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DOI: 10.1055/s-0045-1801897
Die Krankheitslast-Studie für Deutschland und seine Regionen: Datenupdates und Erweiterungen 2017–2022
Hintergrund: Im Rahmen eines Pilotprojekts zur Etablierung einer nationalen Krankheitslast- (oder Burden of Disease-) Studie für Deutschland wurden 2021 erstmals Indikatoren für das Berichtsjahr 2017 veröffentlicht. Krankheitslast wird auf Bevölkerungsebene definiert als verlorene Lebenszeit in Jahren. Sie wird gemessen über das Versterben an spezifischen Todesursachen und die noch zu erwartende statistische Restlebenserwartung (Years of life lost, YLL) und über die Lebensjahre, die Erkrankte oder Personen mit Unfällen durch gesundheitliche Einschränkungen verlieren (Years lived with disability, YLD). Die gemeinsame Maßeinheit (verlorener) Zeit ermöglicht, Krankheitslastursachen differenziert nach Alter, Geschlecht und Region miteinander zu vergleichen. Mit dem Summenmaß DALY (Disability-adjusted life years, = YLL + YLD) werden die durch eingeschränkte Gesundheit und Versterben verlorenen Lebensjahre zusammengefasst. DALY bilden eine valide Grundlage u.a. für die öffentliche Gesundheitsplanung und -politik. Ziel ist es, eine dauerhafte Krankheitslast-Studie mit regelmäßigen Datenupdates in Deutschland zu implementieren, um diesen Aspekt der Bevölkerungsgesundheit kontinuierlich zu erfassen und transparent darzustellen.
Umsetzung: Erstmals können nun für die Jahre 2017 bis 2022 Informationen zur Krankheitslast im Zeitverlauf bereitgestellt werden. Diese umfassen das gesamte Spektrum der Mortalität (60 Todesursachen), abgebildet durch den Indikator YLL, sowie mehr als 25 der wichtigsten Erkrankungen im Morbiditätsspektrum, dargestellt als YLD. Das Morbiditätsspektrum wurde neben den bisher erfassten Ursachen der Krankheitslast wie Krebsarten, Stoffwechsel-, Schmerz- oder psychischen Erkrankungen um weitere Krankheitsbilder erweitert, darunter Parkinson, Asthma, Arthrose, Vorhofflimmern und -flattern, Stürze sowie HIV. Damit konnten weitere Public Health relevante Erkrankungen in das System integriert werden. Diese Daten sind vollständig in das neu aufgebaute Health Information System des Robert Koch-Instituts (künftig des Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit) integriert. Es stehen damit Zeittrends und umfassende Informationen zur Krankheitslast nach Alter und Geschlecht für 96 Raumordnungsregionen Deutschlands zur Verfügung, die über mittlerweile fünf Visualisierungen umfassend abgebildet werden.
Diskussion: Die veröffentlichten Daten sind mit methodischen Hintergrundinformationen über diverse Formate inkl. Datendownload frei zugänglich. Sie bieten aufgrund der umfassenden Vergleichsmöglichkeiten eine wertvolle Grundlage für die Planung und Schwerpunktsetzung im Bereich der öffentlichen Gesundheit, insbesondere mit Blick auf Präventionsmaßnahmen, Gesundheitsförderung und die Ressourcenverteilung. Der vorliegende Beitrag stellt das aktuelle Datenupdate vor und gibt Einblicke in neue Forschungsansätze sowie methodische Herausforderungen, insbesondere die Weiterentwicklung der Abbildung kleinräumiger Daten mithilfe einer Small Area Estimation. Außerdem wird an einem Konzept gearbeitet, das die Erfassung der Krankheitslast durch den Klimawandel ermöglichen soll.
Diskutiert werden darüber hinaus Maßnahmen, um eine langfristige und breitere Nutzung der Daten zu fördern. Die Daten bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Neben der Schwerpunktsetzung in Politik und Verwaltung, können sie für die öffentliche und akademische Gesundheitsforschung sowie von Interessenverbänden und Medien breit genutzt werden.
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Publication History
Article published online:
11 March 2025
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