Klin Padiatr 2025; 237(02): S27
DOI: 10.1055/s-0045-1802540
Abstracts
Seltene Lungenerkrankungen

Säugling mit chronischer Tachydyspnoe und Hypoxämie nach Infekt

U Jarmola
1   Abt. Päd. Pneumologie, Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret, Darmstadt, Deutschland
,
S Jerkic
2   Abt. Pneumologie, Allergologie, Infektiologie und Gastroenterologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinikum Frankfurt a.M.
,
S Becker
1   Abt. Päd. Pneumologie, Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret, Darmstadt, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Fallbericht: Ein bis dato in der Entwicklung unauffälliger Säugling wurde im Alter von 6 Monaten mit Tachydyspnoe, Einziehungen und Sättigungsabfällen stationär eingewiesen und bei V.a. Pneumonie antibiotisch mit Ampicillin/ Sulbactam und Clarithromycin, sowie mit Salbutamolinhalationen und Sauerstoffgaben behandelt. Im Verlauf persistierte die Tachydyspnoe und es bestand eine chronische milde Hypoxämie mit SaO2 Werten von 90–92% im Schlaf bei unauffälligen Blutgasanalysen, weshalb das Kind mehrfach stationär überwacht wurde, Sauerstoffgaben erfolgten nicht. Echokardiographisch war ein minimaler Perikarderguss nachweisbar. Die Multiplex-PCR aus dem nasopharyngealen Abstrich erbrachte den Nachweis von Bocavirus-DNA, Rhinovirus-RNA und Pneumokokken, sowie serologischen Antikörpernachweis gegen Adenoviren. Die Bronchoskopie, der Schweißtest und die Immundiagnostik waren unauffällig, im CT-Thorax fielen milchglasartige Verdichtungen im Mittellappen sowie zentrale Infiltrate auf. Aufgrund des tomographischen Aspektes wurde die Verdachtsdiagnose einer neuroendokrinen Hyperplasie des Kindesalters (NEHI) gestellt.

    Hintergrund: Die NEHI gehört zu den diffusen parenchymatösen Lungenerkrankungen des frühen Kindesalters und betrifft Kinder im Alter von<2 Jahren. Klinisch typisch sind der schleichende Beginn mit Tachydyspnoe, Knisterrasseln, sowie eine chronische Hypoxämie. Neben der klinischen Symptomatik ist die Bewertung von typischen tomographischen Aspekten in der CT-Thorax für die Diagnosestellung entscheidend. Die Therapie erfolgt supportiv, die Erkrankung verläuft selbstlimitierend.

    Fazit: Tachydyspnoe und eine persistierende Hypoxämie, auch wenn nur milde ausgeprägt, sollten Anlass für eine erweiterte pneumologische Abklärung sein. Die Abgrenzung der prognostisch günstigen NEHI von anderen schwer verlaufenden parenchymatösen Lungenerkrankungen ist wichtig für die Prognose und Beratung der betroffenen Familien.


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    28. Februar 2025

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