Hintergrund Eine Stimmbandparese verhindert den Glottisschluss und effektiven Hustenstoß. Bei
postoperativem Sekretverhalt kann schnell eine respiratorische Insuffizienz entstehen.
Material und Methode In zwei Fällen (69 Jahre, NSCLC; 50 Jahre, Mediastinaltumor) entwickelte sich nach
thoraxchirurgischem Eingriff unter spontaner Atmung eine Sekretretention mit Einschränkung
der Oxygenierung. Trotz intensivem Atemtraining, Inhalation, antibiotischer Therapie,
Schmerztherapie, und Cough-Assist-Training waren tägliche Bronchoskopien zur Sekretabsaugung
erforderlich. Begleitend hatten beide Patienten Heiserkeit bei einer Stimmbandparese
links. Bei weiterer respiratorischer Verschlechterung wurde am 9. bzw. 10. postoperativen
Tag eine Stimmband-Augmentation durchgeführt.
Ergebnis Im OP-Saal erfolgte unter in Sedierung (Propofol) durch einen hinzugezogenen HNO-Arzt
unter spontaner Atmung das Einsetzen des Spekulums und Darstellung des Stimmbandes.
Unter direkter Sicht wurde mit Hilfe einer Nadel das stehende Stimmband mit 0,8 bzw.
2 ml Hyaluronsäure unterspritzt. Der Effekt konnte unter Sicht direkt beurteilt werden;
es wurde mehrfach appliziert bis der gewünschte Status erreicht war. Die Prozedur
dauerte 5 min bzw. 20 min und wurde von beiden Patienten auch bei eingeschränktem
Gasaustausch (2 – 6 l/min Sauerstoff per Nasensonde) komplikationslos vertragen. Nach
dem Eingriff kam es zu einem Rückgang der Heiserkeit und der Hustenstoß wurde deutlich
kräftiger. Tägliche Bronchoskopien waren nicht mehr erforderlich, die respiratorische
Situation war entscheidend verbessert. Ein Patienten konnte schon nach 2 Tagen entlassen
werden, der intensivpflichtige Patienten konnte nach 7 Tagen die Station verlassen.
Schlussfolgerung Die Unterspritzung eines Stimmbandes in Sedierung ist eine schnelle und sichere Technik,
auch bei respiratorisch eingeschränkten Patienten. Die frühzeitige Unterspritzung
eines stehenden Stimmbandes mit der nur für Wochen wirksamen Hyaluronsäure ermöglicht
wieder ein effektives Abhusten und kann ein wertvolles Instrument im postoperativem
Verlauf sein.