Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S86
DOI: 10.1055/s-0045-1802066
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Sitzung 4
11:00 – 12:30

Etablierung von internen Krisenstrukturen mittels Durchführung eines Planspiels als Übung im Gesundheitsamt Böblingen

E Lorenz
1   Gesundheitsamt Böblingen, Böblingen
,
S Meyer
1   Gesundheitsamt Böblingen, Böblingen
,
A Leher
1   Gesundheitsamt Böblingen, Böblingen
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass die Gesundheitsämter in Deutschland auf Pandemien oder andere Krisenlagen nur wenig vorbereitet sind. In Anbetracht der aktuell „unsicheren“ politischen Lage und des Klimawandels sind Krisen jedoch allgegenwärtig. Dies beschäftigt auch den Landkreistag Baden-Württemberg im Positionspapier „Gesundheitsämter krisenfest machen“ von Januar 2024. Um diese Herausforderungen im Landkreis Böblingen zukünftig besser bewältigen zu können soll das Thema Krisenmanagement im Gesundheitsamt weiter vorangetrieben werden.

    Besondere Lagen wie Stromausfall, IT-Ausfall, biologische Gefahrenlagen oder Pandemien, Trinkwasserverunreinigungen, aber auch Personalausfälle durch hohe Krankheitswellen haben Auswirkungen auf die internen Abläufe eines Gesundheitsamtes und dadurch auch auf die Bevölkerung. Daher ist es ein Ziel des Gesundheitsamtes Böblingen Krisenstrukturen so zu etablieren, dass es im Falle einer besonderen Lage schnell und effizient reagieren kann. Dazu gehört die Ausarbeitung von Notfallplänen aber auch regelmäßige Übungen z.B. in Form von Planspielen. Im Jahr 2024 wurde erstmals eine Übung als Testlauf für zukünftige Übungen konzipiert und durchgeführt. Sie dient als zusätzliche Grundlage für die Erstellung und Weiterentwicklung von Notfallplänen und die Krisenfestigkeit des GA.

    Umsetzung: Das Szenario für die Übung war ein Masernausbruch in einer Gemeinschaftsunterkunft. Der Zeithorizont betrug viereinhalb Stunden. Zwei Mitarbeiterinnen leiteten abwechselnd die Aufgabenstellungen und führten ein Beobachtungsprotokoll zur Übung, welche als Planspiel stattfand.

    Die Übung teilte sich in drei Phasen. In Phase eins traf sich das gesamte Infektionsschutz-Team zur Besprechung der Lage, Festlegung von Maßnahmen und benötigten Ressourcen. In Phase zwei wurde die Amtsleitung informiert, die den internen Krisenstab einberief. Der Krisenstab bestand aus allen Sachgebiets- und Bereichsleitungen im Amt und hatte die Aufgabe, eine Lagebewertung durchzuführen und nötige Maßnahmen zu beschließen. Hierzu gehörten die Personal- und Ressourcenplanung, die Zusammenstellung von unterstützenden Teams sowie die Auftragserteilung. In Phase drei der Übung wurden die durch den Krisenstab definierten Teams einberufen und mit den zuvor beschlossenen Aufgaben beauftragt. Von den Teams sollte ein theoretischer Skizzenplan über die nötigen Handlungsschritte und benötigten Materialien sowie eine Zeitkalkulation für den erhaltenen Auftrag erstellt werden. Die Evaluation fand am Ende mit allen Teilnehmern mittels Umfrage-Tool und mit einigen Teilnehmern in Schlüsselpositionen als Gespräch statt.

    Diskussion: Anhand dieser Pilot-Übung konnten wichtige Faktoren identifiziert werden, die bei der Erstellung eines Krisenplans und zukünftigen Übungen beachtet werden müssen. Es stellte sich heraus, dass für eine Übung die Zeitplanung großzügiger gestaltet werden sollte, besonders in der Anfangsphase des Übungsbetriebs.

    Daneben zeigte sich, dass eine vollständige Informationsweitergabe und eine einheitliche Dokumentation essentiell sind. Alle wichtigen Informationen für die beteiligten Personen müssen zentral zugänglich sein.

    Weitere Herausforderungen bestanden bei den Arbeitsabläufen des internen Krisenstabes, da wenig bis keine Vorerfahrung in diesem Bereich vorhanden war. Dies soll durch regelmäßige Schulung der internen Krisenabläufe verbessert werden.

    Aus der Übung ging außerdem hervor, dass zukünftige regelmäßige Übungen in kleinerem Rahmen und in einzelnen Teams geplant und durchgeführt werden sollten.

    Die gesammelten Erkenntnisse werden in die weitere Krisenplanung des Gesundheitsamtes einfließen.

    Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass eine Übung zur Etablierung von internen Krisenstrukturen ein wichtiger Baustein sein kann. Vorhandene Notfallpläne können überprüft und Abläufe trainiert werden.


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    Publication History

    Article published online:
    11 March 2025

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