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DOI: 10.1055/s-0045-1802271
„Let's talk about sex“ – ein Peer-Projekt rund um Sexualität, Verhütung und sexuell übertragbare Infektionen (STI) für Schulen
Hintergrund: Obwohl Sexualität für junge Menschen eine schöne Erfahrung im Leben ist, bestehen Risiken, z.B. Infektionen mit STI oder ungewollte Schwangerschaften. Das Internet und Social Media werden oft als Informationsquelle genutzt, allerdings sind diese häufig nicht qualitätsgesichert.
Die signifikante Zunahme von STIs in Deutschland, verdeutlicht ihre Verbreitung. Laut dem Robert Koch-Institut haben sich im Jahr 2022 über 16.500 Menschen mit Hepatitis B infiziert – eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2022 wurde ein neuer Höchststand von 8.300 Syphilis-Neuinfektionen verzeichnet, etwa 300.000 Personen infizierten sich mit Chlamydien.
Unter dem Motto „Let’s talk about sex“ bieten wir Schüler/-innen ab 15 Jahren ein fachliches und didaktisches Ausbildungsprogramm zum Peer Educator an. Die Peer Educator entwickeln Unterrichtseinheiten und Projekte für Gleichaltrige. Dank ihrer gleichwertigen Beziehung zu den Jugendlichen, ihrer Fähigkeit die Sprache ihrer Altersgenossen zu sprechen und ihrem Verständnis für deren Probleme, werden sie zu wichtigen Ansprechpartnern, besonders bei diesen sensiblen Themen.
Ziel: Die Vermittlung von Fachwissen zu den Themen Sexualität, Verhütung, STI und Kommunikationstechniken sowie sexualpädagogische Methoden, um Jugendliche zu kompetenten Multiplikatoren und Ansprechpartnern auszubilden. Ein weiteres Ziel ist die niederschwellige Aufklärung von Schülerinnen und Schülern, durch Gleichaltrige im vertrauensvollen Rahmen. Diese Maßnahmen können einen Beitrag zur Senkung der Inzidenz und Prävalenz von STI sowie ungewollten Schwangerschaften leisten.
Umsetzung: Nach einem Informationsabend für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern, nahmen die Peer Educator an drei Nachmittagsworkshops sowie an einem Wochenende teil. Folgende Themen wurden dabei behandelt:
Sexualität und Körperaufklärung, Verhütung, STI, sexuelle Gewalt, sexuelle Orientierung, Werte in der Sexualität, Projektplanung und gruppendynamische Fragestellungen. Anschließend haben die Peer Educator fünf Unterrichtseinheiten in verschiedenen Klassen umgesetzt. Die Peer Educator sowie die Klassen, die sie unterrichten haben, wurden anhand von Fragebögen befragt. Das Peer-Projekt wurde achtmal in über 15 Jahren im Landkreis Ludwigsburg durchgeführt.
Diskussion: Bei der letzten Befragung 2024 fanden von 256 unterrichteten Schüler/-innen im Alter von 12 bis 18 Jahren 79% das Projekt gut/sehr gut. Die eingesetzten Medien und Spiele haben zwei Drittel der Schüler/-innen sehr gut/gut gefallen. 87% fanden, dass die Peer Educator die Informationen sehr gut/gut vermittelt hatten. 44% der Schüler/-innen fühlten sich nach der Veranstaltung besser informiert. Ein Viertel gab an, jetzt Verhütungsmittel besser anwenden zu können und einem Viertel fällt es nun leichter, über Sexualität zu sprechen. Acht von zehn Befragten fanden es gut, dass Gleichaltrige in der Schule eine Unterrichtseinheit zu den obengenannten Themen gestalten. Die Peer Educator empfanden verbessertes Wissen, mehr Selbstbewusstsein und offenerer Umgang mit den Themen als Gewinn aus dem Projekt. Alle würden bei so einem Projekt nochmal mitmachen. Die Selbsteinschätzung bezüglich ihres Wissens hat sich stark verbessert und auch das abgefragte Wissen hat sich erweitert – beispielsweise nannten die Peer Educator zu Beginn im Schnitt fünf STI, zum Schluss waren es zehn. Chlamydien kannten zu Beginn nur 25%, am Ende 82%. Nach der Ausbildung kannten die Peer Educator mehr Verhütungsmittel.
Die Befragungsergebnisse waren ähnlich erfolgreich bei allen Durchführungszyklen des Projektes. Dieses Konzept kann für verschiedene Schulen oder Jugendhäuser umgesetzt werden. Materialien stehen zur Verfügung.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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