Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S98
DOI: 10.1055/s-0045-1802090
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Infektionsschutz – Erfahrungswerte für die Praxis
11:00 – 12:30

„Das Wandern ist des Müllers Lust – aber nicht mit Erbrechen und Durchfall“ – Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Untersuchung lebensmittelassoziierter Ausbruchsgeschehen

U Messelhäußer
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Dienststelle Oberschleißheim, Sachgebiet PL2 (Schwerpunktaktivitäten, Fachgruppe Zoonosen, Krisenmanagement), Oberschleißheim
,
K Katz
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Dienststelle Oberschleißheim, Sachgebiet GI-TFI2 (Infektionsepidemiologie und Surveillance, Daten- und Modellierungsunit), Oberschleißheim
,
S Hörmansdorfer
3   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Dienststelle Oberschleißheim, Sachgebiet GI2 (Public Health Microbiology), Oberschleißheim
,
S Huber
4   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Dienststelle Oberschleißheim, Sachgebiet GI1 (Hygiene), Oberschleißheim
,
M Wenning
5   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Dienststelle Oberschleißheim, Sachgebiet LH3 (Lebensmittelhygiene, -histologie, Allergene und Futtermittelmikrobiologie), Oberschleißheim
,
G Schulze
6   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Dienstsitz Erlangen, Sachgebiet LH3 (Lebensmittelhygiene, -histologie, Allergene und Futtermittelmikrobiologie), Erlangen
› Institutsangaben
 
 

    Hintergrund: Die erfolgreiche Untersuchung lebensmittelassoziierter Ausbruchsgeschehen setzt immer die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Berufsgruppen voraus und ist damit ein gutes Beispiel für den One Health-Ansatz im Bereich der amtlichen Überwachung. Am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) arbeiten deshalb im Rahmen der sog. „Ausbruchskoordination“ die Bereiche der Infektiologie, Infektionsepidemiologie, der Lebensmittel- und Wasserhygiene sowie der Fachgruppe Zoonosen sehr eng zusammen, um die Behörden vor Ort auch bei eher ungewöhnlichen, vermutlich lebensmittelassoziierten Ausbruchsgeschehen optimal fachlich beraten und unterstützen zu können.

    Umsetzung: Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit soll an zwei Beispielen aktueller Ausbruchsgeschehen, einem Salmonella Virchow-Ausbruch in Zusammenhang mit einem italienischen Restaurant und einem Norovirus-Ausbruch auf einer DAV-Berghütte dargestellt werden. Beide Ausbruchsgeschehen zeigen deutlich, dass eine zeitnahe Zusammenführung der Ergebnisse aus den epidemiologischen Untersuchungen (u. a. Befragungsergebnisse der Patienten) mit den Laborergebnissen aus dem Human-, Lebensmittel- und ggf. auch Trinkwasserbereich zwingend erforderlich ist, da aus den einzelnen Ergebnissen ggf. fachlich zwar korrekte, aber für die vorliegende Situation unzutreffende Schlüsse gezogen werden. So ist beispielsweise für den Nachweis von Lebensmittelinfektionserregern in unterschiedlichen Lebensmittelmatrices nicht immer die Kontamination durch einen symptomlosen Ausscheider in der betroffenen Betriebsstätte ursächlich, auch wenn es auf den ersten Blick danach aussieht. Ebenso muss ein positiver Nachweis von Infektions- oder Toxiinfektionserregern in einem Lebensmittel nicht zwangsläufig Hinweise auf die Ausbruchsursache liefern.

    Diskussion: Ein frühzeitiger Informationsaustausch und eine enge Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Disziplinen verhindert einen zu engen Blickwinkel, voreilige Schlüsse und führt im Regelfall dazu, dass ein vermutlich lebensmittelassoziiertes Ausbruchsgeschehen zeitnah gestoppt werden kann, auch wenn es nicht immer möglich ist, die Ursache eindeutig zu identifizieren und am Ende ggf. auch mehrere mögliche Szenarien als wahrscheinlich eingestuft werden müssen.


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    11. März 2025

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