Pneumologie 2025; 79(S 01): S90-S91
DOI: 10.1055/s-0045-1804742
Abstracts
D1 – Infektiologie und Tuberkulose

Dekompensierte idiopathische Hinterstrangmyelitis bei einer 38-jährigen Patientin mit disseminierter bipulmonaler Lungentuberkulose

C Blanke-Roeser
1   Asklepios Klinikum Harburg; Klinik für Atemwegs-, Lungen- und Thoraxmedizin, Abteilung für Pneumologie
,
R Töpper
2   Asklepios Klinikum Harburg; Neurologie; Neurologische Abteilung
,
G Wiest
3   Asklepios Klinik Harburg; Klinik für Atemwegs-, Lungen- und Thoraxmedizin, Abteilung für Pneumologie; Pneumologie
,
E Atug
4   Klinik für Atemwegs- Lungen- und Thoraxmedizin, Asklepios Klinik Harburg; Asklepios Klinikum Harburg; Pneumologie
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Tuberkuloseerreger befallen vorrangig die Lunge, können aber auch andere Organe betreffen. Eine ZNS-Beteiligung ist in Deutschland selten. Myelitiden können auf verschiedensten nicht-infektiösen Ursachen beruhen. Wir präsentieren den ungewöhnlichen Fall einer 38-jährigen Patientin mit disseminierter bipulmonaler Lungentuberkulose, die im Verlauf einer antituberkulösen Langzeittherapie mit dekompensierter (v.a. Hinterstrang-)Myelitis auffiel. Deren Ursache ließ sich nicht feststellen. Im Verlauf ergab sich, unterstützt durch symtombezogene Therapieansätze, letztendlich aber eine erhebliche Befundbesserung.

    Fallvorstellung Eine 38-jährige Patientin befand sich, nach Erstdiagnose einer schweren bipulmonalen Lungentuberkulose, bei uns in vierfach antituberkulöser Therapie mit Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol. Diese hatte zu einer erheblichen Befundbesserung geführt und war zunächst gut vertragen worden. Nach knapp zwei Monaten fiel die Patientin allerdings klinisch-neurologisch und radiologisch mit dem Bild einer langstreckigen bilateralen zervikalen (v.a. Hinterstrang-)Myelitis auf. Eine umfangreiche Diagnostik hinsichtlich in Frage kommender häufiger und seltener Ursachen (u.a. unerwünschte Arzneimittelwirkung, entzündliche Genese) brachte keine Klarheit. Ebenso blieben eine Anpassung der antituberkulösen Medikation sowie eine begleitende Dexamethason-Gabe ohne therapeutischen Erfolg. Unterstützt durch symptombezogene Begleitbehandlung in Gestalt von physiotherapeutischer Beübung und einer neurologischen Anschlussheilbehandlung, stellte sich im mehrmonatigen Verlauf letztendlich eine klinisch und radiologisch erhebliche Befundbesserung ein.

    Zusammenfassung Im Rahmen von ausgedehnten Tuberkuloseinfektionen können parainfektiöse Symptome auftreten, deren differentialdiagnostische Abklärung erschwert sein kann. Im vorliegenden Fall blieb der pathophysiologische Hintergrund der ausgedehnten (v.a. Hinterstrang-)Myelitis unklar. Unterstützt durch symptombezogene Therapieansätze ergab sich letztlich aber eine erhebliche Befundbesserung. Auf Grund der Komplexität und Seltenheit solcher Manifestationen sollten die betroffenen Patienten in Spezialzentren aufgenommen werden.


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    Publication History

    Article published online:
    18 March 2025

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