Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S11-S12
DOI: 10.1055/s-0045-1807377
Abstracts | DDG 2025
Freie Vorträge
Diabetes und Psychologie

Wie belastet sind Eltern von Kleinkindern (<6 Jahre) durch die Diagnose eines Frühstadiums (Stadium 1 oder 2) oder des klinischen Typ-1 Diabetes (Stadium 3) bei ihrem Kind verglichen mit der Allgemeinbevölkerung?

O Kordonouri
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
M Thrun
2   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
,
T Buck
3   Kinderaztpraxis, N/A, Hannover, Germany
,
L Galuschka
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
E Marquardt
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
B Aschemeier-Fuchs
1   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche, Hannover, Germany
,
K Lange
2   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Typ-1 Diabetes (T1D) kann in allen Altersgruppen auftreten, ein ausgeprägter Peak betrifft Kleinkinder. Die Manifestation im Stadium 3 bei ihnen sehr häufig mit einer diabetischen Ketoazidose (DKA) verbunden. Die Implementierung der Früherkennung des T1D bei Kindern und Jugendlichen wird in den Studien Fr1dolin, Fr1da, Fr1da im Norden untersucht. Dabei wird auch die elterliche Belastung durch die Diagnose untersucht und mit der von Eltern gesunder Gleichaltriger verglichen.

    In die Studie wurden Eltern von 0-6-jährigen Kindern, die durch ihre Teilnahme an der Früherkennungsstudie „Fr1dolin“ oder „Fr1da im Norden“ zwischen 11/2016 und 12/2024 die Diagnose T1D Stadium 1 oder 2 erhalten haben, sowie Eltern von gleichaltrigen Kindern mit T1D Stadium 3-Manifestation zwischen 07/2021 und 12/2024 in unserem Zentrum eingeschlossen. Als Vergleichsgruppe dienten Eltern mit mindestens einem 0-6-jährigen Kind während eines Vorsorgetermins in einer von 10 Kinderarztpraxen zwischen 02/2020 und 08/2022. Das psychische Befinden wurde mittels des PHQ-D Fragebogens zur Erfassung von depressiven Symptomen (Summenscore 0-27) und dem Panik-Modul erfasst.

    An der Studie beteiligten sich 83 Eltern (51,5% Mütter) von 44 Kleinkindern mit T1D im Stadium 1 oder 2 (50% weiblich, 35% mit erstgradigem Angehörigen mit T1D; Alter 4,23±1,12, MW±SA), 112 Eltern (57% Mütter) von 69 Kleinkindern mit T1D-Diagnose im Stadium 3 (49% weiblich; 5,2% mit erstgradigem Angehörigen mit T1D; Alter 3,58±1,51 Jahre) sowie 1153 Eltern (87,4% Mütter) mit einem Kind<6 Jahren aus der Allgemeinbevölkerung.

    Bei der Manifestation des T1D Stadiums 3 lag der mittlere PHQ-9 Summenwert bei 7,8±4,3 (Mütter) bzw. 5,7±3,6 (Väter). Er war jeweils signifikant höher als bei der T1D Diagnose im Stadium 1 oder 2 (Mütter 5,6±4,3, p=0,01; Väter 4,0±4,1, p=0,04). Der PHQ-9 Summenwert bei Müttern der Allgemeinbevölkerung betrug 4,0±3,7, bei den Vätern 2,7±2,8. Paniksymptome wurden von 7,2% der Mütter und 2,1% der Väter der Allgemeinbevölkerung berichtet, bei T1D Stadium 3 waren es 12,5% der Mütter und 12,2% der Väter, im Stadium 1 oder 2 waren 14,0% der Mütter und 7,3% der Väter betroffen.

    Gegenüber der psychischen Belastung von Eltern der Allgemeinbevölkerung ist die der Eltern von Kindern mit einer T1D-Diagnose im Stadium 3 deutlich erhöht. Dagegen ist sie bei der Diagnose T1D im Stadium 1 oder 2 geringer verändert. Die seelischen Belastungen der Eltern sollten in jeder Phase des T1D erfasst und individuell durch das Diabetesteam aufgefangen werden.

    Die Studie wurde von der Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF Nr 2-SRA-2016-243-Q-R) und der Leona M. and Harry B. Helmsley Charitable Trust unterstützt (Nr. #2112-04887)


    Interessenkonflikt

    Kein

    Publication History

    Article published online:
    28 May 2025

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