Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0044-1790117
Grüne Endoskopie – Die Bedeutung der Mobilität für die Reduktion von CO2-Emissionen
Authors
Einleitung: Die Endoskopie trägt einen relevanten Teil zu CO2-Emissionen im Gesundheitssektor bei. Dies betrifft insbesondere auch die indirekten Emissionen aus Lieferketten, Abfallentsorgung und Personentransport (Scope 3).
Ziele: Die CO2-Emissionen, die durch Mobilität von Patienten und Personal bei ambulanten Endoskopien in einem deutschen Maximalversorger entstehen, werden analysiert. Es wird deren Anteil an Scope 3 eingeschätzt und das CO2-Einsparpotenzial durch den Einsatz telemedizinischer Vorgespräche geprüft.
Methodik: Die Fahrstrecke und das Transportmittel von 260 ambulanten Patienten (300 Endoskopien) wurden zur Berechnung der CO2-Emissionen verwendet. Ergänzend wurde die Anfahrtsstrecke des medizinischen Personals erfasst. Mittels eines anonymen Fragebogens wurde evaluiert, welcher Anteil der Patienten ein digitales Aufklärungsgespräch aus welchen Gründen bevorzugt und wie relevant Emissionen dadurch reduziert werden können.
Ergebnis: 260 Patienten legten im Durchschnitt 79.3 km für zwei Termine zurück – das Aufklärungsgespräch und die Untersuchung ([Tab. 1]). Daraus resultieren 11.5 kg CO2e (CO2-Äquivalente) pro Untersuchung. Für das Personal wurde eine mittlere Fahrstrecke von 25.7 km/Tag mit 0,8 kg CO2e pro Untersuchung ermittelt. Damit sind 34.2% der Scope 3-Emissionen mobilitätsbezogen ([Tab. 2]). Diese können auf 30.2% gesenkt werden, wenn ein digitales Aufklärungsgespräch angeboten wird. Dies präferieren 37% der Patienten. Als Gründe für diese Entscheidung wurden u.a. "Zeitersparnis" (57%) und "Nachhaltigkeit" (23%) genannt. Die Kombination von zwei Untersuchungen (z.B. Gastroskopie und Koloskopie) an einem Termin reduziert – sofern entsprechend indiziert – die transportbedingten CO2-Emissionen um 13%.
|
Charakteristika |
Alle Patienten (n=260) |
Präferenz für ärztliches Aufklärungsgespräch |
|
|---|---|---|---|
|
Persönlich (n=164) |
Videokonferenz (n=96) |
||
|
Alter (Jahre), Mittel±SD |
59.6 ±15 |
60.2 ±11 |
53.8 ±12 |
|
Geschlecht (% weiblich/% männlich) |
47/53 |
60/65.5 |
40/34.5 |
|
Begleitung benötigt (%) |
20 |
25 |
6 |
|
Anfahrtszeit (min), Mittel* |
63.5 ±30 |
65.8 ±36 |
59.6 ±16 |
|
Anfahrtsstrecke (km), Mittel* |
79.3 ±73.1 |
75.9 ±60.2 |
85.2 ±80.1 |
*Hin- und Rückweg, zweifach.
|
Kategorie |
Persönliches Aufklärungsgespräch |
Videokonferenz* |
||
|---|---|---|---|---|
|
Patiententransport (kg CO2e/%) |
11.5 |
31.9 |
9.5 |
27.9 |
|
Personaltransport (kg CO2e/%) |
0.8 |
2.2 |
0.8 |
2.3 |
|
Scope 3, andere** (kg CO2e/%) |
23.7 |
65.7 |
23.7 |
69.5 |
|
Gesamt (kg CO2e/%) |
36.1 |
100.0 |
34.1 |
100.0 |
*Durchführung bei 37% der Patienten; ** nach Henniger et al. 2023
Schlussfolgerung: Die Mobilität der Patienten sollte bei Analysen von Aspekten der Nachhaltigkeit im Kontext ambulanter Endoskopien berücksichtigt werden, weil diese maßgeblich zu Scope 3-Emissionen beiträgt. Durch Angebote für ein telemedizinisches Aufklärungsgespräch können die CO2-Emissionen pro Untersuchung um 5.5% gesenkt werden. Den Patienten sollten beide Aufklärungsmöglichkeiten angeboten werden. Bei dem Gespräch sollte auch die Indikation für eine mögliche einzeitige Kombinationsuntersuchung geprüft werden.
Publication History
Article published online:
26 September 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
