rang 2) und die Immuntherapie (Rang 3) als bedeutsam angesehen. Bei Typ-2-Diabetes werden neue Medikamente (Rang 1), verhaltensbezogene Ansätze (Rang 2) vor technologischen Entwicklungen (Rang 3) als bedeutsam betrachtet. 41% erwarten für D einen Rückgang der diabetologischen Schwerpunktpraxen (DSP) um 5-25%, 23% eine Reduktion von>25%. Insgesamt wird für D in den nächsten 10 Jahren ein Rückgang von DSPs um ca. 10% geschätzt, in der CH (+9,3%) und A (+6,1%) hingegen ein Zuwachs. Als größte Herausforderungen für DSPs werden die mangelnde Vergütung für Diabetestechnologien (87%), der bürokratische Aufwand (83%) und die gesundheitspolitische Ignoranz (80%) genannt, die in der CH und A jeweils geringer ausgeprägt sind. Hingegen werden virtuelle, überregionale Behandlungszentren (14%) oder vereinfachte Therapieansätze (4%) als nicht sehr bedrohlich eingeschätzt. Als bedeutsamste zukünftige Herausforderungen für stationäre Diabeteseinrichtungen werden in D die gesundheitspolitische Ignoranz (85%), der Fachkräftemangel/Nachwuchsprobleme (78%) und die Krankenhausreform (76%) genannt – auch diese Probleme werden in der CH und A geringer eingeschätzt.
Schlussfolgerung Diabetologen aus der DACH-Region habe eine sehr positive Einstellung zur Digitalisierung und erwarten, dass diese für die Therapie des Typ-1-Dabetes zukünftig die bedeutsamste Innovation darstellen. Für die Therapie des Typ-2-Diabetes werden vor allem Medikamente und verhaltensbezogene Therapieansätze als wichtigste Innovationen angesehen. Sowohl die ambulante als auch die stationäre Diabetologie steht in D vor großen Herausforderungen – diese sind stärker ausgeprägt als in A/CH. Besonders die gesundheitspolitische Ignoranz gegenüber der Diabetologie wird in D als große Barriere für zukünftige Entwicklungen angesehen.
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Interessenkonflikt
Der dt-report 2025 wurde unterstützt von: Abbott, Ascencia Diabetes Care, Dexcom, Medtronic, Omnipod/Insulet, Roche Diabetes Care, Ypsomed.
Publication History
Article published online:
28 May 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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