Osteologie 2025; 34(02): 131-132
DOI: 10.1055/s-0045-1804944
Abstracts

Periprothetische femorale Osteolyse bei zementierter Hüfttotalendoprothese – Falldarstellung einer interessanten Differentialdiagnose

D Wähnert
1   Medizinische Fakulät OWL der Universität Bielefeld, Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Bielefeld
,
S Budde
2   Medizinische Fakulät OWL der Universität Bielefeld, Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Endoprothetik und Orthopädische Chirurgie, Bielfeld
,
T Vordemvenne
1   Medizinische Fakulät OWL der Universität Bielefeld, Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Bielefeld
› Author Affiliations
 

Einleitung: Die zementierte Hüfttotalendoprothetik stellt eine weltweit etablierte Behandlungsmethode für die Arthrose des betreffenden Gelenks dar. Im Folgenden wird der Fall einer Patientin mit osteolytischer Formation an der femoralen Spitze einer zementierten Hüft-TEP präsentiert.

Methode: Nach einem Sturzereignis im häuslichen Umfeld wurde eine 78-jährige Patientin in unserer Klinik vorgestellt. Der initial durchgeführte Body-Check zeigt keine Auffälligkeiten. Die Patientin gibt an, seit längerer Zeit Schmerzen im rechten Hüftgelenk zu haben. Die weiterführende klinische und radiologische Diagnostik erbrachte keine Hinweise auf akute Traumafolgen. Die stationäre Aufnahme in der Geriatrie erfolgte aufgrund eines Immobilitäts- und Instabilitätssyndroms. Als relevante Vorerkrankungen und Nebendiagnosen sind ein metabolisches Syndrom, ein manifester Hyperparathyreodismus, ein Vitamin-D-Mangel, eine chron. Polyarthritis mit Prednisolon-Dauertherapie sowie eine präterminale Niereninsuffizienz zu nennen. Aufgrund der chronischen Beschwerden der rechten Hüfte erfolgt die Abklärung bei Zustand nach Implantation einer Hüft-TEP vor 13 Jahren.

Ergebnisse: Die Röntgenaufnahmen der rechten Hüfte in zwei Ebenen zeigten eine osteolytische Formation unterhalb des Zementmantels der einliegenden Prothese (siehe [Abb. 1A]). In der differentialdiagnostischen Überlegung wurden sowohl ein Tumor oder eine Metastase als auch ein septischer Prozess bei Z.n. Cholezystitis mit Oberbauchperitonitis in Betracht gezogen. Die weiterführende CT-Diagnostik zeigte eine glatt begrenzte, weichteildichte Formation im Markraum distal des Prothesenschaftes mit girlandenartiger Ausdünnung der Kortikalis ([Abb. 1B]). Zur weiteren Differenzierung führten wir eine 3-Phasen-Skelettszintigraphie durch, welche eine minimal positive Perfusions- und Weichteilkomponente zeigte ([Abb 1C]). In Zusammenschau der Befunde erscheint eine maligne Genese wenig wahrscheinlich. Aus differentialdiagnostischer Perspektive besteht die Möglichkeit eines schleichend progredienten osteolytischen Prozesses im Rahmen einer Fremdkörperreaktion nach Prothesenimplantation.Die Recherche zu den im Rahmen der Implantation der Hüft-TEP verwendeten Komponenten ergab die Nutzung des OptiPlug-Zementstoppers, welcher in der Position der jetzigen Osteolyse platziert war.

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Abb. 1  Darstellung der Osteolyse im Röntgen (A), in der Computertomografie (B) und in der Skelettszintigrafie (C).

Diskussion: Eine umfassende Literaturrecherche zu diesem Zementstopper ergab, dass Osteolysen im Zusammenhang mit der Verwendung des PEG/PBT-PolyActive-Polymers bereits dokumentiert sind. In der Regel manifestieren sich diese Osteolysen asymptomatisch, jedoch treten sie im Gegensatz zum vorliegenden Fall typischerweise frühzeitig, d. h. ab einem Jahr nach dem operativen Eingriff, auf.Lokale osteolytische Prozesse erfordern eine differenzierte Diagnostik, die alle relevanten Gegebenheiten berücksichtigt.

Keywords: Hüfttotalendoprothese, Osteolyse, Zementstopper

Korrespondenzadresse: Dirk Wähnert, Medizinische Fakulät OWL der Universität Bielefeld, Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Burgsteig 13, 33617 Bielefeld, Deutschland, E-Mail: dirk.waehnert@evkb.de



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Article published online:
21 March 2025

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