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DOI: 10.1055/s-0045-1802036
Gesundheitliche Entwicklung von Kindern im Vorschulalter. „Zusammenhang zwischen der gesundheitlichen Entwicklung von Kindern und elterlichem Bildungsstand.“
Authors
Einleitung und Ziel: Die Studienlage zur Kinder- und Jugendgesundheit weist darauf hin, dass familiäre Bildungsferne neben sozialer Benachteiligung zu einer mangelnden allgemeinen Gesundheitskompetenz und dadurch auch oft zu Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen führt. Fehlendes Wissen um Trainingseffekte im Spracherwerb und mangelnde elterliche Sprachkompetenzen bedingen auch Sprachrückstände bei Kindern, wenn ausgleichende Förderung ausbleibt. Die KIGGS-Studie Welle 2 des RKI (2014-2017) bestätigt, dass Heranwachsende mit niedrigem sozioökonomischen Status (SES) im Gegensatz zu denen mit höherem SES auch häufiger gesundheitliche Beeinträchtigungen aufweisen. Besonders in den frühen Phasen des Wachstums und der körperlichen Entwicklung sind gesundheitsfördernde Maßnahmen für Kinder daher besonders wichtig (vgl. KIGGS o.D.). Die Kinder- und Jugendärztlichen Dienste haben dabei eine wichtige steuernde Funktion. Ziel ist es, den erwartbaren Zusammenhang zwischen der gesundheitlichen Entwicklung der Einschüler:innen und der Bildung der Eltern anhand der kommunalen Daten der Schuleingangsuntersuchungen (SEU) zu beschreiben.
Methodik: Die Daten der SEU, schulärztliche Untersuchungsbefunde plus SOPESS-Auswertung (Sozialpädiatrisches Entwicklungsscreening für Einschüler.Innen) und freiwillig überlassene Sozialdaten der Schüler:inneneltern, wurden dem Landeszentrum Gesundheit (LZG.NRW) anonymisiert übermittelt und anschließend als deskriptive Darstellung abgerufen. Für die Beantwortung der Forschungsfrage wurden Daten aus den Bereichen mindestens eine Auffälligkeit im SOPESS, Übergewicht sowie Sprach- und Sprechauffälligkeiten herangezogen. Die Auswertung erfolgt jahresbezogen (Jahre: 2019, 2020, 2022 und 2023); zeitliche Verläufe werden dargestellt. Darüber hinaus erfolgt zum Teil eine getrennte Visualisierung der Ergebnisse für Mädchen und Jungen. Zudem werden die einzelnen Bereiche in Beziehung zum Bildungsindex gesetzt.
Ergebnisse: Im Kreis Herford zeigt die Analyse der Daten der SEU bis zum Jahr 2023, dass Kinder aus bildungsfernen Familien unabhängig von der Erstsprache deutlich mehr Defizite in der Sprachentwicklung haben, als solche aus mittlerem und hohem Bildungsniveau. Im Geschlechtervergleich ist der Sprachstand der Mädchen insgesamt als besser bewertet. Mädchen zeigen auch im Gesamtüberblick der abgeprüften Entwicklungsbereiche im SOPESS bei Bildungsferne vorschulisch bessere Ergebnisse als Jungen. Zudem ist erkennbar, dass Mädchen im Einschulungsalter häufiger über eine altersgerechte Körperkoordination verfügen als Jungen. Defizite zeigen sich auch hier deutlich in Bildungsabhängigkeit. Bei Betrachtung des Körpergewichts als weiterem Indikator gesunder körperlicher Entwicklung zeigt sich im Jahr 2023 ein deutlicher Anstieg des Anteils übergewichtiger Kinder aus Familien mit niedrigem Bildungsindex.
Diskussion und Ausblick: Bei zunehmendem Bedarf an vorschulischer Sprachförderung im Kreis Herford wurden im Zuge der Erarbeitung kommunaler Präventionsketten Sprachcamps für Vorschulkinder etabliert. Ob diese eine Sprachverbesserung bei Einschüler:innen auch auf Dauer begründen lassen, bleibt nachzuweisen. Regelmäßiges Vorlesen im familiären Rahmen verbessert ebenfalls nachweislich die Sprachkompetenz von Kleinkindern und trägt zur Sprechmotivation der Kinder bei. Prävention und aufklärende Angebote im Kreis Herford sollen für diese Thematik Transparenz schaffen. Angebote für mehr Bewegung und Spielzeit, sind neben zuckerfreier Ernährung die Hauptfaktoren zur Gewichtsregulierung und Vorbeugung chronischer Erkrankungen im Erwachsenenalter sowie unabdingbare Grundlagen für Lern- und Sozialkompetenz und die psychische Gesundheit der Heranwachsenden.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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