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DOI: 10.1055/s-0044-1788519
Palliativversorgung und Entscheidungen am Lebensende bei Menschen islamischen Glaubens: ein Scoping Review
Hintergrund Menschen islamischen Glaubens nehmen kaum spezifische palliativmedizinische Versorgungsangebote in Anspruch. Behandlungsentscheidungen am Lebensende sind zumeist auf eine Lebensverlängerung ausgerichtet. Grundsätzlich mangelt es an adressatengerechten palliativen Angeboten und an Wissen darum sowie Akzeptanz. Der Übergang von der kurativen zur palliativen Versorgung wird oft als problematisch erlebt. Weitgehend unklar ist, welche Faktoren die Nutzung von Palliativversorgung sowie die Entscheidungen und Präferenzen am Lebensende bei Menschen islamischen Glaubens bestimmen.
Methode Es wurde ein Scoping-Review gemäß der Methodik des Johanna-Briggs-Instituts durchgeführt. Studien jedweden Designs, publiziert in englischer, deutscher und arabischer Sprache, veröffentlicht bis zum Ende August 2022, kamen für den Einschluss infrage. Die systematische Literaturrecherche wurde in den Datenbanken MEDLINE via PubMed, CINAHL, Cochrane Library sowie Web of Science durchgeführt. Zur Analyse der Studienaussagen wurde ein Verständnis von Palliativversorgung als Sterbehilfe zugrunde gelegt, das folgende Aspekte umfassen kann: die Sterbebegleitung, die indirekte und passive Sterbehilfe, die aktive Sterbehilfe sowie den assistierten Suizid.
Ergebnisse (vorläufige Ergebnisse):
Die Recherche ergab 1.348 Treffer, davon wurden 58 Studien, publiziert von 1998 bis 2022, eingeschlossen. Aussagen zur Sterbebegleitung lassen sich in nur wenigen Studien finden (n=4). Die Mehrzahl der Studien befasste sich mit Formen der Sterbehilfe und legen eine ablehnende Haltung gegenüber allen Formen von Sterbehilfe (indirekte, passive und aktive) und assistiertem Suizid nahe. Gründe für die Ablehnung sind theologische Argumente (n=8), die Suche nach und der Glaube an die Behandelbarkeit (n=2) sowie sozialer Druck (n=3). Gründe für die Akzeptanz waren das eigene professionelle Wertesystem (n=3), mangelnde Lebensqualität (n=5) und der wiederholte Wunsch des älteren Patienten nach Sterbehilfe (n=1).
Folgende Hindernisse für die Inanspruchnahme oder den Zugang zur Palliativversorgung wurden identifiziert: Gesetze und Politik (n=4), Mangel an notwendigen Ressourcen (n=4), kulturabhängige Normen und Werte (n=3), Struktur des Gesundheitssystems (n=3), Mangel an Schulung in Palliativversorgung (n=3), Kommunikation und Interaktion zwischen Betroffenen, Angehörigen und Gesundheitspersonal (n=1).
Schlussfolgerung Nur wenige Studien untersuchen das Thema Sterbebegleitung. Sterbehilfe und assistierter Suizid scheinen mehrheitlich abgelehnt zu werden. Zahlreiche Hindernisse erschweren die Inanspruchnahme spezieller palliativmedizinischer Angebote für Menschen islamischen Glaubens.
Publication History
Article published online:
26 August 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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