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DOI: 10.1055/s-0045-1802018
Die Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) als wichtiges Vernetzungsgremium im föderalen Impfwesen – Beispiele für aktuelle Impulse aus der 8. Nationalen Impfkonferenz 2024 in Rostock für die zukünftige Arbeit unter dem neuen Vorsitz NRW
Hintergrund: Das Impfwesen in Deutschland zeichnet sich durch eine komplexe föderale und nationale Struktur aus. Seit der 1. Nationalen Impfkonferenz (NIK) 2009 wird die Konferenz auf Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) alle zwei Jahre von einem oder zwei Bundesländern ausgerichtet. Im Rahmen der 1. und 2. NIK wurde der Nationale Impfplan (NIP) erarbeitet. Der NIP bot erstmals eine übersichtliche Darstellung des Impfwesens, bestehender Impfziele und gemeinsamer Vorschläge für ein verbessertes Impfangebot. Ein Kernelement des NIP war die Gründung eines Bund-Länder-Gremiums, das die Umsetzung und Weiterentwicklung des NIP begleitet: Die von der GMK eingesetzte Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) wurde im Jahr 2016 gegründet. In ihr sind die Gesundheitsministerien der Länder und des Bundes, die nationalen Fachbehörden, die Ständige Impfkommission (STIKO), die Ärzteschaft und die Krankenkassen auf nationaler Ebene vertreten. Neben der fachlichen Kompetenz gehören Transparenz und Industrieunabhängigkeit zu wesentlichen Merkmalen der NaLI. Das Bundesland, das die nächste NIK ausrichtet, übernimmt zugleich auch den Vorsitz. Damit wird eine enge Verzahnung von NIK und NaLI sowie dem NIP gewährleistet.
Jede NIK ermöglicht einen breiten Austausch zu aktuellen Impfthemen und regionalen Good-Practice-Beispielen unter Beteiligung des ÖGD, der niedergelassenen Ärzteschaft, der STIKO, der Wissenschaft, weiterer wichtiger Impfakteure und der Politik. Die Ergebnisse der NIK fließen direkt in die Arbeit der NaLI ein. So hat die NaLI bereits einige Impulse aus früheren NIK und aus dem NIP erfolgreich bearbeitet: die Verbesserung der Impfausbildung im Medizinstudium durch Mitarbeit am neuen Lernzielkatalog, die Förderung von Impfangeboten des ÖGD und der Arbeitsmedizin durch Unterstützung einer vereinfachten Abrechnung. Als Beitrag zur NIP-Aktualisierung erfüllt sie über ihre Website www.nali-impfen.de auch eine Lotsenfunktion im komplexen Impfwesen.
Methodik: Impulse der 8. NIK werden für die Arbeit der NaLI ausgewählt.
Ergebnis:
Anregungen für die NaLI:
1. Sichtbarkeit und Aktualität des NIP: Die NaLI plant in einer Arbeitsgruppe die Weiterentwicklung nationaler Impfziele u.a. in Anlehnung an die European Immunization Agenda 2030.
2. Weiterentwicklung und Veröffentlichung des NaLI-HPV-Impfkonzepts: Auf der 8. NIK wurde der aktuelle Stand des NaLI-Konzepts zur Förderung des HPV-Impfwissens und zur Verbesserung des HPV-Impfschutzes vorgestellt. Der aktuelle Entwurf enthält Verbesserungsvorschläge wie verstärkte zielgruppenspezifische Impfaufklärung (z.B. in Schulen), Verbesserung der Datenlage, breite, gemeinsame Aufklärungsaktionen (z.B. ein HPV-Jahr 2028). Eine baldige konsentierte Veröffentlichung sowie kontinuierliche Weiterentwicklung auf der NaLI-Website sind vorgesehen.
3. Unterstützung bei der individuellen Arzt-Patienten-Impfkommunikation: Auf der 8. NIK wurden erste positive Effekte des empathischen „Motivational Interviewing“ vorgestellt. Wichtig ist, eine informierte und freiwillige Impfentscheidung zu erreichen. Die NaLI unterstützt diesen Ansatz und ihre Geschäftsstelle kooperiert mit dem RKI bei einer aktuellen Studie dazu.
4. Förderung der (digitalen) Impferinnerung: Impfungen werden häufig vergessen, wie der relativ hohe Anteil unvollständiger Impfungen zeigt. Die NaLI setzt sich für eine Verbesserung verschiedener Impferinnerungssysteme über Ärzteschaft, Krankenkassen oder ÖGD ein.
Fazit und Ausblick: Die Zusammenarbeit in der NaLI ist ein bewährtes und wichtiges Netzwerk im überwiegend föderalen Impfwesen in Deutschland. Es fördert die gemeinsame wissenschaftlich fundierte Impfaufklärung, die Verbesserung der Impfakzeptanz sowie den Abbau von (strukturellen) Impfhindernissen.
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Publication History
Article published online:
11 March 2025
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