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DOI: 10.1055/s-0045-1801969
Digitalisierung überall? Ergebnisse aus einem bundesweiten Survey zur Inanspruchnahme der Digitalisierungsförderung aus dem Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst
Einleitung: Spätestens seit der Sars-CoV-2-Pandemie ist der Bedarf an digitaler Transformation im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) deutlich geworden. Im Rahmen des Paktes für den ÖGD werden von 2021 bis 2026 über 800 Millionen Euro für den Ausbau der Digitalisierung bereitgestellt. In mehreren Förderrunden können auch die ca. 380 Gesundheitsämter Fördermittel beantragen. Im ersten und zweiten Förderaufruf wurde zwar eine hohe Anzahl an Modellprojekten gefördert, jedoch stellten nicht alle Gesundheitsämter einen Antrag oder es wurden eingereichte Vorhaben nicht gefördert. Ein Forschungs- und Lehrprojekt der Hochschule Fulda in Kooperation mit dem Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises richtet daher den Blick insbesondere auf die nicht geförderten Gesundheitsämter. Ziel des Projekts ist neben der Identifikation dieser Gesundheitsämter die Analyse der Gründe für die nicht erhaltene Förderung sowie der Hürden und Bedarfe bei der Umsetzung von mehr Maßnahmen der Digitalisierung aus Sicht der Amtsleitungen.
Methoden: Unter Einbezug und Auswertung der Projektliste „Gesundheitsamt 2025“ des Bundesministeriums für Gesundheit wurden nicht geförderte Gesundheitsämter und weitere Rahmendaten identifiziert. Entlang einer umfassenden Literaturrecherche zur digitalen Transformation des ÖGD in Deutschland und zu internationalen Referenzmodellen wurde ein Online-Survey entwickelt. Die Durchführung der Befragung der Amtsleitungen ist für Herbst 2024 geplant. Die Ergebnisse werden deskriptiv analysiert und georeferenziert mittels eines Geographischen Informationssystems dargestellt, um regionale Unterschiede zu visualisieren.
Ergebnisse: Rund die Hälfte der Gesundheitsämter führen kein Modellprojekt durch. Unter Berücksichtigung der geringen Anzahl relevanter verfügbarer Literatur können bereits zentrale Barrieren bei den Digitalisierungsvorhaben des ÖGD beschrieben werden wie: Heterogene Zentralisierungsgrade zur Steuerung der Digitalisierung, nicht ausreichende Personalausstattung und bürokratische Hürden in der Antragsstellung. Unterschiedliche Zentralisierungsgrade könnten bei der Beantragung der Modellprojekte zu regionalen Unterschieden im föderalen System geführt haben. In Europa konnte Dänemark als Vorreiter der Digitalisierung im Öffentlichen Gesundheitswesen identifiziert werden. Die finalen Ergebnisse aus dem Online-Survey der Gesundheitsämter werden diese Erkenntnisse konkretisieren und ergänzen.
Diskussion: Das Projekt ermöglicht einen bundesweiten Einblick in die unteren Gesundheitsbehörden vor Ort und nimmt dabei insbesondere die Perspektive der Verantwortlichen zur zielgerichteten Digitalisierung von Gesundheitsämtern in den Blick. Während zu erwarten ist, dass ein großer Anteil der Gesundheitsämter einen Bedarf an digitaler Weiterentwicklung hat, wird diskutiert, warum zeitgleich ein relevanter Anteil der Gesundheitsämter keine direkte Digitalisierungsförderung aus dem Pakt für den ÖGD erhalten hat. Die Erkenntnisse können dazu beitragen, künftig Hürden und Bedarfe in der Praxis der Gesundheitsämter sachgerecht zu adressieren.
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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