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DOI: 10.1055/s-0045-1804767
Von Larven und Zysten – eine disseminierte Echinokokkeninfektion
Die zystische Echinokokkose ist eine Infektion des Menschen durch die Larven des Hundebandwurmes (Echinococcus granulosus sensu lato). In Deutschland werden im Schnitt ca. 50 – 90 Fälle pro Jahr gemeldet, die Infektion wird nahezu ausschließlich in Südeuropa und den Mittelmeeranrainerstaaten erworben.
Echinococcuszysten haben eine raumfordernde Wirkung und finden sich am häufigsten in der Leber, oft handelt es sich um einen Zufallsbefund.
Aufgrund eines tuberkuloseverdächtigen Röntgenbildes in einer Screeninguntersuchung für Asylbewerber wurde eine 25-jährige Syrerin in unserem Zentrum zur weiteren Diagnostik vorgestellt. In der Computertomographie kam sowohl eine pulmonale Konsolidierung als auch eine Raumforderung des rechten Mediastinums mit Infiltration und Destruktion des 3. Brustwirbelkörpers zur Darstellung. Nebenbefundlich fielen in dieser Untersuchung mehrere Leberzysten auf, die nach sonographischer Kontrolle hochgradig verdächtig auf das Vorliegen einer Echinokokkose waren.
Aufgrund der Leberzysten erfolgte eine Echinokokken-Serologie, in der sich ein hochpositiver Titer gegen Echinococcus granulosus (1:1280) zeigte und das Vorliegen einer zystischen Echinokokkose bestätigte.
Wegen der ätiologischen Unsicherheit der thorakalen/ossären Befunde erfolgte zur erweiterten Diagnostik ein endobronchialer Ultraschall (EBUS) der paratracheal gelegenen Konsolidierung. Im EBUS kam die Raumforderung ebenfalls zystendurchsetzt zur Darstellung.
Zusammenfassend lässt sich die äußerst seltene Konstellation einer disseminierten zystischen Echinokokkose mit Leber-, Lungen- und Knochenbeteiligung diagnostizieren. Eine interventionelle Sanierung ist bei vorliegender Ausprägung der Infektion nicht möglich, so dass interdisziplinär die Entscheidung für eine konservative Therapie mit initialer Gabe von Praziquantel und Albendazol für 2-4 Wochen und anschließender Suppressionstherapie mit Albendazol getroffen wurde.
In Zeiten vermehrter Migration und Fernreisen muss bei außergewöhnlichen thorakalen Befunden stets auch an seltene parasitologische Differentialdiagnosen gedacht und entsprechende Expertise zu Rate gezogen werden.
Publication History
Article published online:
18 March 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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