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DOI: 10.1055/s-0045-1802058
Identifikation aktueller Bedarfe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes im Bereich Klimawandel und Gesundheit
Einleitung: Die Gesundheit der Bevölkerung vor den Folgen des Klimawandels zu schützen, ist eine wichtige und wachsende Aufgabe für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in Deutschland. Hieraus ergeben sich neue inhaltliche und strukturelle Bedarfe für die Arbeit des ÖGD. Im Bereich Klimawandel und Gesundheit gibt es derzeit eine deutliche Zunahme von Aktivitäten, die eine wichtige Rolle für den ÖGD spielen, einschließlich der Entwicklung neuer Strategien, Akteure und Gremien. Um vor diesem Hintergrund die wachsende Landschaft zur Unterstützung und Förderung der Arbeit des ÖGD in Deutschland bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und zu gestalten, ist es notwendig die aktuellen Bedarfe des ÖGD zum Thema Klimawandel und Gesundheit zu kennen.
Methodik: Die Geschäftsstelle für Klimawandel und Gesundheit des Robert Koch-Instituts (RKI) identifizierte zunächst in einem Stakeholder-Mapping Institutionen, Netzwerke und Fachpersonen an der Schnittstelle von Klimawandel und Gesundheit und dem ÖGD. Hierbei stand – im Sinne eines qualitativen Forschungsansatzes – eine möglichst breite Meinungsvielfalt und Repräsentation diverser Akteure im Vordergrund. Das Projektteam führte in der zweiten Jahreshälfte 2023 explorative leitfadengestützte Fachgespräche, Gruppendiskussionen und Hintergrundgespräche durch. Beteiligt wurden Mitarbeitende aus allen Ebenen des ÖGD und Fachpersonen weiterer relevanter Institutionen. Die anschließende Kondensierung der anonymisierten Gesprächsinhalte orientierte sich an der qualitativen Inhaltsanalyse. Die Ergebnisse wurden mit den Resultaten weiterer Umfragen des RKI abgeglichen.
Ergebnisse: Ein Schwerpunkt bei den von den Fachpersonen geäußerten Bedarfen des ÖGD lag thematisch im Bereich Hitze, gefolgt von Steckmücken-übertragenen Erkrankungen, wasserbürtigen Infektionen und Intoxikationen sowie Extremwetterereignissen. Strukturell wurden Bedarfe an (i) Informationen als Grundlage für Aktivitäten und Politikberatung („Evidence for action“), (ii) Bedarfe im Kontext Ermächtigung zur Mitwirkung des ÖGD im Kontext Klimawandel und Gesundheit („Empowerment“) (u.a. auch durch Schaffung eines klaren rechtlichen Handlungsrahmens), (iii) Bedarfe bezüglich einer Verbesserung der Gesundheitsberichterstattung und des Gesundheitsmonitorings und (iv) Informationsmaterial für die Bevölkerung geäußert. Auch die Bedeutung des fachlichen Austauschs, der Aufbau auf bereits bestehenden Ressourcen und einer strukturierten Verbreitung von Guten-Praxis-Beispielen aus dem ÖGD wurden betont.
Diskussion: Die Projektergebnisse bieten eine wichtige Grundlage, um existierende und geplante Aktivitäten zu Klimawandel und Gesundheit auf den verschiedenen Ebenen des ÖGD bestmöglich an den aktuellen Bedarfen auszurichten. Aktuelle Projekte des RKI sollen hierzu beitragen, u.a. durch die Erweiterung der Gesundheitsberichterstattung um klimabedingte Gesundheitsaspekte und die Bereitstellung von Informationsmaterial für verschiedene Zielgruppen. Im Rahmen der Umsetzung der Ergebnisse ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren unter Berücksichtigung ihrer Rollen und Zuständigkeiten und der prioritären Bedarfe erforderlich.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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