Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S88-S89
DOI: 10.1055/s-0045-1802070
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Aus- und Fortbildung
11:00 – 12:30

Training zur Methodik von In(tra)- und After-Action-Reviews (IAR/AAR) während oder nach epidemisch bedeutsamen Lagen im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), Verbundprojekt ILEAs

A Wolter
1   Fachgebiet für Krisenmanagement, Ausbruchsuntersuchungen und Trainingsprogramme, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut, Berlin
,
M Schöll
1   Fachgebiet für Krisenmanagement, Ausbruchsuntersuchungen und Trainingsprogramme, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut, Berlin
,
U Rexroth
1   Fachgebiet für Krisenmanagement, Ausbruchsuntersuchungen und Trainingsprogramme, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut, Berlin
,
M an der Heiden
1   Fachgebiet für Krisenmanagement, Ausbruchsuntersuchungen und Trainingsprogramme, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut, Berlin
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    Hintergrund: Das wiederholte Auftreten von Gesundheitskrisen in Form von epidemisch bedeutsamen Lagen stellt den ÖGD immer wieder vor Herausforderungen. Eine wirksame Bereitschaftsplanung beinhaltet den kontinuierlichen Prozess des Lernens aus den Erfahrungen während und nach Krisen. Erfahrungsgemäß fällt das Lernen aus Krisen häufig schwer, sei es mangels personeller und/oder finanzieller Ressourcen, mangels entsprechender Prioritätensetzung oder mangels anwendungsorientierter Vorlagen bzw. Trainings. In dem vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Verbundprojekt ILEAs (Institutionelles Lernen aus epidemisch bedeutsamen Lagen) sollen angesichts dieser Herausforderungen in enger Kooperation von Praxis und Wissenschaft institutionelle Lernprozesse im ÖGD gefördert werden (1). Die internationalen Gesundheitsbehörden schlagen als Methodik die Durchführung von In(tra)-Action-Reviews (IAR) während und After-Action-Reviews (AAR) nach Beendigung einer Krise vor (2,3). IAR und AAR sind darauf ausgelegt, Herausforderungen und Lücken, aber auch gute Praxisbeispiele einer Reaktion auf eine epidemisch bedeutsame Lage zu identifizieren und Handlungsempfehlungen bzw. Lösungsvorschläge auszuarbeiten.

    Umsetzung: Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die IAR-AAR-Methodik als Training für den ÖGD aufbereitet. Das Trainingspaket besteht aus einem 2-tägigem Grundlagentraining in Präsenz und einem darauf aufbauendem dreistündigen virtuellem Peer-Review-Workshop. Das Trainingspaket wird jeweils einmal im Jahr 2024 und 2025 angeboten.

    Das Grundlagentraining umfasst am ersten Tag die Einführung in Lernprozesse, Methodik und Konzeption und am zweiten Tag die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von IAR und AAR. Im Rahmen des Peer-Review-Workshops können die Teilnehmenden ihr erworbenes Wissen praktisch anwenden, indem sie einen eigenen IAR oder AAR konzipieren und sich diesen durch kollegiale Beratung gegenseitig vorstellen, kritisch analysieren und weiterentwickeln.

    Das Grundlagentraining ist interaktiv gestaltet und beinhaltet Elemente der Einzelarbeit, Partner:innenarbeit sowie Gruppenarbeit. Es werden Räume geschaffen, um den Austausch von Erfahrungen zu fördern und den Wissenstransfer in die Praxis zu ermöglichen. Das theoretisch erworbene Wissen wird durch die Anwendung auf von den Teilnehmenden selbst ausgewählten Praxisbeispiele verfestigt.

    Zielgruppe sind Mitarbeitende im ÖGD, die im Bereich Infektionsschutz oder Krisenmanagement tätig sind (z.B. Amtsärzt:innen, wissenschaftliche Mitarbeitende). Es stehen für beide Veranstaltungen 20 Plätze zur Teilnahme zur Verfügung. Zusätzlich werden zwei Personen den Prozess beobachten, sodass das Konzept nach seiner Durchführung für das zweite Training im April 2025 optimiert werden kann.

    Diskussion: Bereits in der COVID-19-Pandemie wurden IAR und AAR in Deutschland vereinzelt durchgeführt (4, 5). Dies hat den Bedarf für deutschsprachiges Trainingsmaterial und Vorlagen zur Methodik verdeutlicht. Das vorliegende Training stellt Handwerk zur Verfügung, um die Umsetzung institutioneller Lernprozesse zu vereinfachen. Zusätzlich sollen während der Projektlaufzeit bis 2026 gemeinsam mit und für den ÖGD ein Methodenhandbuch und ein E-Learning entwickelt werden. Die Nachhaltigkeit der Projektergebnisse soll über die Strukturen der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (AÖGW) und des RKI sichergestellt werden.


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    Publication History

    Article published online:
    11 March 2025

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