RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0044-1790688
Eine Patientinnenschätzung zur Frage „Welchen Betrag zahlt die Krankenkasse an die Geburtsklinik bei Termingeborenen?“
Im deutschen gesetzlichen Gesundheitssystem ist eine Entkoppelung des Leistungsbezuges von der Leistungshonorierung in den meisten Fällen Standard. Dies führt im klinischen Alltag zu unterschiedlichen Erwartungshaltungen bzgl. der medizinischen Versorgung. Während die Betrachtung der Qualität der Versorgung in den entsprechenden Zentren inzwischen als Standard angesehen werden kann, ist die monetäre Erwartungshaltung der Patientinnen in Deutschland kaum erfasst.Es stellt sich daher die Frage, wie Groß diese Diskrepanz ist.Um einen ersten Eindruck für diese Diskrepanz zu erhalten wurde die termingerechte, stationäre, komplikationsarme Einlingsgeburt gewählt. Hierdurch soll die Vorstellung der Klinikvergütung durch die Krankenkasse aus Sicht der jungen Eltern stichprobenartig erhoben werden.
Materialien & Methoden: Die stichprobenartige uni-zentrische, prospektive Patientinnen-Befragung von 10 konsekutiven Patientinnen wurde bei der 6-Wochen postpartalen Routineuntersuchung in der gynäkologischen Praxis durchgeführt. Der befragende Arzt war an den Geburtsvorgängen weder klinisch noch finanziell nicht beteiligt, die Daten zur Geburt wurden aus den entsprechenden Geburtsberichten bzw. Mutterpass erhoben.
Einschlußkriterien waren gesetzlicher Versicherungsstatus, Verständnis für die Fragestellung, stationäre, komplikationsarme Entbindung (i.e. Einlingsschwangerschaft,Spontanpartus+/-vaginal operative Unterstützung,sek.Sectio). Ausschlußkriterien waren Notsectio, prim. Sectio, privater Versicherungsstatus. Am Ende der Routineuntersuchung wurde die Patientin um eine Schätzung über die von der Krankenkasse erstatteten Kosten an das betreuende Klinikum gebeten.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter lag bei 31,8Jahren(min26/max40), die Parität lag bei 1,7Geburten(min1/max4) und die geschätzte Erstattung lag bei 6420€(min1200/max20000€) für alle Patientinnen. Jedoch kannte eine Patientin den Rechnungsbetrag aufgrund der Privatliquidation ihrer Schwester. Nach Ausschluss dieser Patientin ergab sich für die geschätzte Erstattung ein Betrag von 6966€(min1200/max20000€). Patientinnen mit Spontanpartus schätzen die Kosten höher((7600€) im vgl. zu den drei Patientinnen mit sekundärer Sectio(3667€).
Zusammenfassung: Übereinstimmend berichteten Patientinnen, dass sie sich zu diesem Thema keine Gedanken gemacht hatten. Die durchschnittliche Schätzung lag etwa 2,5fach über dem tatsächlichen Betrag für eine komplikationslose Normalgeburt. Trotz des sehr kleinen Stichprobenumfangs zeigt die Erhebung einen deutliches Informationsdefizit bzgl. der tatsächlichen Vergütung für die komplikationslose Spontangeburt in einer Klinik.
#
Interessenskonflikt
Ich erkläre als alleinige/r AutorIn, dass ich während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen oder persönlichen Verbindungen im oben genannten Sinne hatte.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
01. Oktober 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany