Z Gastroenterol 2024; 62(09): e668
DOI: 10.1055/s-0044-1789803
Abstracts │ DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Neue klinische Aspekte bei MASLD Donnerstag, 03. Oktober 2024, 11:20 – 12:48, Seminarraum 6+7

MASLD ist eine häufige Komorbidität bei post-COVID-19 und mit schweren COVID-19-Verläufen und neurokognitiven Beeinträchtigungen assoziiert

S. Quickert
1   Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
F. Wagner
1   Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
K. Finke
2   Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
K. Katzer
1   Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
C. Lemhöfer
3   Institut für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
C. Puta
4   Institut für Sportwissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Deutschland
,
S. Stengel
5   Klinik für Neuropädiatrie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
A. Scherag
6   Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Datenwissenschaften, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
J.-C. Lewejohann
7   Klinik für Notfallmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
A. Stallmach
1   Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
P. A. Reuken
1   Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung: Das post-COVID-19-Syndrom (PCS) ist eine relativ häufige Komplikation nach einer SARS-CoV-2-Infektion, worunter ein sehr heterogenes Krankheitsbild mit mindestens 12 Wochen persistierenden Beschwerden zusammengefasst wird. Die zugrundeliegenden Pathomechanismen sind trotz intensiver Forschung kaum verstanden. Aufgrund des Hepatotropismus von SARS-CoV-2 können chronische Lebererkrankungen resultieren und eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung post-infektiöser Folgeerscheinungen spielen.

    Ziele: Ziel dieser Studie war, den Einfluss metabolischer Dysfunktion-assoziierter steatotischer Lebererkrankungen (MASLD) auf Patienten mit PCS zu untersuchen und Risikofaktoren abzuleiten.

    Methodik: In dieser retrospektiven Beobachtungsstudie wurden Patienten mit PCS (n=560), welche zwischen Juli 2020 und August 2022 in der Post-COVID-Ambulanz des Universitätsklinikums Jena vorstellig waren, eingeschlossen sowie gesunde Kontrollprobanden (n=103) ohne PCS und vorbekannte Lebererkrankungen zwischen November 2023 und Februar 2024 rekrutiert. Das Vorliegen einer Fettleber wurde mittels transienter Elastographie (CAP ≥248 db/m2) erfasst und um neuropsychologische Tests (Fatigue-Screening, MoCA) und Blutanalysen ergänzt.

    Ergebnis: Insgesamt wiesen 321/560 (57%) Patienten mit PCS eine MASLD auf, wobei signifikante Fibrosen (≥F2) mit 13% (40/321) einen geringen Anteil ausmachten. Damit ergab sich eine vergleichbare Prävalenz von MASLD zur Geschlechts- und BMI-adjustierten Kontrollgruppe (55/103, 53%, p=0,52). Risikofaktoren für MASLD waren neben Adipositas (Odds Ratio, OR 6,57; 95% KI 4,32-10,00, p<0.001), Diabetes mellitus (OR 5,61; 95% KI 2,16-14,53, p<0.001) und koronaren Herzerkrankungen (OR 4,38; 95% KI 1,49-12,86, p<0.001) schwere SARS-CoV-2-Infektionen mit Sauerstoffpflichtigkeit (OR 3,55; 95% KI 2,03-6,18, p<0.001). Weiterhin zeigte sich bei PCS-Patienten eine Assoziation von MASLD mit kognitiver Dysfunktion (MoCA < 26) (OR 1,75; 95% KI 1,17-2,60, p<0.01). Ebenso hatten Patienten mit PCS und MASLD höhere Konzentrationen systemischer Inflammationsmarker (Median: Ferritin 136,2 vs. 93,5 mg/l, CRP 2,0 vs. 1,3 mg/l, IL-6 2,7 vs. 2,5 pg/ml) im Vergleich zu PCS-Patienten ohne MASLD.

    Schlussfolgerung: Bei PCS-Patienten mit MASLD geht meist eine schwere SARS-CoV-2 Infektion voraus, die systemische Inflammation und mögliche Endorganschäden begünstigen kann. So zeigt sich ein höheres Risiko für ein chronisches Fatiguesyndrom bzw. kognitive Dysfunktionen.


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    Publication History

    Article published online:
    26 September 2024

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